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Der Film versucht die Wahrhaftigkeit des Schauspielerberufs aufzudecken, ohne dem Zerrbild seiner öffentlichen Wahrnehmung zu verfallen. Er lässt Schauspielerinnen und Schauspieler über ihren Beruf sprechen.
Fast jeden Tag erleben Schauspieler ein Drama, von dessen Schicksalshaftigkeit wir nichts ahnen. Wir erleben sie in ihren gespielten Rollen. Sie sind die Verführer, Helden, Bösewichte oder Versager. Von den Menschen hinter den Rollen wissen wir nur wenig, es sei denn, wir haben durch die Boulevard-Medien ein Zerrbild von ihnen erhalten. Sie haben einen Beruf, der sie in besonderer Weise öffentlich ausstellt, der in der Regel ihr ganzes Leben bestimmt.
Ein Beruf, der Berufung sein soll
Der Beruf Schauspieler ist Fluch und Segen, legt persönliche Komplexe offen und berührt Eitelkeiten und Narzissmus. Ein Beruf, der Berufung sein soll oder als Berufung gesehen wird, und nicht selten psychische Schieflagen verursacht. Ein Beruf, der ein Wechselspiel der Gefühle für die Schauspieler bereithält: gelebte Phantasie, erfüllendes Spiel, schmerzendes Drama und leidenschaftliche Poesie stehen neben verletzter Würde.

Das bedrückende Gefühl, ausgeliefert zu sein, steht über allem:
Weil die Möglichkeit, den Beruf auszuüben, in der Regel vom Alter, dem Aussehen, der Popularität, und der Einschaltquote entschieden wird. Schauspielerinnen sollen attraktiv sein und eine erotische Ausstrahlung haben, dürfen aber nicht verführen, denn die meist männlichen Entscheider haben Probleme mit ihrer traditionellen Herrschaftsfunktion. Oft noch dramatischer: Beliebigkeit, Desinteresse oder Willkür und Opportunismus oder Trends sind der Gradmesser. Die Entscheidung darüber, wer und was gespielt wird, liegt bei Regisseuren, Produzenten, Medien und den Zuschauern.
Der Dokumentarfilm wendet sich den SchauspielerInnen neugierig, empathisch und respektvoll zu, stellt direkte, persönliche Fragen und findet ernsthafte, überraschende Antworten.
Dokumentarfilm von Michael Harder
Erstausstrahlung am 13.11.2019/NDR