Das Sony Center und die Infobox am Potsdamer Platz, Quelle: rbb
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Abendschau vom 11.08.2008 - Das Jahr 1996

Das Sony Center am Potsdamer Platz existiert zu diesem Zeitpunkt nur virtuell, aber nicht mehr lange. Die größte Baustelle Europas wird zur Sehenswürdigkeit und die rote Infobox daneben zum Publikumsliebling.

Nach nur neun Monaten waren bereits eine Millionen Besucher da. Von dort aus kann man auch immer etwas beobachten, zum Beispiel den Umzug des Kaisersaal vom alten Hotel Esplanade. Die Beförderung des Kaisersaals 30 Meter von Ost nach West ist eine technische Meisterleistung und so schön ist das nur in der Abendschau zu sehen gewesen.

Berliner und Brandenburger stehen vor der großen Entscheidung Länderfusion. In West-Berlin ist man insgesamt eher für die Fusion, doch in Ost-Berlin überwiegen die Nein-Stimmen. Auch Brandenburg entscheidet sich mehrheitlich dagegen. Die Länderfusion ist erst einmal vom Tisch.

Auch die große Entscheidung für den Ausbau des Flughafen Schönefelds zum neuen Großflughafen Berlin Brandenburg International Airport steht an. Der Bundesverkehrsminister und die Regierungschefs von Berlin und Brandenburg entscheiden sich gegen den Standort Sperenberg und für Schönefeld. Die Nähe zur Hauptstadt ist dafür ausschlaggebend.

Zuvor im Jahr wird der Flughafen zu einem Ort der Trauer. Eine Maschine der türkischen Fluggesellschaft Birgenair stürzt vor der Küste der Dominikanischen Republik ab. Angehörige und Freunde, die auf die Rückkehrer warten, werden auf dem Flughafen vom Unglück informiert. Alle Insassen der Maschine kamen ums Leben, darunter 17 Berliner und 28 Brandenburger. Für sie findet in der Potsdamer Nikolaikirche eine ökumenische Trauerfeier statt.

Papst Johannes Paul II besucht Berlin und 120 000 Katholiken strömen zum gemeinsamen Gottesdienst ins Olympiastadion.

Ein paar hunderttausend mehr kommen zur Love Parade. Zum ersten Mal findet die Love Parade auf der Straße des 17. Juni statt. 750 000 Raver bringen den Tiergarten unter dem Motto "We are one Family" zum Beben. Das Techno-Spektakel gilt als politische Demonstration und deshalb wird der Müll auf Kosten der Stadt weggeräumt. Doch die Raver lassen auch Geld in Berlin.

Geld auszugeben ist ab 1. November noch einfacher, denn die Geschäfte dürfen bis 20:00 Uhr geöffnet bleiben. Die Berliner gewöhnen sich schnell an alles Neue, nur einer bleibt auch im Alter von 70 Jahren so schön, schlank und schillernd wie immer: der Funkturm.

Ein Beitrag von Susanne Papawassiliu