Seit 15. Juli 2007 ist Bärbel Wichmann Redaktionsleiterin bei BRANDENBURG AKTUELL. Die erfahrene Journalistin hat bereits von 1992 bis Oktober 2005 in der Potsdamer Redaktion gearbeitet. Bis 2007 war Bärbel Wichmann für besondere Aufgaben in der Chefredaktion des rbb Fernsehens verantwortlich.
1. Wie war Ihr erster Tag bei BRANDENBURG AKTUELL?
Es gab Anfang 1992 kaum Stühle in der Redaktion, aber hoch motivierte Journalistinnen und Journalisten. Es war ein bunt gemischtes Völkchen, sehr spannend und anregend, einige kamen vom Landessender Brandenburg, aus dem DFF, andere vom SFB, von RiasTV, NDR, WDR oder SDR, und es gab Seiteneinsteiger. Alle vereinte eine große Neugierde auf das neue Land, der Wille, Neues auszuprobieren und die Brandenburgerinnen und Brandenburger allabendlich gut und abwechslungsreich zu informieren.
2. Welches war Ihr persönlicher Höhepunkt in den 20 Jahren?
Das ist so eine Frage, die ich nicht auf Anhieb beantworten kann. Aus den vielen tollen Erlebnissen, die ich in den 20 Jahren als Reporterin und Redakteurin hatte, eines auszuwählen, fällt mir wirklich schwer. Ich hatte die Möglichkeit, bei BRANDENBURG AKTUELL alle Themen als Journalistin zu bearbeiten, die das Leben hergibt, da wäre es ungerecht, eines heraus zu heben. Überhaupt finde ich, dass tagesaktuelles Arbeiten immer den Vorteil hat, neben allem Stress, dass man jeden Abend seine Arbeit abrechnen kann. Und das ist schon ein sehr schönes Gefühl. Deshalb gibt es nicht den einen Höhepunkt, sondern viele, viele.
3. Welche Nachricht hat Sie besonders berührt?
Immer, wenn Menschen durch die Tat Anderer ums Leben gekommen sind, berührt mich das tief. Besonders schrecklich waren solche Ereignisse, wie die Entführung und der grausame Tod von Matthias Hintze, dem Gastwirtssohn aus Geltow, der Mord an der kleinen Ulrike oder der Unfall eines polnischen Reisebusses am Autobahnkreuz Schönefeld, wo 13 Menschen starben.
4. Über welche Nachricht haben Sie sich besonders gefreut?
Als Turbine Potsdam als erste Mannschaft die Champions League gewann.
5. Gibt es einen Moment in den 20 Jahren, der Ihnen besonders peinlich war?
Mit Schrecken denke ich daran, wie ich im Hochwasser 97 eine Sendung verantwortete, bei der zu Beginn nur zwei von fünf Beiträgen vorlagen, und wir am Anfang nicht wussten, wie das Ende aussehen wird. Das vielköpfige Sendeteam wollte wissen, was wir machen, und ich konnte nur immer häppchenweise etwas sagen, schrecklich! - Aber es ging alles gut - danke noch mal an alle!
6. Haben Sie schon viele Heiratsanträge bekommen oder andere nette Fanpost?
Das hält sich bei den Menschen hinter der Kamera in Grenzen. Aber ich habe viele tolle Brandenburgerinnen und Brandenburger kennengelernt, deren Enthusiasmus und Engagement mich begeisterte: Ob es die Premnitzer waren, die um ihren Betrieb kämpften, die Mundartdichterin, die sich ums Uckermärker Platt bemühte, der Tierparkdirektor, der ganz neue Wege mit seinem Zoo beschritt, der Pfarrer, der seinen Talar an den Nagel hing, um sich voll und ganz für den Kampf gegen Rechtsextremismus einzusetzen, Handwerker, die um den Erhalt ihrer Betriebe kämpften, Zuzügler mit Visionen für ihre neue Heimat. Viele habe ich über die Jahre immer wieder getroffen, einige sind gute Bekannte geworden.
7. Sie waren mit BRANDENBURG AKTUELL auch in der Region unterwegs. An welchem Ort haben Sie besonders gerne recherchiert?
Mich interessiert besonders die Grenzregion zu Polen. Als Journalistin war ich immer wieder bei unseren östlichen Nachbarn unterwegs, und schätze sie sehr. Ich beobachte mit Spannung, wie sich das Zusammenleben von Polen und Deutschen an Oder und Neiße entwickelt. Manchmal bin ich erstaunt, wie fremd sich die Menschen rechts und links der Flüsse noch sind, und dann finde ich wieder tolle Beispiele von ganz selbstverständlicher Gemeinsamkeit. Als Polen 2004 der EU beitrat, machten wir von Gartz nach Forst eine Tour mit unserem Satellitenübertragungswagen und meldeten uns jeden Abend live, um zu berichten, wie wir auf die EU-Osterweiterung vorbereitet waren. Am 1. Mai waren wir dann beim großen Feuerwerk in Frankfurt (Oder) dabei, das war ein tolles Gefühl. Fünf Jahre später haben wir einen BRANDENBURG AKTUELL Reporter wieder losgeschickt, um zu sehen, was die EU gebracht hat. Es entstand eine fünfteilige Serie, die ich ganz besonders schätze.
8. Sie arbeiten nach wie vor gerne für BRANDENBURG AKTUELL, weil ...
... mich Brandenburg und die Brandenburger immer noch begeistern.
9. Ein Blick in die Zukunft: Über welches Thema wird BRANDENBURG AKTUELL heute in 20 Jahren berichten?
Über alles, was die Brandenburger bewegt ... und es wird der letzte Landschleicher gezogen, dann ist die Schüssel leer.
10. Ihr persönlicher (Glück-)Wunsch zum 20. Jubiläum?
Allzeit viele Ideen, große Kreativität, überzeugende Kompetenz und vor allem Spass und Lust, um allabendlich das ganze Land in 30 Minuten zu bieten.