Schon 33.000 Unterschriften für Łukasz U. - Polnischer LKW-Fahrer für Verdienstkreuz vorgeschlagen

Mo 26.12.16 | 14:23 Uhr
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Der Spediteur Axel Zurawski zeigt ein Foto von seinem Cousin Lukasz Urban. (Quelle: dpa/STR)
Bild: AP

Mit seinem "heldenhaften Handeln" habe Łukasz U. vermutlich viele Menschenleben gerettet. Daher fordert eine Online-Petition das Bundes-Verdienstkreuz für den polnischen LKW-Fahrer, der zu den zwölf Opfern vom Breitscheidplatz zählt.

Eine Online-Petition fordert das Bundesverdienstkreuz für den polnischen Lkw-Fahrer, der beim Anschlag in Berlin auf dem Beifahrersitz saß und mit dem Attentäter gekämpft haben soll. Łukasz U. sei ein Held, der vermutlich "viele Menschenleben gerettet" habe, schrieb die Initiatorin der Petition, Constanze Stelzenmüller, auf der Plattform Change.org.

U. soll Attentäter ins Lenkrad gegriffen haben

Medienberichten zufolge soll U. dem Attentäter Anis Amri auf dem Breitscheidplatz ins Lenkrad gegriffen haben. Dies würde auch erklären, warum der LKW nach links ausbrach und wieder auf die Budapester Straße zurückfuhr, wo er zum Stehen kam. Erst während dieser Aktion soll Amri U. erschossen haben.

Er habe zudem "ein großes Zeichen gesetzt für die Freundschaft und Aussöhnung zwischen unserem Land und Polen, dem unsere Vorfahren Furchtbares angetan haben." Die Petition, die am Donnerstag gestartet war, hatten bis Montagnachmittag bereits über 33.000 Menschen unterschrieben. Die Petition soll Bundespräsident Joachim Gauck überreicht werden. In der Regel kann der Verdienstorden nicht posthum verliehen werden. Doch es gibt Außnahmen: So hatte zum Beispiel Flugkapitän Jürgen Schumann, der bei der Entführung der "Landshut" 1977 erschossen worden war, den Verdienstorden verliehen bekommen.

Stiftung sammelt Geld für Familie

U. war tot im Führerhaus gefunden worden. Laut Medienberichten hatte er jedoch bis zum Anschlag gelebt und anscheinend versucht, die Tat zu verhindern. Er sei zuerst durch Messerstiche verletzt und erst kurz vor der Flucht des Täters erschossen worden.

U. hatte für eine Spedition bei Stettin gearbeitet. Diese wurde in den vergangenen Tagen mit Anfragen überhäuft und hat deshalb bei Facebook Antworten auf die vielen Fragen gepostet. Die Spedition veröffentlichte auch die Bankverbindung von U. Witwe. Neben ihr hinterlässt der 37-Jährige einen 17-jährigen Sohn. Außerdem sammelt eine Stiftung Geld für die Familie des Mannes. "Für alle Interessierten planen wir die Zusammenarbeit mit noch einer anderen Stiftung", heißt es wörtlich.

Britischer Brummi-Fahrer sammelt mehr als 170.000 Euro ein

Ein britischer Lastwagenfahrer hat unterdessen auf www.gofundme.com/van9vwuk für Angehörige des in Berlin getöteten Kollegen gesammelt. Das Crowdfunding brachte in vier Tagen mehr als 150.000 Pfund (mehr als 170.000 Euro) ein. "Obwohl ich Łukasz nicht kannte, hat die Geschichte mich schockiert und angewidert", erklärte der Trucker Dave Duncan. Duncans Spendenaufruf endet mit den Worten "RIP (Ruhe in Frieden) Łukasz - von den Truckern in Großbritannien und anderswo". Laut der Website beteiligten sich mehr als 9.300 Spender an der Aktion. Den Angaben zufolge, medete sich auch Us. Frau bei dem britischen Fahrer - sie sei "überaus dankbar".

CSU schlägt Ehrung auch für italienische Polizisten vor

Unterdessen haben CSU-Politiker auch eine Ehrung für die zwei italienischen Polizisten ins Gespräch, die den mutmaßlichen Attentäter Anis Amri vier Tage nach der Tat in der Nähe von Mailand gestellt hatten. Bei einem anschließenden Schusswechsel wurde Amri getötet und ein Polizist verletzt. Der CSU-Bundestagsabgeordnete Hans-Peter Uhl sagte der "Bild"-Zeitung: "Die beiden italienischen Polizisten haben für ihr entschiedenes Handeln eine Auszeichnung verdient." Infrage käme unter anderem auch die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes. Doch müsste man dem Bundespräsidialamt die "Auswahl einer geeigneten Ehrung überlassen".

Ähnlich äußerte sich der CSU-Innenexperte Michael Frieser. Unterstützung erhielt der Vorstoß auch von Rainer Wendt, dem Bundesvorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft. "Die italienischen Polizisten haben sich mit ihrem Mut auch um Deutschland verdient gemacht", sagte Wendt der "Bild"-Zeitung.

23 Kommentare

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  1. 23.

    Der Tod ist sicherlich tragisch, vor allem für die Familie des LKW-Fahrers. Aber wie es jetzt aussieht, hat er wohl seinen LKW gegen den Diebstahl verteidigt. Wenn er schon Stunden vor dem Attentag unfähig war, einzugreifen, wofür soll er dann das Bundesverdienstkreuz bekommen?

  2. 22.

    Genauso sehe ich das auch! Es wird sofort, egal in welche Richtung, einfach mal losgelegt.... Anstatt erstmal die Ermittlungen abzuwarten müssen sich irgendwelche Wichtigtuer/Wichtigtuerinnen an die Öffentlichkeit drängen.

  3. 21.

    Hallo ULI,
    ja, das stimmt alles ! Aber, ER hat nicht weggeschaut, obwohl schon in Lebensgefahr ! Ich finde, das sollte man doch besonders ehren mit der Verleihung des Verdienstkreuzes. Das würde auch seiner Familie bei ihrer großen Trauer ein wenig guttun, wenn das iim Moment auch schwerfallen wird.

  4. 20.

    Mir tun alle leid die unschuldig zum Opfer werden. Warum aber hängt man sich sofort an einen Zug ohne Fakten zu kennen?
    Uns allen würde es gut zu Gesicht stehen erst einmal offizielle Nachrichten zu haben bevor wir verdammen oder glorifizieren.

  5. 19.

    "Die abschließenden Obduktionsergebnisse hätten ergeben, dass der Pole am Tag der Bluttat schon zwischen 16.30 und 17.30 Uhr einen Kopfschuss erlitten und viel Blut verloren habe, berichtete die "Bild"-Zeitung am Montagabend online. Möglich sei, dass er zum Zeitpunkt des Attentats noch gelebt habe. Zu einem Eingreifen sei er nach Einschätzung der Mediziner aber nicht fähig gewesen."

    Ich finde dieses ganze Gerede ein wenig voreilig. Vielleicht erst einmal abwarten, was am Ende heraus kommt. Was ist mit den anderen Opfern des Attentats?

  6. 18.

    Lukasz U. soll nicht in Vergessenheit geraten. Wie auch immer der genaue Tatablauf gewesen sein mag, dieser Mann und seiner Familie gebührt Respekt. Eine finanzielle Unterstützung vom Bund für seine Fam. und Anerkennung der Bundesrepublik Deutschland gebührt dem Anstand. Hiermit schlage ich Herrn Lukasz U. für das Bundesverdienstkreuz vor.

    Achim Scharringhausen

  7. 17.

    Ich denke der Familie ist mehr geholfen, wenn die Regierung ihren Beitrag dazu leisten würde dass die Hinterbliebenen finanziell versorgt sind. Wenn dann das Bundesverdienstkreuz zusätzlich verliehen wird, ist es eine noch schönere Geste.

  8. 16.

    Das hast du aber schön gesagt! Immer diese Zweifler und anders Denkenden! Ich finde es so toll, wenn wir alle für die Opfer spenden. Darüber nachdenken und diskutieren bringt doch gar nichts. Das ist schließlich keine Verstandes Sache sondern muss aus dem Herzen kommen!

  9. 15.

    Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, auch Bundesverdienstkreuz genannt, ist die einzige allgemeine Verdienstauszeichnung der Bundesrepublik Deutschland. Er wird für besondere Leistungen auf politischem, wirtschaftlichem, kulturellem, geistigem oder ehrenamtlichem Gebiet verliehen. Und welche Rechtfertigung gibt es jetzt noch

  10. 14.

    weil es ein zeichen setzen soll man.. streng doch mal bitte deine gehirnaktivität an und tu nicht so als ob alles selbstverständlich wäre wenn es nur so wäre. woher sollen den courage und mut kommen ohne beispiele?
    anscheinend ist in deiner welt alles in ordnung und die anderen sind schuld, daher kann auch niemand posthum in ehren bedacht werden oder wie?

    mit solchen menschen wie dir haben viele menschen zu kämpfen, weil sie nie die leistung anderer anerkennen aber immer wissen wie es besser geht. DEMUT mein lieber, demut ist gefragt und nicht solch unsinniges geschwaffel um die vergleiche von generationsleistungen wie der der nachkriegszeit. das wird nie vergessen werden und stehts anerkannt sein!!!

    in gedenken jedweder opfer vom süden bis in den norden und vom osten bis in den westen.. der mensch ist ein krebsgeschwür für diese welt und einige gutmütige krebszellen verdienen beachtung! komme was wolle.. frohes fest!

  11. 13.

    Lieber Uli
    Dieser Mann hat sein Leben geopfert um andere zu retten.
    Ich kenne keinen der so mutig gewesen wäre.

  12. 12.

    Es ist leider nicht "normal". Aber selbst wenn, dann war das Normale hier etwas Herausragendes, das auch honoriert werden kann, darf und sollte.

  13. 11.

    warum soll er ein Verdienstkreuz bekommen , weil er was "normales " getan hat , was jeder Mensch für andere tun sollte egal woher er oder sie kommen , was ist mit den Trümmerfrauen haben die eins bekommen ? Dafür das sie unser Land wieder aufgebaut haben , nein sie werden noch um ihre rente betrogen . Wenn alle Menschen soviel Courage hätten wie es dieser man hatte , würde es den IS garnicht geben und er würde heute noch leben , und die Leute die diesen Menschen in den Himmel heben sollten mal drüber nach denken wie sie gehandelt hätten ! Sehr wahrscheinlich hätten sie sich gesagt Augen zu und durch , aber für mich ist das nicht normal wegzuschauen sondern zu handeln , und wenn es bloß ein Anruf bei der Polizei ist , sowas nennt man miteinander leben , und nicht nebeneinander das führt zu so etwas

  14. 9.

    wenn es sich so zugetragen hat, das der polnische (eigentliche) Fahrer des LKW noch versucht hat, unter diesen Umständen wo sein eigenes leben schon in Gefahr war noch möglichst viele Menschenleben zu retten,(er hätte ja auch abspringen können ?) so hat er sich diese Ehrung mehr als verdient. Das sind wir seiner Familie schuldig und dem polnischen Staat gegenüber dazu verpflichtet.
    Ihr Max

  15. 8.

    Wenn der LKW Fahrer nach Stettin überführt wird, dann sollte das auf einen Tieflader im Konvoi von Zugmaschinen geschehen. Die Bevölkerung in Deutschland und Polen werden so Abschied nehmen können.

  16. 7.

    Genau, dann wird es keinen Terror mehr geben......Wie naiv. Machen sie ihren Wahlkampf woanders.

  17. 6.

    Trotz des Nizza-Attentats wurden tragischerweise in Deutschland bis zum 19.12.2016 keine Betonschutzblöcke bei Weihnachtsmärkten auf öffentlichen Plätzen installiert. Eine Pannenserie (Fehleinschätzungen staatlicher Behörden + Richter + Politiker, Personalmangel der Polizei u.a.) machte es Anis Amri möglich, sich monatelang frei in Deutschland aufzuhalten, innerhalb des Landes hin und her zu reisen und Kontakte zu Islamisten zu unterhalten. Mit Hilfe dieser Kontakte tauchte er nach seiner Terror-Tat am 19.12.2016 in Richtung Italien unter. Diesem Versagen des deutschen Staates und deutscher Politiker werden Konsequenzen folgen, z.B. bei der Bundestagswahl 2017!

  18. 5.

    Zunächst vermisse ich, sollte es sich so zugetragen haben, wie die Medien berichten, einen offiziellen Dank seitens der Politiker an den ermordeten Fahrer bzw. seine Angehörigen. Was die Fragen angeht, wie ein Einzelner den offenbar recht kräftigen Fahrer möglicherweise Stunden zuvor unter seine Kontrolle bringt aber nicht z.B. fesselt, ihn zunächst mit dem Messer schwer verletzt um ihn nach vollbrachter Tat zu erschießen, was sich in der Zeit abgespielt haben mag, wird vielleicht die Untersuchung des Falles erbringen. Ich gehe davon aus, das der Terrorist Mittäter hatte und daher aus ermittlungstaktischen Gründen nichts weiter berichtet wird, jedenfalls hoffe ich das.

  19. 4.

    Der Fahrer ist gestorben und wurde der Berichterstattung zufolgen auf der Beifahrerseite aufgefunden - alles weitere sind Pietät und Respekt den Opfern gegenüber, solche Fragen braucht´s nicht.....

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