Lachs im Ganzen ohne Kopf mit Zitronenscheiben und Dill (Bild: imago/fotoimedia)
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Wie gesund ist Fisch? - Her mit dem fetten Fisch!

Bei vielen kommt freitags Fisch auf den Tisch - aus Tradition. Und die ist gesund, nicht nur weil Fischfette denen aus dem Fleisch überlegen sind. Was in den Wasserbewohnern steckt hilft nachweislich Herz, Kreislauf und Hirn. Dabei sind einige Inhaltsstoffe des Fisches schwer ersetzbar. Welche das sind, was sie uns Gutes tun und worauf es bei der Wassertierwahl ankommt - die rbb Praxis informiert.

"Freitags gibt es Fisch" - für gläubige Christen trifft das nicht nur am Freitag vor Ostern, dem Karfreitag, zu. Tatsächlich gilt der in der Religion verhaftete Brauch an jedem Freitag - Fastenzeit hin oder her. Denn der Fisch ist für Christen, egal ob katholisch, reformatorisch oder orthodox mehr als eine erlaubte Alternative zum Verzehr von Fleisch während Fastenzeiten. Grund: Der Fisch gilt als Symbol für Jesus Christus selbst und sein Verzehr soll an den Opfertod Christi erinnern.

Wassertier mit Sonnenvitamin

Wer mindestens einmal in der Woche rund 200 Gramm Wassergetier zu sich nimmt, kann aber auch auf ganz irdischen Wegen davon profitieren: Schließlich stecken in Fisch und Krustentieren allgemein viel Eiweiß, sowie die wichtigen Vitamine E und D. Gerade Vitamin D kann für den modernen Büromenschen zur Mangelware werden, denn der Name täuscht: es ist kein Vitamin, sondern ein Hormon, dass im Körper hauptsächlich aus einem Molekül in der Haut unter der Einwirkung von UVB-Strahlen gebildet wird. Vor allem dank Forschungen des amerikanischen Biochemikers und Arztes Prof. Michael F. Holick wissen wir heute, dass auch andere Körperzellen in geringem Maße zur Vitamin D-Bildung fähig sind. Er entdeckte u.a. die aktive Form von Vitamin D3, Calcitriol.
 
Wichtig bleibt aber: Wir brauchen Vitamin D und unser Körper braucht zu dessen aktiver Bildung Sonnenstrahlen. Das Hormon ist an unzähligen Stoffwechselprozessen des Körpers beteiligt, fördert Knochenaufbau und Knochenhärtung. Menschen, die gut mit Vitamin D versorgt sind, haben ein niedrigeres Risiko für Knochenbrüche, Stürze und Kraftverlust im Alter. Auch mit der Vorsorge zu Darm- und Brustkrebs bringen es zahlreiche Studien in positive Verbindung und möglicherweise beeinflusst das Vitamin zudem Muskelfunktionen und Immunsystem. Doch laut Robert-Koch-Institut (RKI) sind gut 40 Prozent der Deutschen mindestens "suboptimal" mit Vitamin D versorgt - egal ob Mann, Frau oder Kind. Das Bundesinstitut für Risikoforschung (BfR) geht gar von 60 Prozent der Deutschen aus. Fisch kann hier ein wichtiger Lieferant sein, vor allem steckt Vitamin D in fetten Fischen, wie Lachs und Hering. 

Mehr Fett, bitte!

Im Fisch stecken vor allem aber auch: Omega-3-Fettsäuren. Und die haben es in sich. Omega-3-Fettsäuren sind chemisch sehr langkettige ungesättigte Fettverbindungen, die lebensnotwendig für uns sind. Sie beeinflussen die Entwicklung des Gehirns positiv, ebenso Nervenfunktionen und Hirnstoffwechsel. Außerdem wirken sie positiv auf die Blutfettbalance im Körper und den Blutdruck. Allerdings kann der menschliche Körper Omega-3-Fette selbst nicht herstellen. Sie werden über die Nahrung aufgenommen und kommen sowohl in Pflanzen, wie auch Tieren vor - allerdings in unterschiedlichen Varianten. In Pflanzen als Alpha-Linolensäure, in fetten Fischen wie atlantischem Lachs oder Sardellen vor allem als Docosahexaensäure (DHA) und Eicosapentaensäure (EPA). Und die sind nicht gleichwertig: Gerade die positive Wirkung auf Blutfette und Blutdruck haben Forscher im Zusammenhang mit den im Fisch enthaltenen Omega-3-Fettsäuren nachgewiesen. Bis auf Omega-3-Fettsäuren aus einigen Algenarten wie der Rotalge kommen die Fettsäuren aus Pflanzen da nicht mit.

Gesünder, schlanker, klüger dank Fisch?

Was die tierischen Omega-3-Fettsäuren noch bewirken können, damit befassen sich weltweit seit Jahren Wissenschaftler und kommen gerade in Verbindung mit dem Gehirn zu erstaunlichen Ergebnissen. So hat eine aktuelle Studie an der Charité gerade nachgewiesen, dass Omega-3-Fettsäuren die Gedächtnisleistung gesunder Menschen zwischen 60 und 80 Jahren signifikant verbessern. Die Forscher um Neurologin Dr. Nadine Külzow sehen in den Fettsäuren einen vielversprechenden Ansatz, um die Gedächtnisleistung im Alter zu erhalten.
 
Studien aus dem schwedischen Göteborg, aus Norwegen und den USA gehen noch weiter: sie deuten darauf hin, dass gerade bei Kindern Omega-3-Fettsäuren positive Auswirkungen auf die Intelligenzentwicklung hätten. So befragten die Schweden fast 11.000 Jungen und männliche Jugendliche zu ihren Fisch-Essgewohnheiten und glichen die Daten später mit dem verpflichtenden IQ-Test der jungen Schweden für den Militärdienst ab. Ergebnis: Die Fischesser schnitten um maximal 12 Prozent besser bei räumlichem Vorstellungsvermögen, verbalen und intellektuellen Fähigkeiten ab, als ihre eher fischverachtenden Altersgenossen. Allerdings werden diese Studien in Fachkreisen auch stark kritisiert. Die aktuelle Studienlage zeigt: Die Verbindung zwischen Intelligenz und fischreicher Ernährung ist nicht so einfach und eindeutig, als dass sie sich zweifelsfrei nachweisen ließe. Klar ist: Die Forschung rund um die tierischen Omega-3-Fettsäuren geht intensiv weiter. Beispielsweise werden auch positive Einflüsse auf psychische Erkrankungen (besonders Depressionen und Schizophrenie) untersucht, sowie z.B. die vorbeugende Wirkung der Fettsäuren gegen Makuladegeneration, also Netzhauterkrankungen.

Meer, See oder Tank?

Fisch ist nicht gleich Fisch -  es gibt durchaus große Unterschiede im Omega-3-Fettgehalt, den die Wasserbewohner enthalten. Vor allem hängt das mit ihrer Nahrung zusammen und der Ausprägung der Fettsäuren bildenden Fähigkeit einer Fischart. Der Karpfen beispielsweise oder auch der Aal sind zwar beides fette Fische, tatsächlich enthalten sie die wichtigen Fettsäuren aber in sehr viel geringerem Maße, als die gleiche Portion Lachs, Sardelle oder Hering. Das muss aber nicht heißen, dass die gesündesten Fische ausnahmslos aus den großen Weltmeeren kommen müssen. Beispiel Regenbogenforelle: Sie enthält ein Gramm Omega-3-Fettsäuren, also genauso viel, wie zum Beispiel die Makrele. Und: Auch die Zuchtfische können mit denen aus der Natur mithalten, wie das Beispiel Lachs bewiesen hat.

Gift im Fisch: "Darf es sonst noch etwas sein?"

Tatsächlich kann der Zuchtfisch sogar gesundheitliche Vorteile haben, denn seine Nahrung und sein Wasser werden kontrolliert. Besonders für den Biofisch müssen Nachweise erbracht werden, zum Beispiel über die Verwendung von Antibiotika. Der wilde Fisch hingegen ist in der Freiheit viel stärker Umwelteinflüssen ausgesetzt - und damit auch Umweltverschmutzung. Vor allem Polychlorierte Biphenyle (PCB), also Chlorverbindungen, die früher häufig in Hydraulikflüssigkeit, Lacken und Kunststoffen eingesetzt wurden und Quecksilber gehören dazu. Über Abwässer gelangen diese Stoffe seit Jahrzehnten in die Weltmeere und auch Süßgewässer.
 
Fische atmen sie ein, Muscheln filtern neben Schwebstoffen auch die Schadstoffe aus dem Wasser - sie werden im Körper und damit auch im Fleisch des Wasserbewohners konzentriert. Auch beim Massenfischfang werden Gifte konzentriert, da die Tiere in großen Mengen in den Netzen zusammengequetscht werden - sie kommen über Stunden in Kontakt mit kranken Artgenossen und deren Ausscheidungen. So gesund der Fisch also für den Menschen ist und sein kann - auf die Herkunft und Fangart von Fisch und Schalentieren zu achten ist fast genauso gesundheitsfördernd.

Beitrag von Lucia Hennerici

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