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Auf dem Moskauer Lubjankaplatz befindet sich der Sitz des Geheimdienstes, seit kurz nach der Oktoberrevolution bis heute. Der Platz bietet ein Bild der russischen Gesellschaft zwischen Aufbruch und Repression.

In fast jeder russischen Familie finden sich Opfer oder Täter. Der Lubjankaplatz steht aber auch für den Beginn eines demokratischen Aufbruchs Anfang der neunziger Jahre, der die umfassende Aufarbeitung der totalitären Vergangenheit einforderte.

Hier wurde das Denkmal des Gründers des ersten Geheimdienstes nach der Revolution Felix Dserschinski gestürzt, hier errichteten Bürgerrechtler den Solowetski Stein, den ersten Gedenkstein für die Opfer politischer Verfolgung in der Sowjetunion. Die Repressionen des sowjetischen Staates sind bis heute nur bruchstückhaft aufgearbeitet. Unter Präsident Putin, der selbst aus dem System KGB stammt, wird zwar der Opfer gedacht, die Täterdiskussion bleibt jedoch weitestgehend aus.

Die Filmemacherin Kerstin Nickig trifft auf dem Lubjankaplatz sehr verschiedene Menschen, deren Vergangenheit und Gegenwart mit einer bestimmten Adresse an diesem Ort verbunden sind – darunter ein KGB-Veteran, ein Stadtführer, ein Spielzeugverkäufer, ein Stadtplaner und ein Aktivist. Die einzelnen Begegnungen fügen sich collageartig zu einem Bild des Platzes zusammen. In den Stimmen der Protagonisten spiegelt sich die russische Gesellschaft – gespalten in ihrem Blick auf die Vergangenheit und damit in ihrer Vorstellung von der Zukunft.
Film von Kerstin Nickig
Erstausstrahlung am 29.04.2018/rbb
Eine Gemeinschaftsproduktion von Time Prints und Rundfunk Berlin Brandenburg (rbb), gefördert mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.