Gewinner und Verlierer in den Wahlkreisen - CDU kann doch noch einen Sieger präsentieren

Mo 19.09.16 | 09:28 Uhr
Sozialsenator Mario Czaja (CDU) hat bei Abgeordnetenhauswahl am 18.09.2016 das beste Wahlkreisergebnis erzielt. (Quelle: dpa/Paul Zinken)
Bild: dpa

So richtig durchgerüttelt worden sind viele der 78 Wahlkreise bei der Berliner Abgeordnetenhauswahl: Bisherige Hochburgen der CDU gingen an die SPD - und dort, wo die Genossen auf Mandate hofften, lagen plötzlich Linke oder Grüne vorn. Für eine Überraschung sorgte Mario Czaja: Trotz Lageso-Chaos fuhr der Sozialsenator ein Rekordergebnis ein.

Dieses Ergebnis kann sich sehen lassen, noch zumal für einen Politiker, der bei der Bewältigung des Flüchtlingsandrangs nicht immer die beste Figur gemacht hatte: Auf ganze 47,2 Prozent kam der bisherige Sozialsenator Mario Czaja (CDU) bei der Berliner Abgeordnetenhauswahl am Sonntag in seinem Wahlkreis Marzahn-Hellersdorf 5 (Kaulsdorf-Süd und Mahlsdorf). Ein Ergebnis, wie es die Berliner Christdemokraten selbst in ihren besten Zeiten nicht immer erzielen konnte - und das in einem Bezirk, in dem Wahlexperten auch der AfD einiges zugetraut hatten.  

Damit konnte die CDU an diesem für sie ernüchternden Wahlabend am Ende doch noch einen klaren Wahlsieger präsentieren: Mehr Stimmen als Czaja konnte kein andererer Kandidat in einem der 78 Wahlkreise erzielen.

Bausenator Geisel unterliegt Linkskandidat Wolf

Für Bausenator Andreas Geisel (SPD) und Justizminister Thomas Heilmann (CDU) endete der Wahlabend dagegen mit einer bitteren Enttäuschung.  Sie waren da angetreten, wo auch die politischen Gegner ihre Schwergewichte ins Rennen geschickt hatten - in Lichtenberg und Steglitz-Zehlendorf.

So kam Geisel, obwohl er als neue Hoffnung der Großstadt-Genossen gilt, im Wahlkreis Lichtenberg 6 (Karlshorst, Friedrichsfelde und Rummelsburg) auf nur 26,8 Prozent der Stimmen und verlor gegen Harald Wolf von den Linken. Wolf, der frühere Wirtschaftssenator des rot-roten Senats, verlor zwar fast vier Prozentpunkte auf 28,5 Prozent, verteidigte aber seinen Wahlkreis und zieht erneut als Direktkandidat ins Abgeordnetenhaus ein.

Heilmann verliert CDU-Hochburg an SPD

Mit einer Enttäuschung ging der Wahlabend auch für Justizsenator Thomas Heilmann zu Ende. In Steglitz und Südende (Wahlkreis Steglitz-Zehlendorf 2), eigentlich eine Hochburg der Union, kam der CDU-Politiker auf nur 24 Prozent - das waren über neun Prozentpunkte weniger, als die CDU vor fünf Jahren in diesem Wahlkreis erreicht hatte. Der Sieg im direkten Koalitionsduell ging an Matthias Kollatz-Ahnen, den bisherigen Finanzsenator. Der SPD-Politiker kam auf 26,8 Prozent der Stimmen - auch das ein Ergebnis, das im schwachen Landestrend der beiden großen Parteien liegt.

Dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) gelang es, seine im Vergleich zum CDU-Kontrahenten große Beliebtheit in den Vorwahl-Umfragen in direkte Stimmengewinne umzuwandeln. Nördlich des Teltow-Kanals (Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg 4) kam der SPD-Chef auf 32,4 Prozent der Stimmen. Damit schnitt Müller weitaus besser ab, als es seiner Partei bei den Zweitstimmen gelungen war. Während die SPD landesweit auf nur noch 21,6 Prozent der Stimmen kam und ein Minus von 6,7 Prozentpunkten hinnehmen musste, büßte Müller bei seiner Direktwahl gegenüber 2011 nur 1,1 Prozentpunkte ein. Bei den anstehenden Koalitionsverhandlungen dürfte sich der SPD-Chef dadurch zusätzlich gestärkt sehen.

Klare Niederlage auch für Innensenator Henkel

Eine schallende Ohrfeige erteilten die Wählerinnen und Wähler CDU-Landeschef Frank Henkel. Im Wahlkreis Mitte 1 trat der amtierende Innensenator gegen Ramona Pop an, die Co-Spitzenkandidatin von Bündnis90/Die Grünen. Dabei kam Henkel auf 16,4 Prozent der Stimmen, noch weniger, als die CDU bei den Zweitstimmen erzielte. Pop dagegen, die den Wahlkreis Mitte 1 schon 2011 für sich entschieden hatte, holte mit 29,9 Prozent fast doppelt so viele Stimmen wie Henkel. Allerdings musste auch Pop gegenüber der Wahl vor fünf Jahren mit 1,3 Prozentpunkten ein leichtes Minus hinnehmen.

Dass die Politik der SPD in den vergangenen fünf Jahren oft nur wenig überzeugen konnte, musste auch der frühere SPD-Landeschef Jan Stöß erfahren. Stöß, der seinen Parteivorsitz in der Legislaturperiode an Michael Müller verloren hatte, konnte auch in seinem Wahlkreis Mitte 2 nichts zugewinnen. Carola Bluhm von den Linken, die schon vor fünf Jahren das Direktmandat geholt hatte, musste zwar ordentlich Stimmen lassen und fiel von 31,2 auf 27,9 Prozent zurück, doch der Vorsprung auf Stöß (23,9) war immer noch groß genug für den direkten Einzug ins Abgeordnetenhaus.

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