Leere Stadtautobahn am 25. November 1973, Autofreier Sonntag, Quelle: rbb
Bild: rbb

25. November 1973 - Autofahrverbot in West-Berlin wegen der Ölkrise

Gähnende Leere und ungewöhnliche Stille herrschten am 25. November 1973 auf den Straßen und Autobahnen der Bundesrepublik Deutschland und auch in West-Berlin. Erstmals in der Geschichte des Landes galt ein bundesweites Fahrverbot. Ausnahmegenehmigungen erhielten fast nur Polizisten und Ärzte. Den Sonntagsausflug nutzten viele zum Spaziergang auf den leeren Fahrbahnen, andere holten die Fahrräder aus dem Keller oder stiegen auf öffentliche Verkehrsmittel um. Für die meisten war es einfach ein ungewohnter Spaß, ein Gefühl von Freiheit, genüsslich über sonst viel befahrene Straßen zu bummeln oder zu radeln.

Wenige Tage zuvor hatte die SPD/FDP-Bundesregierung in einem "Energiesicherungsgesetz" drastische Sparmaßnahmen angeordnet, für vier Sonntage im November und Dezember ein Fahrverbot erlassen und Tempolimits verhängt.
 
Ursache war das Embargo der Organisation der Erdöl exportierenden Staaten (OPEC) vom 17. Oktober 1973. Der Ölpreis stieg ab 17.10.1973 von rund drei US-Dollar pro Barrel (159 Liter) auf über fünf Dollar. Dies entspricht einem Anstieg um etwa 70 Prozent. Im Verlauf des nächsten Jahres stieg der Ölpreis weltweit auf über zwölf US-Dollar pro Barrel.
 
Die arabischen Staaten wollten mit einer Drosselung ihrer Exporte die meist pro-israelisch eingestellten westlichen Staaten zwingen, im Jom-Kippur-Krieg (6. bis 26.10.1973) Ägyptens und Syriens gegen Israel Position für die arabische Seite zu beziehen.

Dynamo Sportler während ihrer turnerischen Darbietung anlässlich der Weltfestspiele der Jugend 1973, Bild: imago/Ulrich Hässler
imago/Ulrich Hässler
88 min

Berlin - Schicksalsjahre einer Stadt: 1973

"Flower-Power" bei den Weltfestspielen der Jugend in Ost-Berlin und gähnende Leere auf der West-Berliner Autobahn aufgrund der Öl-Krise. Die einen bauen den Palast der Republik auf, die anderen reißen den Sportpalast ab.