Krise im Öffentlichen Dienst - Schlecht gewappnet für die Pensionierungswelle

Di 20.06.17 | 11:00 Uhr
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Ausbilderin und Auszubildene im Bürgeramt Berlin-Kreuzberg im Jahr 2015 (Quelle: imago)
Video: Abendschau | 19.06.2017 | Robert Holm/Gast im Studio: Ansgar Hocke | Bild: imago stock&people

In Berlin geht ein Viertel der Verwaltungs-Beschäftigten bis 2023 in Rente - und es gibt nicht genug Nachwuchs. Gleichzeitig wächst die Stadt weiter: In der Verwaltung droht ein Desaster. Der Senat versucht jetzt gegenzusteuern. Von Jana Göbel, Ansgar Hocke und Götz Gringmuth-Dallmer

In Berlin zeigt die Kurve beim Bevölkerungswachstum steil nach oben - die Hauptstadt steuert auf die Vier-Millionen-Marke zu.  Schon jetzt gibt es Engpässe im Öffentlichen Dienst. Denn die Stadt hat massiv Stellen abgebaut: Gab es 2003 noch 40 Vollzeitstellen im Öffentlichen Dienst je 1.000 Einwohner, waren es 2016 noch 28,5. Und diese Entwicklung wird sich wohl fortsetzen:  Wenn die Stellen nicht vollständig wieder besetzt werden können, so eine Prognose des rbb, wären in einigen Jahren nur 22 Mitarbeiter für 1.000 Einwohner da. Die Pensionierungswelle rollt, und es fehlt der Nachwuchs.

Dem rbb berichten Mitarbeiter nun exklusiv aus dem Inneren der Verwaltung über die Folgen des Personalmangels. Da beschreibt Polizist Tom S. (Name von der Redaktion geändert), dass verurteilte Straftäter nicht ins Gefängnis gebracht werden können. "Die Haftstrafen können teilweise nicht vollstreckt werden. Wir haben nicht die Zeit zu ermitteln, wo derjenige sich aufhält", berichtet er. Und Manuela Sottong, Vize-Landeschefin der Deutschen Steuergewerkschaft in Berlin, erzählt, dass Kollegen in den Finanzämtern von sogenannten grünen Wochen berichtet hätten. In diesen Wochen seien Steuererklärungen nicht mehr ordentlich geprüft worden, weil Personal fehle. "Da heißt es dann: Augen zu und durch", erzählt sie. Sottong arbeitet seit 25 Jahren als Steuerbeamtin in Berlin. "Dann wird alles durchgewunken, was eingeht." Gute Zeiten für Steuersünder, doch dem Land gingen dadurch Steuereinnahmen verloren, so Sottongs Kritik.

Dabei wurden bei der Polizei und den Finanzämtern nach Aussagen der Pressestellen alle Stellen besetzt. Doch die jeweiligen Gewerkschaften sagen, das reiche nicht. Die Gewerkschaft der Polizei fordert 3.000 Mitarbeiter mehr. "Wir haben ein Defizit, das wir mit den aktuellen Einstellungen nicht auffüllen" sagt GdP-Sprecher Benjamin Jendro. Die Deutsche Steuergewerkschaft (DStG) fordert 2.000 zusätzliche Mitarbeiter für die 23 Berliner Finanzämter. Der Berliner Vorsitzende Detlef Dames geht davon aus, dass ein Drittel der Beschäftigten bis 2025 in Rente geht. "Wir können dem demografischen Wandel nicht gerecht werden, weil die Ausbildungszahlen nicht ausreichen.“

"Wir müssten 50.000 Leute an Bord holen"

Daniela Ortmann, Vorsitzende des Hauptpersonalrates Berlin teilt die Sicht der Gewerkschafter. Zwar wurden und werden neue Stellen in der Berliner Verwaltung geschaffen, aber man sei noch immer unterbesetzt, sagt Ortmann. Es gebe kein Konzept. Bis heute wisse man nicht, wo eigentlich wie viele Mitarbeiter fehlten. "Wir verlieren in den nächsten Jahren 30.000 Beschäftigte", sagt Ortmann. "Dazu kommt die wachsende Stadt. Wir müssten also etwa 50.000 Leute an Bord holen. Davon sind wir meilenweit entfernt."

Anstrengungen reichen wohl nicht aus

Schwarz auf Weiß steht es im rot-rot-grünen Koalitionsvertrag: "Die Koalition wird dafür Sorge tragen, dass die Stadt funktioniert, die Verwaltung kundenorientierter und leistungsfähiger wird." Unter dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) gab  es zwar eine klare Trendwende für mehr Personal. Doch es sieht so aus, als würden die Anstrengungen nicht ausreichen.  

Auf die Frage, wie viele Stellen im vergangenen Jahr besetzt werden konnten, schreibt die für Personal zuständige Senatsverwaltung für Finanzen dem rbb: "Für 2016 war in den Hauptverwaltungen ein Mehrbedarf von 3.115 Stellen anerkannt, für 2017 weitere 974 Stellen. Ob sie besetzt sind, kann die Senatsverwaltung für Finanzen nicht auswerten."

Auf dem Monitor der Wartenummerausgabe im Bürgeramt Neukölln steht am 17.7.2012 "Ihre Wartenummer wurde gedruckt und lautet: 182. Es warten 116 Kunden vor Ihnen." (Quelle: imago/Olaf Wagner)
| Bild: imago/Olaf Wagner

Ein Monat Wartezeit für Ummeldungen

Wo die Not am größten ist, wird so gut es geht nachgelegt. Kürzlich gab es auf die Schnelle eine halbe Millionen Euro für die Bauplaner in den Bezirken, um die dortigen Engpässe zu beseitigen. Die Bürgerämter erhielten 167 Stellen mehr. Das sorgte zwar für Entlastung, aber die Zahl der Kunden steigt in vielen Bezirken weiter.

Die Wartezeit für eine Ummeldung der Wohnung beträgt immer noch über einen Monat. Auch die KfZ-Zulassungsstellen wurden aufgestockt. Dennoch: Wer sein Auto zulassen will, muss länger als einen Monat warten. Beschäftigte sprechen von katastrophalen Zuständen in der Jüterboger Straße.  Eine Mitarbeiterin erklärt dem rbb: "Bei  den sogenannten Händlerschaltern  werden blaue 20-Kilo-Kisten mit den Anträgen, Ausweisen, KfZ-Schildern  hin und her geschleppt.  Mitarbeiter versuchen, das Chaos zu beherrschen. Der Krankenstand erreicht Höchstwerte - bis zu 40 Prozent.  Die Zahl der Zulassungen hat sich in Tausender-Schritten erhöht, aber wir haben zehn Leute weniger."

Berliner Bezirke können Stellen kaum neu besetzen

In den Bezirksverwaltungen ist die Lage besonders dramatisch: Bei den Beschäftigten fehlt nahezu eine ganze Generation von 30- bis 40-Jährigen. Marzahn-Hellersdorf verliert bald mehr als 35 Prozent der Mitarbeiter, Treptow-Köpenick und Friedrichshain-Kreuzberg jeweils 30 Prozent.

Ob es gelingt, die fehlenden Mitarbeiter zu ersetzen, ist unklar. Laut Senatsverwaltung für Finanzen konnten 2016 von 547 bewilligten Stellen nur 436 besetzt werden. Der rbb startete eine Umfrage unter allen Bezirken, um herauszufinden, wo es mit der Wiederbesetzung geklappt oder nicht geklappt hat. Heraus kam ein Zahlenwirrwarr aus Neueinstellungen, Vollzeitstellen, befristeten,  unbefristeten Verträgen, Teilzeit, Versetzungen, interne  Besetzungen und Umsetzungen. Die Zahlen sind nicht vergleichbar und lassen sich deshalb nicht auszuwerten. Nur eins steht fest: Es fehlen Bewerber. Deshalb konnten 2016 ausgeschriebene Stellen in den Bezirken teilweise nicht besetzt werden. Diese Stellen  werden in diesem Jahr erneut ausgeschrieben: Pankow beispielsweise versucht, im laufenden Jahr 50 Stellen nachzubesetzen. In Reinickendorf blieben 50 - 70 Stellen frei, und in Schöneberg-Tempelhof  sind 100 Stellen regelmäßig unbesetzt.

Unabhängig von den noch nicht erfolgten Stellenbesetzungen  und den zukünftigen  Pensionierungen  belegen neueste Zahlen aus dem Januar 2017 (Senatsverwaltung für Finanzen), dass die Zahl der Beschäftigten in den Bezirken im Vergleich zum Vorjahr um circa 800 angestiegen sind.

Digitalisierung lässt auf sich warten

Das Angebot an öffentlichen Dienstleistungen wird auch deshalb schrumpfen, weil die digitale Revolution in der Berliner Verwaltung auf sich warten lässt. IT-Staatssekretärin Sabine Smentek sagt im rbb-Interview, dass dringend 300 IT-Fachkräfte gebraucht würden, um jetzt schnell die elektronische Akte einzuführen. Allerdings seien auch im IT-Bereich in den letzten Jahren Stellen abgebaut worden. Und das Geld für zusätzliches Personal sei noch nicht bewilligt. Smentek beschreibt, wie rückständig die Berliner Verwaltung derzeit in einigen Bereichen arbeitet: "Da kriegt man einen Antrag, den jemand in ein PDF-Dokument reingetippt hat, der Kollege nimmt die Tabelle und tippt die in die Fachanwendung rein, dann druckt er irgendwas aus, scannt irgendwas wieder ein und schickt es per Email irgendwo hin. Das ist nicht modernes Arbeiten, und das kostet unglaublich Zeit."

Manuela Sottong, Mitarbeiterin beim Finanzamt Berlin Friedrichshain-Kreuzberg (Quelle: rbb/Jana Göbel)
Manuela Sottong | Bild: rbb/Jana Göbel

Außerdem gibt es auch woanders einen Mangel an IT-Fachleuten: Bundesweit werden derzeit 200.000 Leute gesucht. Ob Berlin da attraktiv genug ist, ist unklar, denn Berlin zahlt "nach Tabelle", wie Sabine Smentek sagt. "Ich bin mir aber darüber im Klaren, dass wir hier über Zulagen noch nachdenken müssen. Da sind wir aber noch am Anfang“, fügt die IT-Staatssekretärin hinzu.

Gehälter im Öffentlichen Dienst sollen steigen

Um wie angekündigt jedes Jahr 5.000 bis 6.000 neue Mitarbeiter zu finden, will der Berliner Senat besser bezahlen.  Bis Ende dieses Jahres sollen die Einkommen der Angestellten  auf Bundesdurchschnitt  liegen, bei den Beamten zieht es sich noch  vier Jahre hin. Doch ob das die Abwanderung der Beschäftigten stoppen kann, ist ungewiss; Die Bundesbehörden zahlen zum Beispiel zwölf Prozent mehr, und Bayern lockt mit großzügigen Einmalzahlungen.

So berichtet die Finanz-Beamtin Manuela Sottong, dass ihr Mann trotz niedrigerer Einstufung 200 Euro netto mehr auf dem Konto hat, weil er bei einer Bundesbehörde arbeitet.

Zudem fehlen qualifizierte Bewerber. Und wenn man sie denn findet, dauern die Einstellungsverfahren oft zu lange. Drei Monate sind für die Besetzungsverfahren angestrebt. Tatsächlich dauert es oft neun Monate, bis eine Stelle vergeben wird.  

Will ein Gesundheitsstadtrat zum Beispiel eine berufserfahrene Amtsärztin  einstellen, muss diese  verbeamtet werden. Und das kann dauern: Ganze 34 bürokratische Schritte sind für eine Besetzung zurückzulegen, bis die Bewerberin dann endlich loslegen kann. Senat und Bezirke müssten dringend eine Regelung finden, um dieses Verfahren zu beschleunigen.

Stellungnahme der Senatsverwaltung für Finanzen auf Anfrage des rbb:

Derzeit werden bereits ca. 2/3 aller Einkommensteuererklärungen von den Bürgerinnen und Bürgern elektronisch abgegeben. Die weiterhin auf Papier eingereichten Steuererklärungen scannt die Finanzverwaltung vor ihrer Verarbeitung und leitet sie ebenfalls der elektronischen Verarbeitung zu. Alle Einkommensteuererklärungen durchlaufen dann zunächst ein Risikomanagementsystem (RMS). Dieses System umfasst derzeit ca. 2.980 Risikoregeln und Prüfhinweise. Nach diesen Risikoregeln und Prüfhinweisen werden alle Einkommensteuererklärungen auf aus steuerlicher Sicht bestehende Risiken hin untersucht. Die Risikoregeln und Prüfhinweise zeigen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Finanzämtern die personell zu überprüfende Sachverhalte auf und werden in den risikobehafteten Fällen zur  Grundlage der weiteren Überprüfung gemacht. Dieses Verfahren wird in allen Finanzämtern des Landes Berlin angewendet. Es handelt sich um 1,1 Millionen Einkommens-Steuererklärungen.

Die Ergebnisse von Fachgeschäftsprüfungen zeigen, dass diese Prüfhinweise von den Finanzämtern sachgerecht abgearbeitet werden.

Eine "grüne Woche" mit hohen Steuerausfällen ist danach nicht möglich, da grundsätzlich mindestens eine maschinelle Risikoprüfung aller Einkommensteuerfälle erfolgt. Es hat in der jüngeren Vergangenheit eine solche Bearbeitung der Steuererklärungen auch nicht stattgefunden.

23 Kommentare

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  1. 23.

    Berlin sollte den BER endlich mal dicht machen und ordentlich in ihren Nachwuchs investieren!

  2. 22.

    Wie bei der Polizei.Es gibt Polizeibeamte in Berlin, die würden gerne länger Dienst machen. Wird abgelehnt, weil die Stellen für Jüngere gebraucht werden..Tja.. Eine Verlängerung für max 3 Jahre erhält man nur, wenn man angeblich ganz besondere Fähigkeiten hat. Welche auch immer das sind.. Ein Sachbearbeiter im Ermittlungsdienst oder Ähnliches reicht nicht.. Trotz Personalmangel? Das belegt doch, dass Personal gar nicht wirklich aufgebaut werden soll, sondern max 1zu1 ersetzt wird. Jede Verlängerung wäre doch hilfreich. In Brandenburg soll man damit dankbarer umgehen und sogar die Freiwilligkeit extra honorieren..

  3. 21.

    Tja, schlechte bezahlung mag sein ,Arbeitsunmotivirte Angestellte ok auch aber das problem ist das obwohl es notwendig ist keine leute Ausgebildet werden, nein man will nur Ausgebildete haben, sich aber die kosten sparen die eine Ausbildung mit sich bringt. Dieses ist ein grundsetzliches problem den wo sollen die Leute herkommen wenn sie keiner Ausbildet oder Einstellt ?
    Bei den meisten Behörden hat man den eindruck das es zwar erkant wurde dass Personal gebraucht wird aber es schon igendwie auch so geht, sollen die bürger doch Monate auf ein Thermine warten.

  4. 20.

    Aufgrund der vielen Berichte in den Medien habe ich meine Schwiegertochter ermutigt, sich im öffentlichen Dienst zu bewerben. Sie ist ausgebildete Steuerfachgehilfin und immer berufstatig gewesen (2 Kinder 7 und 9 Jahre)z.Zt. noch bei H & M (seit ca.10 Jahren wegen den Kindern)Ich habe sie ermutigt, das man ja Schulungen machen kann um auf den neuesten Stand der Verwaltung zu kommen. Sie schrieb a l l e Bezirksämter und Senatsdienststellen an - Iniativbewerbung - um...... keine Antworten zu bekommen. 2 Bezirksämter meldeten sich, das Bewerbungen nur aufgrund von Stellenausschreibungen gehen würden u keine Iniativbewerbungen u z.Zt. kein Bedarf besteht !!! Da ich selbst in der Verwaltung gearbeitet habe u auch Quereinsteigerin (allerdings 1978) war, kenne ich den "Laden" und weiss, was da so abläuft. Es arbeiten viele Leute da, die über den Tellerrand gucken und nur aufgrund von Privatinitiative das Amt aufrecht erhalten, aber auch viele Leute, die stur ihre Arbeit widerwillig tun.

  5. 19.

    Dem gibt es nichts hinzu zu fügen. Nett formulierte Kritik klingt zu harmlos und bringt nicht den Erfolg, des es benötigt, hier etwas zu ändern. Vielleicht wäre eine Fäkalausdrucksweise angebrachter und für manchen Politiker auch verständlicher. Einige Verantwortliche wissen nicht einmal ansatzweise wie es in der Kollegenschaft brodelt. Arbeitszufriedenheit hat auch etwas mit gerechter Bezahlung zu tun. Wer zufrieden ist, ist weniger krank. Wann wachen die, die es ändern können endlich auf. Ich hätte solche Ungerechtigkeit und Missstände in unserer Stadt nie für möglich gehalten.

  6. 18.

    Nach den Beschreibungen der Zustände in vielen Teilen der Berliner Verwaltung müssten sich alle politisch Verantwortlichen und die Verwaltungsspitzen gemeinsam fragen, was ist zu tun. Die Bürgerinnen und Bürger sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erwarten, dass sich jemand federführend der Gesamtproblematik annimmt und sich den Bürgern und den Dienstkräften vor Ort stellt. Stattdessen wird mit Zahlen um sich geworfen, die im Grunde wichtig sind, aber in den konkreten Arbeitssituation nicht helfen. Es ist einfach nicht zu verstehen, dass nicht längst ein Arbeitsstab mit ressortübergreifenden Kompetenzen gebildet worden ist, um die Problemstellungen aufzunehmen und aktuell schnell wirksame Lösungen mit den Beschäftigtenvertretungen unkonventionell und unbürokratisch zu erarbeiten. Die für die Verwaltung und das Personal zuständigen Stellen in der Haupt- und den Bezirksverwaltungen dürfen nicht länger ihren Handlungsunwillen freien Lauf lassen, sie müssen endlich handeln.

  7. 17.

    Hallo,
    ich habe im Januar 2017 meine Umschulung als Verwaltungsfachangestellter beendet und gehofft schnell eine Anstellung zu bekommen.
    Diese langwierigen Bewerbungsverfahren sind nicht gerade förderlich und somit bin ich in einer Bundesbehörde angestellt worden, trotz Behinderung.
    Dort war das Bewerbungsverfahren viel kürzer und der Einstellungstermin war nicht erst Wochen später.
    Viele meiner Bewerbungen auf Kommunalebene sind bis heute nicht einmal beantwortet worden oder die Verfahren dauern noch an, teilweise seit Januar 2017.
    Es ist doch verständlich, dass dann viele mögliche Bewerber in andere Bundesländer oder in Länder- oder Bundesbehörden sich anstellen lassen.
    Sicherlich ist eine unbefristete Anstellung lukrativer, nur erst einmal Fuß fassen und dann sich empfehlen.
    Aber es ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass unsere Schulbildung kaum noch ausricht, dass bestimmte Stellen in der Behörde mit geeigneten Bewerbern besetzt werden können.

  8. 16.

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    ich habe vor dieser chaotischen Situation in der Berliner Verwaltung schon seit über 15 Jahren immer wieder gewarnt. In zahlreichen Protestschreiben an den Senat und in vielen Leserzuschriften an Berliner Tageszeitungen habe ich die unsinnigen Sparmassnahmen von Herrn Wowereit, Herrn Saarazin u.a. immer wieder scharf kritisiert. Doch keiner wollte das hören. Die Sparmassnahmen seien alternativlos, weil Berlin vorher über seine Verhältnisse gelebt hätte und hoch verschuldet sei, wurde mir immer wieder entgegnet. Das Schlimmste an der ganzen Sparpolitik war die Tatsache, dass Gewerkschaften wie Verdi vor allen Dingen die Gehaltskürzungen bei Beamten einfach mitgemacht haben. Und nun können wir die Früchte dieser desaströsen Politik alle spüren. Vor allen Dingen bei Polizei und Feuerwehr sind die Auswirkungen besonders schlimm. Und damit haben wir ein gravierendes Sicherheitsproblem in der Stadt. Der Senat muss endlich handeln!

  9. 15.

    Ja nu, wer schlecht zahlt, bekommt halt auch keine qualifizierten Leute. Besonders, da die Besoldungstabellen absolut starr sind. Ein führender IT-Experte mit FH-Abschluss bekommt laut Tabelle weniger als ein grottenschlechter IT-ler mit Uni-Abschluss. In der freien Wirtschaft wäre das umgekehrt.

    Zudem arbeitet die Verwaltung in der Tat ineffizient und bei den verkrusteten Strukturen lockt man bestimmt keine guten Leute hinter dem Ofen vor. Das Land Berlin braucht auch nicht überall zwangsläufig mehr Mitarbeiter. Es würde schon reichen, wenn man mal halbwegs modern arbeiten würde - Das sollte auch für mehr Zufriedenheit und weniger Frust und Stress bei unseren Beamten und Staatsangestellten führen.

  10. 14.

    Das Problem ist auch das meist nur befristet für max. 2 Jahre eingestellt wird und man dann danach für offene Stellen 3 Jahre gesperrt ist.
    Lieber alle 2 Jahre neue Leute befristet einstellen und dann Zeit mit der Einarbeitung verschwenden als die befristeten zu entfristen. Auch die Antwortzeit auf Bewerbungen ist extrem lang und teilweise keine Rückmeldungen. Von wegen keine Bewerber da!! Auch wenn man so Erfahrung mitbringt und sich weitgefächert bewirbt, hat man wenig resonanz. Meine befristeten Kollegen und ich würden gerne weiter für die Bürger Berlins tätig sein, aber man gibt uns ja so keine Chancen! Kein Wunder das dann die Motivation sinkt, was sich dann auch manchmal leider auf die Arbeitsatmosphäre niederlegt!!

  11. 13.

    Was heißt droht?Haben wir doch schon lange .
    Ist doch seit Jahren kaputt gespart worden .
    Aber das war ja auch keiner!

  12. 12.

    Stimmt.Ohne Moos nichts los...keine Stellen..null Motivation.Schade das Wowereit und Co. Nicht in Haftung genommen werden können

  13. 11.

    Zitat aus dem Artikel: "Ob Berlin da attraktiv genug ist, ist unklar, denn Berlin zahlt "nach Tabelle", wie Sabine Smentek sagt."

    Genau hier liegt das Problem, "nach Tabelle"! Wie weit hinterm Mond leben die eigentlich? Es ist einfach lächerlich was Ämter und Behörden für eine Stelle beispielsweise als leitender technischer Angestellter anbieten, eine E11 für einen Ingenieur! Was glauben die denn wen man damit hinterm Ofen hervorlockt? Die freie Wirtschaft hat das teilweise schon viel eher erkannt und bindet gute Mitarbeiter mit attraktiven Konditionen und damit ist nicht nur das reine Gehalt gemeint. Das Gesamtpaket zählt. Der öffentliche Dienst hat hier immer das nachsehen.
    Des weiteren fehlen im öffentlichen Dienst Bewertungskriterien für die Qualität von Arbeit. Ich gebe zu, das ist mitunter schwierig umzusetzen, aber es wird ja nicht einmal der Ansatz gemacht darüber nachzudenken, womit wir wieder bei "nach Tabelle" wären........naja weiter so kann ich nur sagen.

  14. 10.

    Das Problem liegt nicht nur in der mittelmäßigen Bezahlung. Auch qualifizierten Nachwuchs zu bekommen gestaltet sich zunehmend schwieriger. Hier zeigt sich dann auch die Herabsenkung der Anforderungen in der Schule. Einfachste Deutsch und Mathe Fragen können nur noch schwer beantwortet werden. Schulbildung, Bürgerbegehren und Sicherheit müssten massiv aufgewertet werden um dann vielleicht in einiger Zeit wieder sinnvoll zu funktionieren.

  15. 9.

    "Schulden wie ein Major" so ein altes Sprichwort Über 60 Milliarden durch eigene Schuld. Die mussten nun abgebaut werden oder die Stadt wäre unter Zwangsveraltung geraten. Die Kehrseite der Medaille waren ua. Stellenstop, keine Gehaltserhöhungen mehr. Interessierte Bewerber für den gesamten öffentlichen Dienst wanderten in andere Bundesländer ab.

  16. 8.

    Solange die Berliner Jugendämter ernsthaft Mitarbeiter mit einem Gehalt der Entgeltgruppe E9 Stufe 1 (ca 2.650€ brutto) gewinnen wollen, werden die Stellen wahrscheinlich noch lange unbesetzt bleiben.

  17. 7.

    Hochachtung vor denjenigen in den Verwaltungen, die trotz der ewigen Sparerei immer noch diese weitgehend arbeitsfähig gehalten haben. Ob ein Gegensteuern jetzt (erst), durch r2g weil CDU-SPD immer nur ewiges Sparen a la Schäuble als Idee hatte, etwas bewirkt hängt auch davon ab, inwieweit die Verwaltungsstrukturen grundsätzlich modernisiert werden. Sollen ab 2023 junge Menschen als Mitarbeiter motiviert arbeiten, dann bedarf es einer Herkulesaufgabe durch Modernisierung, Strukturanpassung und Digitalisierung (man schaue nur mal in die baltischen Staaten). Das sehe ich als Chance das jetzt tun zu können. Man muss aber auch, und man muss wollen. Zudem muss das Tarifproblem gelöst werden, denn zuweilen werden gute Verwaltungsmitarbeiter aus den niedriger dotierten Hochschulen in besser bezahlte Jobs in Bezirke abgeworben. Dieses Kannibalisieren muss beendet werden. Wenn dann noch Innovation eingeführt würde, wäre Berlin ein Anziehungspunkt für Verwaltungsmitarbeiter.

  18. 6.

    Dann lassen Sie sich mal in die Polizeiwache an Segelfliegerdamm in Johannisthal versetzen. Ich musste da mal hin wegen einer Zeugenaussage. Vormittags wird dort hinterm Tresen gern ein lustiges Schwätzchen bei einer Tasse Kaffee gehalten und die Kunden sitzen davor und werden nett unterhalten. Ich fand das sehr beruhigend und lustig. Dann kam ein grimmig dreinschauender Mann um mich abzuholen und wir liefen schweigend durch viele Gänge und Treppen. Das war gruselig. Aber sonst ein schöner sauberer und moderner Bau.

  19. 5.

    Hier in Berlin sieht man jetzt die Folgen von Wowereits "Sparen, bis es quiescht"! Es quiescht nur noch ! Es wurde seit 2003 sinnlos und konzeptionslos unnötig Personal eingespart, was jetzt schon fehlt. Durch die zusätzlich von Wowereit verursachte Föderalismusreform zahlen jetzt 16 Bundesländer und der Bund so unterschiedlich, daß der Gehaltsabstand in einer Besoldungsstufe zwischen einem Beamten im Lande Berlin und einem Beamten beim Bund monatlich bis zu € 500,00 brutto betragen kann. Die vom rot-rot-grünen Senat verkündete Gehaltsanpassung der Beamtenbesoldung an ein fiktives Bundesdurchschnitsniveau bis zum Jahre 2021 ist zu lange und zu ungenau. So wird es leider noch lange so bleiben, daß Berlin die rote Lampe bei der Beamtenbesoldung behalten wird und so auch nur sehr schlecht Nachwuchskräfte anwerben kann. Und daß jetzt die geburtenstarken Jahrgänge ins Renten-/Pensionsalter kommen dürfte ja schon länger absehbar gewesen sein! Soviel zu vorausschauender Personalplanung (?).

  20. 4.

    So sieht jahrelanges Sparen bis es kracht aus. Sehenden Auges hat die Politik uns da hinein gesteuert, denn der Altersschnitt und damit die Pensionierungswelle war ewig bekannt. Wer rechnen kann... Und jetzt wird den neuen Mitarbeitern hinterhergelaufen. Aber es fehlt überall qualifiziertes Personal und da gehen die dann dahin, wo es mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen gibt. Und dem bestehenden Personal zeigt man die 'Wertschätzung' durch schlechte Bezahlung und mangelnden Willen in großen Schritten das Gehalt anzupassen an die anderen Länder. Begründung Kollatz-Ahnen: Das haben wir schon immer so gemacht. Kein Wunder, das alle wegwollen.

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