Vier Verdächtige in U-Haft - Terror-Fahnder heben Berliner Salafisten-Zelle aus

Fr 28.04.17 | 18:54 Uhr
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Eine Polizeiwache befindet sich direkt gegenüber von dem Haus mit den Räumlichkeiten des Moschee-Vereins "Fussilet 33". (Quelle: dpa/Bernd von Jutrczenka)
Video: Abendschau | 28.04.2017 | Norbert Siegmund | Bild: dpa/Bernd von Jutrczenka

Deutschen und italienischen Ermittlern ist ein Schlag gegen mutmaßliche Islamisten gelungen. Einer der Männer soll Kontakt zum Berlin-Attentäter Anis Amri gehabt haben. In Berlin sitzen laut Staatsanwaltschaft vier Verdächtige in Untersuchungshaft.

Deutsche und italienische Anti-Terror-Kräfte haben nach umfangreichen Ermittlungen eine Gruppe mutmaßlicher Islamisten in Berlin gestoppt. Den italienischen Behörden zufolge soll einer der Verdächtigen in Verbindung mit Anis Amri gestanden haben, der am 19. Dezember den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche verübte. Der Islamist war wenige Tage nach dem Anschlag von italienischen Polizisten auf der Flucht erschossen worden.

Wie der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, dem rbb am Freitag bestätigte, sitzen vier der Verdächtigen in Untersuchungshaft in Berlin. Steltner zufolge sollen einige der Verdächtigen auch Kontakte zum Berliner Moscheeverein "Fussilet 33" unterhalten haben, wo auch Amri verkehrte. Ende Februar wurde der Verein verboten.

Islamisten-Gruppe soll elf Mitglieder gehabt haben

Die italienische Polizei sprach in ihrer Mitteilung von einer "salafistischen Zelle", die in Berlin ausgehoben wurde. Insgesamt seien "elf Mitglieder" der Gruppe identifiziert worden. Sie seien zwischen 20 und 30 Jahren alt und hätten ähnliche Formen der Radikalisierung durchlaufen, hieß es.

Aufgespürt wurde die mutmaßliche Islamisten-Gruppe nach der Festnahme eines Kongolesen, gegen den die italienischen Behörden ein eigenes Ermittlungsverfahren eingeleitet haben. Zusammen mit einem 22-jährigen Marokkaner wollte er sich im Dezember von Berlin aus über Italien nach Syrien absetzen, um dort im Bürgerkrieg zu kämpfen.

Abgehörte Telefonate führten Ermittler nach Berlin

Der italienischen Polizei zufolge wurde der Mann aus dem Kongo in einem Zentrum für abgelehnte Asylbewerber in Brindisi untergebracht. Da die Ermittler sein Telefon abhörten, fanden sie heraus, dass die beiden Männer mit anderen Mitgliedern der Berliner Gruppe in Kontakt standen und mit gefälschten Papieren unterwegs waren. Drei weitere Mitglieder der Gruppe seien am 4. Dezember an der Grenze zwischen Kroatien und Serbien festgenommen worden, als sie vermutlich Richtung Irak oder Syrien unterwegs waren.

Die italienische Polizei hatte am Freitag erstmals von der Festnahme berichtet, die bereits am 2. Januar erfolgte. Gut vier Wochen später sei der Marokkaner nach Berlin überstellt worden. Dort wurde er am 31. Januar von der Polizei empfangen und zusammen mit drei weiteren mutmaßlichen Komplizen festgenommen.

Verdächtiger wurde zusammen mit Amri observiert

Die vier Männer säßen in Untersuchungshaft, sagte der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, weil der Verdacht bestehe, dass sie eine schwere staatsgefährdende Gewalttat vorbereitet hätten. Nach bisherigen Erkenntnissen ging es aber nicht um mögliche Anschläge in Deutschland oder Italien. Vielmehr, so Steltner, wollte der Marokkaner im Dezember vergangenen Jahres nach Syrien reisen, um sich dort der Terror-Organisation "Islamischer Staat" anzuschließen und an Kampfhandlungen teilzunehmen.

Nach rbb-Recherchen war der Mann im Sommer vor dem Berlin-Anschlag in Begleitung von Amri observiert worden. Doch seine Festnahme und die des Kongolesen stünden in keinem Zusammenhang zum Weihnachtsmarkt-Anschlag, sagte Steltner. Bei den drei anderen Männern, die in U-Haft sitzen, handelt es sich der Staatsanwaltschaft zufolge um zwei Türken im Alter von 31 und 46 Jahren und einen 24 Jahre alten Deutschen.

Deutsche Behörden stuften 22-Jährigen als "Gefährder" ein

Vor ihrer Festnahme waren der Kongolese und sein 22 Jahre alter Komplize den italienischen Ermittlern zufolge in Italien unterwegs. Anfang Dezember seien sie mit einem Zug aus München nach Rom gefahren. Nach einem Zwischenstopp reisten sie in die Hafenstadt Ancona weiter. Von dort wollten sie eine Fähre nach Griechenland nehmen, um später nach Syrien zu gelangen.

Wegen eines Streiks hatte sich die Abfahrt laut Polizei jedoch verzögert, woraufhin die Männer in einer Herberge einchecken wollten. Der Marokkaner wies sich aus. Weil die deutschen Behörden den Italienern gemeldet hatten, dass es sich bei dem Marokkaner um einen Gefährder handelt, wurde er festgenommen und nach Berlin überstellt.

2 Kommentare

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  1. 2.

    @Hannes ... Das von Ihnen beklagte zögerliche Vorgehen gegen sog. Gebetshäuser bzw.
    Moscheevereine erkläre ich mir mit der "political correctness". Die "verbietet" die Denke,
    dass es sich beim Islam um eine religiös bemäntelte Ideologie handelt. ... Warum denke ich das ?
    --> Der Islam strebt den weltweiten Gottesstaat mit Schariarecht an.

  2. 1.

    Bei den Rockern und Rechten schafft der Staat es doch auch immer häufiger, die entsprechenden Vereinsheime und Betriebe dicht zu machen. Warum wird dies bei den entsprechend bekannten "Gebetshäusern" nicht gemacht? Der Staat ist dermaßen blind beim Islamischen Terror das in der Regel nur noch reagiert werden kann. Ein unhaltbarer Zustand, diese Regierung hat sich absolut selbst zerlegt. Man könnte aus der Haut fahren.

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