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Die Dokumentation von Hajo Seppelt und seinem Team deckt schwere Missstände im Deutschen Schwimm-Verband auf. U.a. spricht Wasserspringer Jan Hempel erstmals über schwere sexuelle Übergriffe in der Jugend durch seinen Trainer.
Jan Hempel, einer der besten deutschen Wasserspringer der vergangenen Jahrzehnte, spricht in dieser ARD-Dokumentation erstmals über schwerste sexuelle Übergriffe in seiner Jugendzeit durch seinen Trainer. „Ich bin von meinem Trainer missbraucht worden. Er hat eigentlich keinen Zeitpunkt ausgelassen, um seinen Wünschen freien Lauf zu lassen“, sagt Hempel. Es habe mit Anfassen begonnen, „bis er mich dann später täglich zu sexuellen Handlungen genötigt hat“, erinnert sich Hempel: „Ich weiß bloß, dass man das dann am Ende über sich ergehen ließ, weil er eben solche Dinge sagte wie: ‚Wenn du das machst, dann hast du heute Nachmittag frei.'"
Nun will Hempel nicht mehr schweigen: „Ich glaube, man ist es anderen auch für die Zukunft schuldig, dass man darüber spricht.“ Hempel sagt, er sei elf Jahre alt gewesen, als sein damaliger Trainer ihn zum ersten Mal belästigte. 14 Jahre lang, bis 1996, soll der Missbrauch angedauert haben. Hempel sagt, es sei zu regelmäßigen Vergewaltigungen gekommen, unter anderem während der Olympischen Spiele 1992 in Barcelona, unmittelbar vor dem Wettkampf. Zu den Vorwürfen kann sich der Trainer nicht mehr äußern, er nahm sich 2001 das Leben.
Der Film von Hajo Seppelt und seinem Team beleuchtet die Folgen der Missbrauchsvorwürfe, die zu den massivsten gehören, die ein deutscher Weltklasse-Sportler je öffentlich gemacht hat. Laut Hempel, der nach eigener Darstellung die Verbandsspitze 1996 von den Vorgängen unterrichtet hatte, hat sich der Deutsche Schwimm-Verband bislang nie substanziell mit den Vorwürfen auseinandergesetzt.
Der DSV habe sich damals unter dem Vorwand Stasi-Vergangenheit von dem Trainer getrennt. Darüber hinaus berichten weitere Betroffene in der Dokumentation über verschiedene Fälle und Ausprägungen der sexualisierten Gewalt im deutschen Schwimmsport - etwa drei ehemalige Schwimmerinnen, die von ihrem Trainer im Verein missbraucht wurden. Die Erstveröffentlichung des Films am 18. August in der ARD Mediathek hat einen Aufarbeitungsprozess im DSV angestoßen, der immer noch andauert.
Film von Hajo Seppelt, Bettina Malter, Josef Opfermann und Arne Steinberg
rbb Erstausstrahlung 28.09.2022