Sendung vom 22.04.1993 - Maetzig, Kurt

Günter Gaus im Gespräch mit Kurt Maetzig

Das Gefühl einer tatsächlichen Befreiung hielt eine ganze Weile vor

Kurt Maetzig, einer der bedeutendsten Filmregisseure der DDR. Mit seinem Namen verbinden sich Filme wie „Ehe im Schatten“, die beiden Thälmann-Filme, aber auch der Film „Das Kaninchen bin ich“. Der Film wurde im Dezember 1965 auf einem Plenum des ZK der SED verboten. Damit kehrte die Partei zu einer harten Kulturpolitik zurück. Maetzig wurde somit auch zu einer Symbolfigur für restriktives Vorgehen gegen Künstler in der DDR.

Gaus: Geboren am 25. Januar 1911. Sie sind, Herr Maetzig, 82 Jahre alt, ein biblisches Alter. Sind Sie einverstanden mit dem Altwerden? Ist auch etwas Gutes daran, oder ist es nur ein Sich-Abfinden?

Maetzig: Ach, wissen Sie, zurzeit geht es eigentlich noch. Ich fühle mich noch lernfähig. Ich teste das immer von Zeit zu Zeit. Ich bin auch noch ein bisschen leistungsfähig. Ich habe sicher lange Erfahrungen, mehr, als ich vor ein paar Jahrzehnten hatte – aber ob ich dabei weiser geworden bin, das bezweifle ich sehr. Generell kann ich sagen, ich kann das Alter eigentlich nicht weiter empfehlen.

Gaus: Was heißt das: Sie sind lernfähig, Sie testen es noch? Sind Sie an der Gegenwart sehr interessiert, oder leben Sie stark in der Vergangenheit?

Maetzig: Ich bin an der Gegenwart und an der Zukunft sehr, sehr interessiert. Aber was ich mit dem Test gemeint habe, das ist zum Beispiel die Computersprache zu lernen oder irgendetwas, wo man ausprobieren kann, ob es noch geht.

Gaus: Sind Sie in Ihren Beruf als Filmregisseur – ich habe das bei der Vorbereitung auf dieses Interview gehört – mehr von der technischen Seite, von der filmtechnischen Seite, von der stilistischen Seite, die die Technik anbietet, hineingekommen, oder mehr als von der Theaterseite, von der menschenführenden Seite?

Maetzig: Das könnte vielleicht so gesehen werden. Aber es wäre auch eine arme Sache, wenn die Kunst nicht im Vordergrund der Filmemacherei stünde. Ursprünglich habe ich angefangen damit, mich für die Filmtechnik, für die Filmökonomie, für die Juristerei und für die Dinge zu interessieren, aber immer natürlich mit den Ziel, genauer zu verstehen, was eigentlich die Filmkunst ist.

Gaus: Wenn Sie, wir werden noch darauf kommen, sagen, Sie sind an der Gegenwart und an der Zukunft interessiert – viel Zukunft haben Ihre Generation und meine Generation, ich bin Jahrgang 29, nicht mehr zu erwarten –, sind Sie froh darüber, oder haben Sie Sorgen, wenn Sie an die Zukunft denken? Nicht auf sich bezogen, sondern allgemein?

Maetzig: Natürlich habe ich große Sorgen. Aber meine – ich glaube jedenfalls – hervorstechende Charaktereigenschaft ist die unstillbare Neugier. Ich weiß, dass ich nur noch sehr kurze Zeit zu leben habe, aber mich interessiert es ungeheuer, wie es weitergeht.

Gaus: Was denken Sie, wie es weitergehen wird?

Maetzig: Ich habe sehr große Bedenken, große Sorgen in bezug auf den engsten Familienkreis, auf den Kreis der Berufskollegen, das eigene Land, aber auch auf die Welt. Ich glaube, dass die großen Weltprobleme so außerordentlich drängend werden, dass eine Entscheidung sein muss, ob diese mit den bisherigen Mitteln überhaupt bewältigbar sind oder nicht. Mich interessiert das, welchen Weg die Menschheit einschlägt.

Gaus: Ihr Vater war Zeitschriftenverleger – Sie sind in Berlin geboren. Er war Zeitschriftenverleger und besaß eine Filmkopieranstalt, wo Sie an die technische Seite des Films geraten sind. Sie haben in München und Paris studiert, Soziologie, ein wenig Jura, über ein betriebswirtschaftliches Thema promoviert, aber Sie wollten immer zum Film. Zur Person Kurt Maetzig: Ihre Mutter war Jüdin. Unter dem nationalsozialistischen Regime bedeutete das die Gefahr von Verfolgung und zwang dazu, nicht auffällig zu werden. Sie haben, wie aus den Unterlagen hervorgeht, aber schon 1944, also noch vor Kriegsende, den Anschluss an die verbotene Kommunistische Partei gesucht, die im Untergrund arbeitete. Erzählen Sie das. Wie ging das vor sich, wie konnte man 1944 Anschluss in Berlin gewinnen an die verbotene KPD?

Maetzig: Ich habe sie nicht gesucht, sondern sie hat mich gefunden. Man muss sich das etwa so vorstellen: Es gab ein paar Freunde, die haben mir außerordentlich geholfen, über diese schrecklich schwere Zeit hinwegzukommen, indem sie mir – ich arbeitete damals in einem kleinen fotochemischen Laboratorium – Forschungsaufträge zugewiesen, man kann auch sagen: zugeschanzt haben. Sie sagten mir immer wieder, dass die Forschungsergebnisse so vielversprechend seien, dass man diese Arbeit unbedingt weiterführen müsste. Und so bin ich über die Zeit hinweggekommen. Eines Tages – ich erinnere mich an dieses Gespräch noch recht genau, es war in der Warschauer Straße in Berlin – fragte mich mein Freund, der mir in den vergangenen Jahren so viel geholfen hatte, wie ich mir die Zukunft nach dem Kriege vorstelle. Vielleicht hat ihn meine sicher sehr naive Antwort dazu veranlasst, mich zu fragen, ob ich in die Kommunistische Partei eintreten wolle. Ich habe mich nicht lange besonnen und zugesagt.

Gaus: Was wurde erwartet von Ihnen?
Was haben Sie getan, was konnten Sie tun?

Maetzig: Wissen Sie, es ist eigentlich so gering, dass ich nie davon gesprochen habe. Und ich werde auch jetzt kein großes Wesen davon machen. Meine Aufgabe war sehr begrenzt. Ich hatte zu tun mit der Organisation der außerordentlich zahlreichen ausländischen Zwangsarbeiter in der Umgebung von Werder an der Havel, wo ich damals mein Laboratorium hatte. Ich konnte ein bisschen tun, um einigen von ihnen die Situation zu erleichtern. Aber es war so gering, dass es eigentlich kaum der Erwähnung bedarf.

Gaus: Sie entstammen einer bürgerlichen Familie. Es ist einzusehen, dass Sie sich vor dem Untergang der Nazis, ihren entschiedensten Gegnern, den Kommunisten, anschlossen, so gut es möglich war. Aber nun war 1945, der Krieg war zu Ende, man konnte sozusagen neu wählen, wohin man künftig gehören wollte. Was hat Sie bei den Kommunisten gehalten?

Maetzig: Nun, das war doch überhaupt keine Frage. Nachdem ich mich schon 1944 so eindeutig entschieden hatte, wollte ich diesen Weg auch konsequent weitergehen. Ich sah eine enorme Chance darin, im Osten Deutschlands zu helfen, etwas Neues aufzubauen, ein demokratisches Gemeinwesen, das auf sozialer Gerechtigkeit beruhte und das den Frieden anstrebte. Nach dem entsetzlichen Krieg war das besonders wichtig. Vor allen Dingen sollte es eben ganz konsequent antifaschistisch sein. Alles das glaubte ich hier verwirklichen zu können.

Gaus: Sie haben nicht neu nachgedacht, Sie haben nicht überlegt: Ich könnte mit meinem bürgerlichen Familienhintergrund auch ein Liberaler werden? Ich könnte in die neugegründete Partei, die CDU, eintreten, ich könnte Sozialdemokrat sein, wo es im Ansatz nicht ganz so radikal ist. Das passierte alles nicht, sondern dieser junge Mensch, Kurt Maetzig, der sagte sich: Die waren am stärksten dagegen, also muss ich jetzt am stärksten für die sein.

Maetzig: So ähnlich war es. Es haben natürlich Jahre zuvor Gespräche mit Freunden stattgefunden. Ich entsinne mich zum Beispiel an ein Gespräch mit einem Arzt, mit dem ich sehr befreundet war. Der wandte sich nach dem Krieg der CDU zu und bekam eine Professur in Erlangen. Ich erinnere mich an ein Gespräch, das wir etwa drei Jahre vor Kriegsende führten. Ich sagte voller Bewunderung zu ihm, dass er so vielen Leuten geholfen hätte, und ich fragte ihn, wie das nach dem Kriege weitergehen würde. Er sah ganz deutlich den Weg vor sich, wie Sie ihn eben angesprochen haben, und fragte mich, ob ich das auch so sehe? Ich sagte nein, ich sehe das anders. Ich sehe zwar, dass nach dem Krieg unsere Wege noch eine Weile parallel laufen würden, aber dann würden wir uns trennen – es werde zwei unterschiedliche Entwicklungsrichtungen in Deutschland geben. Ich habe mich also ganz bewusst der zweiten zugewandt.

Gaus: Hat Sie nicht das abgeschreckt, was über Stalin und seinen Despotismus bekannt war, über die Schauprozesse der 30er Jahre in Moskau? Selbst wenn man das, was damals die Goebbels-Propaganda hinzugefügt hatte, wegnahm, blieb genügend Fremdartiges, um es vorsichtig zu sagen, Beängstigendes. War Stalin für Sie so sehr der Befreier, dass das andere ganz zurücktrat? Haben Sie es nicht geglaubt? Wie sind Sie damit fertig geworden?

Maetzig: Glauben Sie mir bitte, dass ich das Ausmaß erst sehr viel später begriffen habe. Es hat Informationen gegeben, schon vorher, denen ich zum Teil auch nicht geglaubt habe damals, denn mir trat die Sowjetunion in Gestalt der außerordentlich gebildeten, umgänglichen und humanistisch gesonnenen Kulturoffiziere entgegen. Die haben unsere Entwicklung hier von an Anfang entscheidend gefördert. Das waren offensichtlich auch Leute, die versuchten, auf deutschem Boden eine andere Entwicklung zu unterstützen, als es sie bei sich zu Hause, in der Heimat, gab. Anton Ackermanns Überlegungen vom deutschen Weg zum Sozialismus war doch nicht die fixe Idee eines einzelnen. Da ging es nicht um eine Imitation des sowjetischen Modells. Da diese These anerkannt war, konnten uns auch diese sowjetischen Kulturoffiziere einen großen ideologischen Freiraum gewähren. Wir konnten also wirklich frei schaffen und produzieren. Dieses Gefühl von tatsächlicher Befreiung, das besonders aus den Arbeitsbedingungen erwuchs, hat eine ganze Weile vorgehalten.

Gaus: Wir werden auf diese Arbeitsbedingungen jetzt kommen. Sie waren Mitbegründer der DEFA, der Filmgesellschaft in der sowjetischen Besatzungszone, im Mai 1946. Zunächst haben Sie mitgearbeitet an der Kino-Wochenschau „Der Augenzeuge“. Ich zitiere ein Motto, das diese Wochenschau hatte, das, verglichen mit der Wirklichkeit, wie bitterer Hohn klingt. Das Motto lautet: „Sie sehen selbst, Sie hören selbst, urteilen Sie selbst.“ Nun denke ich, das Bemühen, die Kluft zwischen diesem Motto und der Realität nicht zu groß werden zu lassen oder vielleicht darin gar zu versinken, ist ein wesentlicher Teil Ihres Lebens. Wenn Sie dieses Motto heute hören, wenn es Ihnen ins Gedächtnis gerufen wird: Was empfinden Sie?

Maetzig: Zunächst möchte ich mich verteidigen gegen das Wort vom bitteren Hohn. Ich empfinde das heute noch nicht so, sondern es drückt aus, dass damals viele Leute ebenfalls so gedacht haben, dass damals die Hoffnung auf einen demokratischen Sozialismus bestand. Das demokratische Element war für mich absolut dominant von Anfang an und drückte sich in diesem Motto aus. Die Tatsache, dass es sich einige Jahre halten konnte, zeigt ja auch, dass es möglich war, es in der Öffentlichkeit durchzusetzen. Die Enttäuschung kam dann, als es abgelehnt, als es verboten wurde, oder sagen wir besser: als es stillschweigend von der Bildfläche verschwand.

Gaus: Weil es dann doch wie bitterer Hohn geklungen hätte.

Maetzig: Natürlich, dann ja.

Gaus: Ich sehe und bestreite kein bisschen die anderen Erwartungen und Absichten, die 1945 in Deutschland, und zwar in allen Teilen Deutschlands, waren, die in allen Teilen Deutschlands – glaube ich – zu Enttäuschungen geführt haben. Zu Enttäuschungen dieser Art hier und zu Enttäuschungen anderer Art woanders. Jetzt frage ich Sie aber noch einmal: Wenn Ihnen dieses Motto jetzt, nach allem, was seither war, ins Gedächtnis kommt: Ist dann ein wenig Bitterkeit im Gemüte von Kurt Maetzig?

Maetzig: Natürlich, das ist ein entscheidender Punkt. Als 1948/49 die Politik so korrigiert wurde und niemand mehr vom deutschen Weg zum Sozialismus sprach und damit auch die Hoffnungen auf einen demokratischen Sozialismus zumindest stark gedämpft wurden, da fing die Enttäuschung an.

Gaus: Das, was Sie jetzt gesagt haben, legt die Frage nahe:
Warum haben Sie weitergemacht?

Maetzig: Die Frage habe ich mir selbst immer wieder gestellt. Hauptsächlich natürlich, weil ich – und das gilt eigentlich bis zum bitteren Ende – einen demokratischen Sozialismus angestrebt habe, den ich zum Beispiel in Westdeutschland nicht hätte anstreben können oder keine Chance gehabt hätte, ihn zu verwirklichen. Ich hoffte immer wieder, mit Gleichgesinnten, mit den Mitteln der Kunst – und in unserem Jahrhundert hat die Filmkunst einen sehr großen Einfluss auf die Gemüter – eine Basis schaffen zu können für eine Entwicklung, die zu einem demokratischen Sozialismus führt. Vermutlich werden Sie mich im Laufe unseres Gesprächs auf die Ereignisse im Jahre 1965 befragen, da kulminiert ja diese Bemühung. Das heißt, obwohl schon 1949 Enttäuschung einsetzte, hat man sie doch immer wieder überwunden. Ich muss natürlich auch sagen, dass man immer wieder in den Sog der offiziellen Propaganda geraten ist. Insbesondere unter dem Einfluss der Tatsache, dass in Deutschland der Kalte Krieg begann, eine starke Polarisierung einsetzte. Das, was einem jetzt als unverzeihliche Entartung des Sozialismus erscheint, wurde damals immer wieder damit gerechtfertigt, dass so eine Art Schützengrabensituation war. Es war der Kalte Krieg, man musste sich verteidigen, die DDR war in einer schwachen Position. Das rechtfertigte alle möglichen undemokratischen Maßnahmen, für die ich dann immer wieder ein gewisses Verständnis aufzubringen versuchte. Es ist nicht so eindeutig, dass auf der einen Seite eine schlimme Politik und auf der anderen Seite ein edler Mensch stand, der etwas anderes anstrebte. Ich habe in diesem Spannungsfeld zwischen den eigenen Zielen und den Verhältnissen gelebt.

Gaus: Ich werfe keinen Stein, wie könnte ich das? Ich bin privilegiert dadurch, dass ich jünger bin als Sie und nicht in diese Spannungen hineingeraten bin, weil ich auf der westlichen Seite geboren und groß geworden bin und außerdem: Opportunismus gibt es in jedem System, gibt es auch im pluralistischen System, in dem ich groß geworden bin und das jetzt ein gesamtdeutsches ist. War auch in Ihrem Leben ein bisschen Selbstbetrug und Opportunismus drin?

Maetzig: Nicht nur ein bisschen. Leider zuviel. Persönlich immer wieder gerechtfertigt, dass eine Veränderung des System nur aus dem System selbst heraus geschehen könne, und dass man, um darin weiter wirken zu können, sich auch in diesem und jenem Punkt anpassen müsse. Aus dieser Spannung zwischen der Verfolgung der eigenen, immer lebendigen demokratischen Ideale und der Anpassung an die Realität, wie sie war, hat mein Leben bestanden. Oft habe ich mich gefragt, ob nicht der Preis, den man gezahlt hat, zu hoch gewesen ist.

Gaus: War er zu hoch?

Maetzig: Ja, ich glaube er war zu hoch.

Gaus: Es war ein Leben als ein politischer Mensch, wie Ihre Antworten zeigen, der mit seiner Kunst als Filmregisseur aufklären will, bessern will, etwas Gutes bewirken will. Ich habe mehrere Fragen in diesem Zusammenhang, Herr Maetzig. Zunächst diese: Können Sie die Grenze bezeichnen, jenseits der Kunst keine Kunst mehr ist, sondern Agitation wird?

Maetzig: Eine genaue Definition habe ich nicht parat. Aber ich will es mal versuchen: Zunächst gehe ich davon aus – ich will es auf die Filmkunst beschränken, sonst wird es vielleicht zu allgemein –, dass die Filmkunst immer eine Botschaft trägt. Irgendeine. Mag sie offen oder versteckt, mag sie den Schöpfern bewusst sein oder nicht – sie trägt eine Botschaft. Insofern propagiert sie immer irgendetwas, sie ist auch immer Propaganda für eine Lebensweise. Das berührt noch nicht den Charakter der Kunst. Da, wo die Kunst nicht nach ihren eigenen Gesetzen, also nicht nach ästhetischen Gesetzen antritt, sondern sich der Pädagogik, der Didaktik, der Propaganda, der Agitation, der Illustrierung von Ideen oder Leitsätzen unterwirft statt auf künstlerische Weise zu wirken, da ist die Grenze.

Gaus: In den Jahren 1954 und 1955 waren Sie inzwischen ein Star-Regisseur der DDR. Sie hatten 1947 einen Film inszeniert, an den ich mich sehr genau erinnere und der mich damals erschüttert hat: „Ehe im Schatten“. Er erzählt die Geschichte des Schauspielerehepaars Gottschalk. Sie ist Jüdin, er hält an seiner Frau fest, und dann beginnt die gesellschaftliche und berufliche Isolierung, am Ende steht der Selbstmord. Ein Film „Ehe im Schatten“ von Kurt Maetzig, der mich tief, tief bewegt hat 1947, als ich ihn sah. In den Jahren 54/55 kriegt der Star-Regisseur Maetzig den Auftrag, zwei Filme über Thälmann, über den von den Nazis ermordeten KPD-Vorsitzenden zu machen: „Ernst Thälmann, Sohn seiner Klasse“ und „Ernst Thälmann, Führer seiner Klasse“. Waren diese Filme – nach Ihrer Selbsteinschätzung heute – jenseits dieser Grenze? Haben Sie die Grenze von der Kunst zur Propaganda in unzulässiger Weise überschritten?

Maetzig: Ja, das haben sie. Ich hatte unlängst Gelegenheit, diese Filme nach Jahrzehnten noch einmal wiederzusehen. Sie wurden kürzlich an einer deutschen Universität aufgeführt, in Gegenwart eines recht großen Auditoriums aus Akademikern, insbesondere Medienwissenschaftlern, Politwissenschaftlern und Historikern. Das Interessante ist, dass die Kritik und die Einwände gegen den Film, die nach der Vorführung geäußert wurden, sich nicht oder kaum auf den Inhalt bezogen, sondern alle auf die künstlerische Form, in der er gemacht worden war. Diese Form überschreitet in der Tat die Grenze zwischen – sagen wir mal – Publizistik und Kunst. Ich finde, dass dieser Film deshalb auch nicht mehr ansehbar ist.

Gaus: Beinhaltet – wir sind immer noch bei dieser Problematik Ihres Lebens, wie ich es verstehe – bewusste Bindung an eine Ideologie, an eine Überzeugung nicht auch die Gefahr, dass ein Künstler Selbstzensur übt und damit manchmal sogar noch über die Zensur, über das, was die Zensur verlangen würde, hinausgeht, weil er durch seine Selbstzensur verhindern will, dass er durch das, was er tut, die Sache beschädigt?

Maetzig: Die Gefahr besteht. Ich glaube, dass ich ihr meist entgangen bin dadurch, dass ich mir der durch das Regime gezogenen Grenzen bewusst war, aber nicht, um mich ängstlich innerhalb dieser Grenzen zu bewegen, sondern mit jedem der Filme, die ich gemacht habe, zu versuchen, diese Grenzen ein bisschen weiter nach außen zu drücken und sie zu durchlöchern, den Wirkungskreis der Kunst zu erweitern.

Gaus: Das heißt, Sie sagen: Wo immer ich Absicht verfolgen konnte, habe ich absichtlich so gehandelt. Ich bin nicht hineingeschlittert in etwas?

Maetzig: Ja, so ist es. Ich habe die Möglichkeiten vorher sehr genau abgesteckt und bedacht und immer versucht, einen kleinen Schritt voranzukommen.

Gaus: Es gibt Kollegen, die das bestreiten. Es gibt Kollegen von Ihnen, die sagen nein. Und wir kommen jetzt zum Jahr 1965, von dem Sie schon gesprochen haben. Wir kommen jetzt zu dem Film von Kurt Maetzig nach einem Buch von Bieler „Das Kaninchen bin ich“. Sie sagen: Nein, er ist eigentlich hineingeraten, wie man in etwas hineingerät, er hat sich dann in den Grenzen, die gezogen sind, so verhalten, wie man denkt, dass sich jeder dann verhält. Das ist alles in Ordnung. Aber: War es wirklich Absicht? Sagen Sie etwas dazu.

Maetzig: Absicht, den Film so zu machen?

Gaus: Haben Sie sich vielleicht getäuscht darüber, wie die Parteioberen, die dann sehr harsch reagiert hatten, reagieren würden? Haben Sie gedacht, die sind schon weiter, oder wollten Sie sie weiter bringen damit?

Maetzig: Die Vermutung der Freunde und Kollegen, die sich so ausgesprochen haben, ist schlicht falsch. Es war sehr genau bedacht und sehr genau gewollt. Ich wusste, dass wir uns an einem Punkt befanden, wo es noch eine Möglichkeit gab, die Politik zu beeinflussen in Richtung auf einen demokratischen Sozialismus. Sehen Sie mal, der Film stand ja nicht allein. Es wurde zugleich mit diesem Film fast die Jahresproduktion der DEFA verboten. Und es ging nicht nur um Filme, es ging um Theaterstücke, um Lyrik. Es ging um eine große Bewegung innerhalb der Kultur. Nicht nur das: Es war eingebettet in eine noch größere Bewegung, die auch das Gebiet der Ökonomie umfasste. Leute wie Erich Apel, der damals für die Wirtschaft des Landes verantwortlich war ...

Gaus: … der sich dann umgebracht hat …

Maetzig: … ich wollte gerade darauf kommen. Unter diesen Leuten war die Überzeugung gewachsen, dass dieses überzentralisierte System ineffektiv ist, dass es zur weiteren Entwicklung eines grundsätzlichen Umschwunges bedurfte in Richtung auf Dezentralisierung und Demokratisierung – auch der Wirtschaft. Das ging damit zusammen. Eigenartigerweise oder Schicksalhafterweise fällt der Selbstmord Apels fast zusammen mit dem Festsetzen des Termins für dieses 11. Plenum. Die Dinge hängen sehr genau zusammen, und sie waren sehr genau bedacht. Ich bin nicht hineingeschlittert.

Gaus: Es war das 11. Plenum des Zentralkomitees der SED im September 1965. Und der Film, über den wir jetzt unter anderem gesprochen haben, der zusammen mit anderen Filmen und mit Büchern diese vernichtende Kritik der Parteioberen auf sich zog, der Film, der von Ihnen, Herr Maetzig, war , hieß „Das Kaninchen bin ich“. Ein Film, der sich kritisch mit den anpasserischen Verhalten eines DDR-Richters beschäftigt, der zunächst eine harte Linie verfolgt und nach einiger Zeit einen Schwenk vollzieht, weil er erst das eine und dann das andere als das die Karriere Förderliche ansieht. Und dieser Anpasserfigur wird entgegengesetzt eine reformerische sozialistische Rechtsauffassung. Auf diesem 11. Plenum hat dann Walter Ulbricht als Anführer – aber auch Honecker und andere haben diesen Film als parteischädlich erklärt – verboten. Es gibt Leute, die sagen: Im Grunde ist nicht, wie das manche denken, weil dass das Spektakuläre war und später kam, die Ausbürgerung Biermanns, sondern dieses 11. Plenum des ZK der SED im September 1965 der Punkt gewesen, wo jeder Ansatz einer liberaleren Kulturpolitik erstickt wurde. Würden Sie das auch sagen?

Maetzig: Nicht ganz so. Auch der Anfang der Honecker-Zeit wurde von manchen als eine gewisse Liberalisierung der Kulturpolitik angesehen. Da hat es noch einige Schwankungen gegeben. Aber es war in der Tat der Kreuzungspunkt, der point of no return, von dem aus die Weichen gestellt wurden in Richtung auf eine Re-Stalinisierung des Systems. Das hing zusammen mit der Entwicklung in der Sowjetunion. Im Dezember oder im Spätherbst des Jahres 1965 hatte Breschnew einen inoffiziellen Besuch gemacht bei der Parteiführung der DDR und die zaghaften Schritte zur Demokratisierung, die von der Chruschtschow-Ära übriggeblieben waren, verdammt. Die Parteiführung in Berlin wurde offensichtlich darauf festgelegt, alle Schritte, die in dieser Richtung unternommen worden waren, zurückzunehmen. Darauf ist der Selbstmord Apels zurückzuführen, und darauf ist andererseits auch die Verurteilung meines Films zurückzuführen. Die Produktion dieses Films war ja nicht geheim passiert, sondern erfolgte mit Billigung des Chefdramaturgen der DEFA, des Generaldirektors der DEFA, des Ministers für Kultur und so weiter bis hinauf zum Abteilungsleiter für Kultur im Zentralkomitee der SED – sie alle hatten, einige von ihnen auch mit gewissen Bauchschmerzen, dem Projekt zugestimmt. Aber dann kam der Wind aus einer ganz anderen Ecke und erfasste die Parteiführung der SED. Denn ich glaube, dass diese Entwicklung, wie sie Erich Apel vorschwebte, auch hätte weitergeführt werden können und wäre weitergeführt worden, auch von Leuten wie Ulbricht, wenn nicht dieses strikte Veto aus Moskau gekommen wäre.

Gaus: Viele Kulturfunktionäre haben damals ihre Ämter aufgeben müssen, wurden zurückgestuft, kamen erst später wieder in Arbeit, die ihren Qualitäten entsprach. Sie selbst haben öffentlich Selbstkritik geübt im „Neuen Deutschland“, Anfang 1966. Was hat es Ihnen bedeutet, öffentlich Selbstkritik zu üben? War das ein sinnentleertes Ritual, dem man sich unterzog, um – wenn auch beschädigt – weitermachen zu können, oder war es ein aufrichtiges Schuldeingeständnis nach strenger Gewissensprüfung, oder war es ein wenig von beidem? Was macht öffentliche Selbstkritik aus einem Menschen?

Maetzig: Das ist eine sehr schwere Frage, weil man natürlich bewusst oder unbewusst gedrängt ist, die Geschichte zu korrigieren oder anders zu sehen, als sie damals wirklich gewesen ist. Im Prinzip halte ich Selbstkritik für eine sehr gute Sache. Öffentlich auch die eigene Arbeit kritisieren zu können und sagen zu können: Ich habe mich geirrt, das habe ich falsch gesehen, das halte ich für normal. Schlimm war es, dass dieses Prinzip, das an sich gute Prinzip, innerhalb der Partei, insbesondere auch der Partei in der Sowjetunion, in schlimmster Weise pervertiert worden ist – bis zu öffentlichen Schuldbekenntnissen von Leuten, die nie etwas Derartiges begangen hatten, so dass das also etwas absolut Absurdes geworden war. In meinem Fall habe ich es angesehen als eine schwere Bestrafung. Es war wohl die schwerste Bestrafung, die ich in meinem Leben auf mich genommen habe. Denn eine solche öffentliche Kritik an dem, was man selber so sehr durchgekämpft hatte, für das man sich so sehr mit Leib und Seele eingesetzt hatte, ist natürlich eine moralische Bestrafung, eine moralische Erniedrigung, wie man sie sich kaum schlimmer vorstellen kann.
Ich habe damals in der Tat sehr sorgfältig überlegt, ob an der Kritik, die an diesem Film geäußert wurde, etwas dran sei. Die Vorwürfe waren ja hanebüchen: konterrevolutionär, staatsfeindlich. Mir wurde ein Wirtschaftsverbrechen und Beleidigung der ganzen Republik vorgeworfen. Nach solchen Worten weiß man eigentlich gar nicht, was man antworten soll, wenn man zur Selbstkritik aufgefordert ist. Ich habe in meiner Selbstkritik keinen dieser vier Vorwürfe bestätigt, sondern habe mich gegen diese Vorwürfe verteidigt und lediglich gesagt, dass ich bedaure, dass die gute Absicht, die ich gehabt hätte, kein entsprechendes Echo gefunden habe. Ich habe diesen Schritt nach sehr reiflicher Überlegung getan. Ich habe mich sehr sorgfältig beraten – sowohl mit dem Autor des Buches, Bieler, als auch mit anderen Freunden. Es war klar, dass man in dieser Situation entweder nur die DDR verlassen konnte, oder eben diesen Schritt rückwärts tun musste. Bieler hat sich dafür entschieden, die DDR zu verlassen. Ich bin geblieben. Heute kann ich sagen: vor allen Dingen deshalb, weil ich hoffte, in besserer Situation den gleichen Kampf wieder aufnehmen zu können, weil ich nicht die Hoffnung hatte, dass ich außerhalb der Grenzen der DDR für diese Ziele hätte kämpfen können, und weil ich bis zum Schluss – eigentlich bis zum Jahr 1998 – gehofft habe, dass das System von innen heraus reformierbar und reformfähig wäre. Heute sehe ich, dass ich mich auch in diesem Punkten völlig geirrt habe.

Gaus: Meinen Sie heute zu wissen, warum das System nicht reformfähig gewesen ist?

Maetzig: Zunächst wohl, weil ihm von vornherein Demokratie gefehlt hat. Weil es, durch historische Umstände bedingt, zum ersten Mal in einem Land, dem alten zaristischen Russland, zum Tragen kam. Das besaß keinerlei demokratische Traditionen und befand sich auf einem kulturellen Stand, wo eigentlich nur mit einem absoluten, strikten Zentralismus, der sich seinerseits wieder an orientalischen Despotien orientierte, geherrscht werden konnte. Dadurch sind die Ideen des Sozialismus, wie sie Marx und Engels vorgeschwebt haben, in einer Weise von vornherein verwischt und vermischt worden mit Dingen, die ihnen konträr und wesensfremd sind. Von Anfang an ist die Sache falsch gelaufen.

Gaus: Sie denken nicht, dass die Geschlossenheit des Weltbildes von Marx und Engels die Demokratie ausschließt? Sie denken – ich will es nur nachfragen – dass es diese historisch-geographische Wurzel war, die das Experiment scheitern ließ. Sie denken nicht, dass es an der hermetischen Abschließung der Ideologie selber liegt?

Maetzig: Ich würde das nicht als den Hauptpunkt sehen. Wohl stimme ich Ihnen zu, dass das auch ein ganz wesentlicher Punkt gewesen ist. Denn aus dieser Überzeugung, dass das eigene Weltbild wissenschaftlich begründet und deshalb wahr und unanfechtbar sei, resultierte ja der Anspruch der Parteiführung, als Gralshüter dieser Wahrheit alles andere unterdrücken zu können, zu müssen und der Entwicklung sozusagen auf die Sprünge zu helfen.

Gaus: Ist das nicht die Anmaßung, die die Demokratisierung ausschloss?

Maetzig: Zweifellos hängt das damit zusammen.

Gaus: Fällt es Ihnen schwerer, das einzuräumen, als es Ihnen schwer fällt, das Scheitern dieser Hoffnungen im Historisch-Geographischen zu suchen?

Maetzig: Auch schwer zu sagen. Ich habe mir darauf auch einen Reim gemacht in den Jahren. Nicht jetzt. Ich habe in den ganzen Jahren gemerkt, wie sehr sich die Partei von ihrem eigenen Prinzip, nämlich der dialektischen Denkweise, abgewandt hat, und habe das, was geschah, und die Pervertierung der gesamten Ideen des Sozialismus im wesentlichen zurückgeführt auf die Abkehr von der Dialektik. Ich sehe zum Beispiel eine solche ständige Dialektik von Sicherheit und Effizienz. Jedes Staatswesen, insbesondere jedes junge, hat ein natürliches Bedürfnis nach Sicherheit, organisiert sich meist zentral, von der Diktatur bis zu den etwas demokratischeren Formen, und schließt damit Effizienz aus. Denn nur eine demokratische Struktur, in der die einzelnen Individuen ihre Kräfte voll entfalten können, ist auch ökonomisch effektiv. So entsteht eine Dialektik zwischen Sicherheit und Effizienz. Die Staatskunst muss eigentlich darin bestehen, und zwar nicht nur im Sozialismus, sonder in jedem Staat, die optimale Variante zwischen Sicherheit und Effizienz zu finden. Aus dieser Überheblichkeit, wie Sie sie eben benannt haben, resultierte aber, dass die Sicherheitsinteressen noch vor die Interessen der Effizienz gestellt wurden. Es ist nie eine Politik betrieben worden der Optimierung zwischen Sicherheit und Effizienz, sondern je schwieriger die Situation war, je mehr sie eigentlich nach Effizienz und damit nach Demokratie verlangt hätte, umso stärker hat die Staatsführung auf Sicherheit und Hypertrophie der verschiedenen Sicherheitsapparate gesetzt, dass zum Schluss diese Entartung auch zum Gesamtzusammenbruch führen musste.

Gaus: Und ist das vielleicht, Herr Maetzig, 82 Jahre alt, was Sie jetzt analysiert haben, so, weil der Mensch so ist, wie er ist? Hat der Sozialismus den Menschen überfordert, hat er ihn sich schöner gedacht, als er je sein kann?

Maetzig: Ach, lassen Sie mir doch diesen Rest von Optimismus, an den Menschen weiter zu glauben. Denn: Wenn ich nicht weiter daran glauben dürfte, dann müsste ich auch vermuten, dass die Menschheit nicht in der Lage wäre, die großen Lebensprobleme, vor denen sie jetzt und in der Zukunft stehen wird, zu meistern.

Gaus: Bedeutet Ihnen die Vereinigung der beiden deutschen Staaten etwas?

Maetzig: Die Umstände, unter denen sie vor sich gegangen ist, machen es so schwer, das Positive zu erkennen.

Gaus: Was ist Ihr Hauptvorwurf?

Maetzig: Es ist nicht so sehr ein Vorwurf, als ein tiefes Bedauern darüber, dass mit Hilfe der Menschen aus beiden deutschen Staaten in dem neuen deutschen Staat nicht etwas Gemeinsames geschaffen wurde, dass das Ganze nach dem Prinzip einer Eroberung und der Auslöschung der Identität des Unterlegenen stattfindet.

Gaus: Erlauben Sie mir eine letzte Frage: Was wiegt schwerer, wenn Sie die Bilanz Ihres Lebens ziehen – die Last der Enttäuschungen oder das Gepäck der Hoffnungen?

Maetzig: Trotz allem, was ich erlebt habe, kann ich einen Funken von Optimismus in mir nicht unterdrücken. Die Hoffnung, dass die künftigen Generationen es besser lösen werden und eine Lösung für die großen Weltprobleme finden. Ich möchte doch noch vielleicht zwei Minuten Ihre Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen, um zu erklären, wie es eigentlich kam, dass ein so großer Teil der Bevölkerung der DDR mit so großer Hoffnung dem Westen entgegengegangen und zum Teil davon enttäuscht worden ist. Ich will es in einem Bild sagen, da der Umstand sehr kompliziert zu beschreiben ist: Stellen Sie sich einmal vor, die Menschheit käme überein, die Abholzung der tropischen Wälder zu beenden und ein Gesetz zu machen, was dies vollkommen unmöglich machte. Dann wird an der Verwirklichung dieses Gesetzes zunächst niemand etwas verdienen, weder der Holzfäller noch der Transporteur, noch der Exporteur, noch diejenigen, die die Hölzer importieren und verbrauchen. Aber nun stellen Sie sich vor, dass durch dieses Gebiet der Regenwälder eine Grenze gezogen wird und auf der einen Seite das Abholzen weitergeht und auf der anderen Seite das Gesetz angewandt wird. Dann tritt natürlich ein Sog ein – in welche Richtung wohl? In welche Richtung werden sich die Holzfäller, die Holzex- und Importeure bewegen? Das heißt – ich komme auf Ihre Frage von Hoffnung oder Enttäuschung zurück –, ich sehe das, was geschehen ist und geschieht, nicht so sehr als eine moralische Angelegenheit an, die verurteilt oder begrüßt werden kann, sondern als einen gewissen historischen Automatismus, der unter sehr tragischen Umständen verläuft.