Wähleranalyse zur Landtagswahl - AfD-Wähler sind weder arm noch alt

Mo 15.09.14 | 15:14 Uhr

Wer hat wen gewählt? Und warum? Das Statistische Landesamt, das in Besitz vieler Daten zur sozialen Struktur der Wahlbezirke ist, hat jetzt die Wahlergebnisse mit diesen Daten verknüpft und dabei Erstaunliches herausgefunden: etwa über den Zusammenhang von Wohneigentum, Kirche und Wahlverhalten. Von Alex Krämer

AfD wählen Frustrierte, denen es wirtschaftlich schlecht geht, aus Protest - so lautet eine gängige Ansicht zur Alternative für Deutschland. Doch so verbreitet sie ist - so falsch ist sie auch. Die AfD ist dort stark, wo besonders wenige Leute Hartz IV beziehen. Und das spricht klar für eine eher gut gestellte Wählerschaft. Derartige Zusammenhänge zwischen dem Wahlverhalten und der sozialen Struktur der Wahlbezirke hat am Montag das Statische Landesamt vorgelegt - mit aufschlussreichen Resultaten.

Die Annahme, dass vor allem besser Situierte die AfD gewählt haben, wird demnach auch dadurch bekräftigt, dass ein hoher Anteil an Eigenheimbesitzern ebenfalls kennzeichnend ist für AfD-Hochburgen. Eine Partei der Alten ist die AfD auch nicht unbedingt, so die Statistiker. In den Gebieten, in denen sie stark ist, wohnen viele Mittelalte, die zwischen 30 und 65 Jahre alt sind.

Die Linke ist dort stark, wo die CDU schwach ist

Eine so klare Zuordnung gibt es bei der SPD nicht. Sie wird überall relativ gleichmäßig gewählt, unabhängig von der sozialen Lage - arm, reich, Mietwohnung oder Wohneigentum. Sie war aber besonders dort schwach, wo es eine niedrige Wahlbeteiligung gab.

Auch bei der Linken gibt es keinen klaren Trend, welche soziale Schicht sie wählt. Aber einen klaren Zusammenhang mit den Ergebnissen einer anderen Partei - die Linke ist dort stark, wo die CDU schwach ist. Die wiederum hat ihre Hochburgen, wo viele Kirchenmitglieder und viele Eigenheimbesitzer wohnen. Gibt es hingegen viele Hartz-IV-Empfänger, schmiert die CDU ab.

Berlins Speckgürtel wird für Brandenburger Wahlen immer wichtiger

Das wirft die Frage auf, wen Bezieher von Arbeitlosengeld 2 wählen. Die Antwort: sie wählen tendenziell gar nicht. Der Anteil der Nicht-Wähler ist da besonders hoch, wo viele Nachteile aufeinandertreffen. Viele Hartz-IV-Empfänger, hoher Wohnungsleerstand, viele Ältere, so sieht die typische Nichtwähler-Hochburg aus.

Und so sieht auch das typische Wohngebiet aus, in dem die Grünen keinen Stich machen können. Die Grünen sind hingegen besonders stark in den boomenden Ecken des Landes - mit Zuzug und vielen jungen Wählern unter 30 Jahren. Man könnte auch Berliner Speckgürtel dazu sagen. Der wird fürs Wahlergebnis immer wichtiger - das hat mit dazu beigetragen, dass die Grünen klar über der 5-Prozent-Hürde landeten.

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