Dauerausstellung in Sachsenhausen - Gedenkstätte zeigt die Maschinerie des Massenmords

So 18.06.17 | 16:17 Uhr
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Besucher gehen am 16.06.2017 in Oranienburg (Brandenburg) vor dem Kommandanturgebäude des früheren KZ Sachsenhausen. (Quelle: dpa/Ralf Hischberger)
Bild: dpa-Zentralbild

Im Herbst 1941 wurden im Konzentrationslager 13.000 sowjetische Kriegsgefangene getötet. Dieser Massenmord wurde sehr genau organisiert. Wie genau alle Beteiligten dabei zusammenarbeiteten, zeigt eine neue Dauerausstellung in der Gedenkstätte. 

Die Gedenkstätte Sachsenhausen zeigt in einer neuen Dauerausstellung, wie die Nazis in dem ehemaligen KZ den Massenmord an Häftlingen organisiert hatten. Stiftungsdirektor Günter Morsch eröffnete die Dokumentation am Sonntag in dem weitgehend original erhaltenen Haus des KZ-Kommandanten.

In dem Lager wurden im Herbst 1941 rund 13.000 sowjetische Kriegsgefangene mit einer "Genickschussanlage" ums Leben gebracht, kurz vor Kriegsende wurden etwa 3000 weitere Häftlinge ermordet. Die Ausstellung zeigt, wie die Abteilungen der Lager-SS dabei zusammenarbeiteten.

Beteiligt waren neben der Kommandantur die politische Abteilung mit den Häftlingsakten, die Lagerärzte, die die Opfer auswählten, und die SS-Männer der Schutzhaftlagerabteilung, die die Massenerschießungen durchführten.

Ein Ausweis des ehemaligen Lagerarztes Josef Hattler ist am 16.06.2017 in Oranienburg (Brandenburg) in der neuen Dauerausstellung «Arbeitsteilige Täterschaft» zu den Tätern der Konzentrationslager-SS im ehemaligen Kommandantenhaus des früheren KZ Sachsenhausen zu sehen. Die Organisation von Massenmorden im ehemaligen KZ Sachsenhausen steht im Mittelpunkt einer neuen Dauerausstellung in der Oranienburger Gedenkstätte. (Quelle: dpa/Ralf Hirschberger)
Ein Ausweis des ehemaligen Lagerarztes Josef Hattler ist am 16.06.2017 in Oranienburg (Brandenburg) in der neuen Dauerausstellung «Arbeitsteilige Täterschaft» zu den Tätern der Konzentrationslager-SS im ehemaligen Kommandantenhaus des früheren KZ Sachsenhausen zu sehen. | Bild: dpa-Zentralbild

Die meisten Täter blieben ungestraft

"An der Durchführung der beiden Massenmordaktionen waren alle SS-Männer beteiligt, damit die vielen Tausend Opfer ohne größere Widerstände getötet werden konnten", sagte Morsch nach Angaben seines Hauses bei der Eröffnung vor mehr als 100 Teilnehmern. "Dass die weitaus meisten Täter ungestraft blieben, löst auch heute noch Empörung und Scham aus."

Die Ausstellung nimmt an 27 Medienstationen die Täter in den Blick. Etwa den SS-Mann Gustav Sorge, der wegen seiner sadistischen Brutalität "Eiserner Gustav" genannt wurde. Für seine Beteiligung an den Exekutionen wurde Sorge als einziger Täter von einem bundesdeutschen Gericht wegen Mordes anstatt bloß wegen Beihilfe zu lebenslanger Haft verurteilt. Er starb 1978 in der Justizvollzugsanstalt Rheinbach.

4 Kommentare

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  1. 4.

    Woran erinnert Sie denn der Massenmord an 13.000 sowjetischen Kriegsgefangenen?

  2. 3.

    Es lässt sich in etwa so beantworten:
    Das Meiste, was passiert, ist nur von den direkten Urhebern bewusst so herbeigeführt worden.
    Von den Mittuenden ist es billigend in Kauf genommen worden. Was die Sache nicht unbedingt besser, aber doch umso wirkungsvoller macht.

    Zur Logik der Maschinerie in all ihren Auswirkungen wird sich viel zu wenig Gedanken gemacht:
    Handwerker haben die Freiheit, jedes Werkstück neu anzufangen. Das ist jedesmal faktisch eine neue Entscheidung.
    Maschinenbediener und -beaufsichtigende haben die Aufgabe, die Maschine laufen zu lassen und groß ist die Hemmschwelle der Unterbrechung.

    Das gilt auch für menschliche Prozesse, die "maschinenhaft" organisiert sind.
    Für mich ist das eine Erklärung des puren Mitläufertums, des Gesetzes der Serie, was die Maschine hervorgebracht hat und sie auch wieder darum zurückwirkt. Darum wäre ein Ausstieg aus der Maschinenlogik angebracht, wenn es um Menschen geht.




  3. 2.

    Eine Diktatur eben....

    Da wird Unrecht zu Recht und alle machen mit.
    Niemand wehrt sich, niemand begehrt auf, alle halten Unisono die
    Klappe und profitieren noch von dem System.

    An was erinnert mich das jetzt?

  4. 1.

    Das Erschreckendste an der NS-Zeit ist nicht etwa eine herrschende Willkür, das Erschreckendste ist das in Paragraphen Gegossene, das penibel Buchgeführte. Legal war demnach die systematischste Vernichtung von Menschen, die mitsamt eines Heerstabes von Wissenschaftlern begleitet und ausgebrütete worden ist, illegal, den Vergasten Dinge wegzunehmen, die als Eigentum des NS-Staates reklamiert wurden. Dafür wurden die eigenen Leute an die Wand gestellt.

    Man muss sich diese Logik auf der Zunge zergehen lassen, um das Funktionieren des Räderwerks zu begreifen.

    Auch das: Das Thema des in sich greifenden Regelvollzugs in allen seiner Konsquenzen ist bis dato unaufgearbeitet, desto mehr verdient der Schwerpunkt der Ausstellung große Anerkennung.


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