Christian Görke im Wahlkampf-Finale - "Nehmt die Beine hoch, wählt Links"

Fr 12.09.14 | 08:59 Uhr | Von Alex Krämer
Video: Brandenburg aktuell | 11.09.2014 | Tina Rohowski

Am Sonntag ist es so weit: In Brandenburg wird gewählt. Höchste Zeit für die Parteien, zum Endspurt anzusetzen. Die CDU zum Beispiel holt sich am Freitag nochmals Hilfe von der Kanzlerin in Cottbus. Bei der Linken, die ihre Regierungsbeteiligung in Potsdam verteidigen will, hat die Schlussphase schon Donnerstagabend begonnen. Von Alex Krämer

Christian Görke, Spitzenkandidat der Linken, zielt auf eine Torwand. "Görke trifft", steht darauf. Und als die Moderatorin nach dem zweiten Versuch schon sagt, Politik könne er besser als kicken, trifft Görke endlich auch.

Der Keplerplatz im Potsdamer Plattenbauviertel "Am Stern", zwischen Stadtbezirksbibliothek und Supermarkt ist voll. Hier ist eine echte Linken-Hochburg. Etwa 500 Anhänger und Anwohner sind da. Viele von ihnen sind jenseits 70, es riecht nach Bratwurst. Solide, innovativ und vor allem sozial sei die Linke, versprechen die Wahlplakate – und auch Christian Görke in seiner Rede.

"Wir haben als Linke den Rechtsanspruch auf den Kita-Platz wieder realisiert. Wir waren es, die den Betreuungsschlüssel verändert haben, und zwar positiv. Das ist soziale Politik, die die SPD lange für sich reklamiert hat, aber nie umsetzen konnte. Die Linke macht den Unterschied, wenn es darum geht, Brandenburg sozial und solidarischer zu gestalten."

Hauptgegner ist die CDU

Die SPD wurde, so stellt es Görke in seiner Rede mehrfach dar, 2009 nach dem Ende von Schwarz-Rot auf "den richtigen Weg" geführt wurde. Die SPD greift er deshalb auch nicht an - mit ihr will er weiter koalieren. Sein Hauptgegner ist die CDU. Sein Vorwurf lautet  unrealistische Versprechungen: "Geben Sie endlich ehrliche und finanzierbare Antworten. Wer sage und schreibe 1,6 Milliarden Euro strukturelle Mehrausgaben in seinem Wahlprogramm niederschreibt – das ist so viel wie Linke und SPD zusammen – dem kann man doch nicht dieses Land überlassen." Sondern, so folgert Görke, der Linken.

"Wir haben mit dem Finanzministerium bewiesen, dass wir besser mit Geld umgehen können als schwarz-rote Koalitionen. Wir können nicht nur Finanzen, Gesundheit, Wirtschaft, wir können auch Bildung, Polizei und wir können vor allem Soziales. Und deshalb: Nehmt die Beine hoch, wählt Links."

Anhänger finden seinen Kurs gut

Über die vielen Kröten, die die SPD der Linken zu schlucken gegeben hat - Personalabbau, neue Braunkohle-Tagebaue – redet Görke nicht. Auch ein ausgeglichener Haushalt ist eigentlich kein typisch linkes Ziel. Die Linken-Anhänger im Publikum finden Görkes pragmatischen Regierungskurs trotzdem gut. "Natürlich muss die Linke unbedingt drin bleiben, also bitte nicht wieder Rot-Schwarz, und schon gar nicht Schwarz", heißt es da. Oder: "Nur Opposition bringt nicht allzuviel."

Das findet die CDU allerdings auch. Wenn sie weiter mitregieren wollen, müssen sich die Linken schon mal auf neue Kompromisse einstellen.

Beitrag von Alex Krämer

Mehr zum Thema

Vorwurf des Amtsmissbrauchs - Finanzminister Görke zahlt umstrittene Fotos selbst

Brandenburgs Finanzressortchef Christian Görke, zugleich Spitzenkandidat der Linken für die Landtagswahl, steht in der Kritik. Bei seiner "Sommertour" ließ sich der Minister unter anderem in einem Kanu fotografieren - pikanterweise von einem Parteikollegen mit Honorarvertrag. Die Opposition wirft ihm vor, das Ministeramt zu Wahlkampfzwecken zu nutzen. Jetzt rudert der Minister zurück. Jedenfalls teilweise.

BrandenburgTREND vom 27. August 2014 - SPD vergrößert ihren Vorsprung

Im Frühsommer sah es noch nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der SPD und der CDU aus. Doch zweieinhalb Wochen vor der Landtagswahl legen die regierenden Sozialdemokraten im BrandenburgTREND von Brandenburg aktuell und "Märkischer Oderzeitung" zu, während die CDU und auch die Linken leicht verlieren. Die AfD wird der Umfrage zufolge den Sprung ins Parlament schaffen, während die Grünen zittern müssen.

Brandenburg vor der Wahl - Land der roten Hoffnung - und der schwarzen

Die Bilanz nach fünf Jahren Rot-Rot fällt gemischt aus: mehr Menschen in Arbeit und weniger Schulden, dafür steigende Kriminalität und ein Braunkohle-Abbau, der das Land spaltet: Wählt Brandenburg bei der Landtagswahl Mitte September deshalb weniger Rot und mehr Schwarz? Und wie wählen die 16-Jährigen, die erstmals in einem deutschen Flächenland mit von der Partie sind? Von Alex Krämer