Zeughaus - Innenhof mit den Köpfen sterbender Krieger von Andreas Schlüter, Quelle: dpa/ REPORT
Bild: dpa-Zentralbild

PLATZ 7 - Bildhauerei - Köpfe der sterbenden Krieger von Andreas Schlüter

Im Innenhof des Museums für Deutsche Geschichte |Unter den Linden 2 | 10117 Berlin

200 Jahre lang wurden sie falsch verstanden: die Köpfe sterbender Krieger von Andreas Schlüter, zu finden über den Rundbogenfenstern im Innenhof des Zeughauses Unter den Linden. Wer ihn betritt, kann sehen, warum.

Auf die Idylle des ersten Blicks im lichtdurchfluteten Hof mit rosafarbenen Fassaden folgt Gänsehaut. Ausgemergelte Gesichter mit herunterhängendem Kiefer und schlaffer Zunge, wüster Mähne und Bart, die Augen weit aufgerissen oder für immer geschlossen. Es sind die erstarrten Köpfe von Enthaupteten, von 22 Jungen, Männern und Greisen, zu denen man da von allen Seiten aufschaut.

Dass der offene Hals von langem Haar oder Bändern verdeckt ist, hilft wenig: Der Todeskampf steht den in Sandstein gemeißelten Häuptern ins Gesicht geschrieben, jedem auf seine Weise. Bis Ende des 19. Jahrhunderts glaubten Kunsthistoriker deshalb, die Köpfe seien eine Kriegs-Anklage.

Für diese Message war das 1695 neu erbaute Zeughaus der denkbar unpassendste Ort. Tausende Waffen und Geschütze, in Feldzügen erbeutet, wurden dort gesammelt, gepflegt und geordnet – ein Trophäenlager, das die Kriegskunst feiert. Auch die abgeschlagenen Köpfe galten als Trophäen – Beweise für den Sieg über die Türken im Jahr 1683.

Autorin: Inga Machel

(gekürzt)

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Im Innenhof des Zeughauses kann man die "Köpfe" sehen...