
Fertighaus aus den 30er Jahren -
In den 1960er Jahren waren Fertighäuser populär. Damals konnte man sie sogar aus dem Quelle-Katalog bestellen. Die wenigsten wissen, dass in Finow bei Eberswalde schon in den 1930er Jahren Fertighäuser produziert wurden - aus Kupfer. Klaus Schöpp und seine Familie lebt in Berlin-Lichterfelde in dieser Rarität. Die letzten zwei Monate wurde das Haus saniert, nun ist das Denkmal wieder in bestem Zustand.
Die kleine Kupfer-Villa in Berlin-Lichterfelde ist vermutlich eines der ersten industriellen Fertighäuser der Welt. Gebaut wurde es vor einem Jahrhundert von der Firma Hirsch Kupfer- und Messingwerke Eberswalde-Finow. Die leicht montierbaren Kupferbau-Elemente kamen in 34 Kisten und mussten nur zusammengesteckt werden. Hinter all dem steckt eine spannende Familien-Geschichte und ein Stück Industriegeschichte in Brandenburg. Außen Kupfer, innen Weißblech. Die Wände sind magnetisch. Das spart nicht nur Nägel in der Wand; die Konstruktion hat auch eine erstaunlich gute Wärmedämmung. Durch unterschiedliche Reliefs und Prägungen wirken die Bleche auf den ersten Blick wie Mustertapeten. Die Motive konnten die Käufer damals im Katalog individuell auswählen - auch aufwendige, florale Muster.
Hergestellt wurden die Fertighäuser in den 1930er Jahren im „Kupfer- und Messingwerk“ in Finow bei Eberswalde. Damals das größte Messingwerk in ganz Europa - im Besitz der jüdischen Familie Hirsch. Ein kleines Museum im Finower Wasserturm erinnert heute daran. Das Messingwerk selbst wurde 1945 demontiert und als Reparationsleistung in die UDSSR transportiert. Aber die Mustersiedlung am Fuße des Wasserturms mit sieben unterschiedlichen Haus-Modellen existiert noch heute.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden die Fertighäuser auch zum Export nach Palästina angeboten. 14 Fertighäuser sollen damals nach Palästina transportiert worden sein. Einige von ihnen existieren noch heute. So wie auch die Kupfervilla in Berlin-Lichterfelde. Anders als man vielleicht denken könnte herrscht darin eine gute Akustik. Yoriko Ikeya und ihr Mann Klaus Schöpp bereiten sich gerade auf ihr nächstes Konzert vor. Den Hauskauf vor 26 Jahren haben sie keine Sekunde lang bereut.
Beitrag von Gela Braun