Die erste Abendschau in Farbe mit Moderator Harald Karas, Quelle: rbb
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Abendschau vom 16.07.2008 - Das Jahr 1970

Das neue Jahrzehnt präsentiert sich in knalligen Tönen. Seit zweieinhalb Jahren gibt es das Farbfernsehen in Deutschland. Im Jahr 1970 sendet auch die Abendschau erstmals aus dem Farbstudio.

Neu ist allerdings nicht, dass Konzerte der Rolling Stones in Berlin zu Tumulten führen. Randalierer demolieren nach dem Auftritt der Stones die Deutschlandhalle.

Überhaupt sorgt man sich um die Zustände in Berlin. In der Potsdamer Straße und am Kudamm hat sich die Prostitution inzwischen etabliert und Banden kämpfen um die Vorherrschaft im Charlottenburger Rotlichtviertel.

Ende Juni fallen in der gar nicht mehr so beschaulichen Bleibtreustraße sogar Schüsse zwischen deutschen und iranischen Zuhältern. Die Bilanz: Ein Toter und drei Schwerverletzte.

Auch in Dahlem kommt es wenige Wochen zuvor zu Gewaltszenen. Der als Kaufhaus-Brandstifter inhaftierte Andreas Baader soll eigentlich unter Aufsicht an einem Buch arbeiten. Seine gewaltsame Befreiung gilt als Geburtsstunde der RAF.

Auswirkungen auf Berlin hat selbst die unruhige Lage im Nahen Osten und die dort zunehmende Zahl der Flugzeug-Entführungen. Auch am Flughafen Tempelhof steigen die Sicherheitsvorkehrungen. Für die Passagiere ist die Leibesvisitation eine ganz neue Erfahrung. Reisen, ganz gleich wohin, bleibt allerdings nur für die West-Berliner eine Selbstverständlichkeit.

Auf der anderen Seite verfestigt die DDR-Regierung hingegen noch im Sommer die Grenzanlagen. Und doch bringt das Jahr 1970 Hoffnung. Im August kommt zwischen der UdSSR und der Bundesrepublik der Moskauer Vertrag zustande. Er verspricht Frieden und Entspannungspolitik.

Für Berlin ändert sich allerdings zunächst wenig. Kurz vor Weihnachten herrscht wieder einmal die übliche Situation am Kontroll-Übergang Dreilinden. Bis zu neun Stunden stehen Autos und LKW im Passier-Stau. Es wird noch einige Zeit dauern, bis ein Transitabkommen erreicht, dass das Reisen endlich leichter wird.

Ein Beitrag von Arndt Breitfeld