

Das Filmfestival Cottbus im rbb -
Ein junger, ehemaliger Kleinkrimineller bringt als falscher Pfarrer eine kleine Gemeinde wieder auf Spur. Das herausragende polnische Drama basiert auf einer wahren Geschichte und wurde 2020 für den Oscar als Bester internationaler Spielfilm nominiert.
Der 20-jährige Daniel steckt in einer Jugendstrafanstalt, in der es sehr gewalttätig zugeht. Dem Gefängnispriester Pater Tomasz, der ihn mit seinen Reden sehr inspiriert, assistiert er als Messdiener, und mit der Zeit entdeckt er seine spirituelle Berufung. Als er aus der Jugendstrafanstalt entlassen wird, möchte er in ein Priesterseminar eintreten. Doch mit seiner Jugendstrafe ist das nicht möglich. Auch alle anderen Optionen, seinem Leben eine neue Richtung zu geben, erscheinen hoffnungslos.
Als er auf Bewährung in ein ostpolnisches Sägewerk geschickt wird, geht er stattdessen in die Dorfkirche und lernt Marta kennen, der er sich als Priester vorstellt. Zu seiner Überraschung zweifelt man kaum an seiner Behauptung. Während der eigentliche Priester in der Klinik eine Entziehungskur macht, nimmt Daniel, der sich als Pater Tomasz ausgibt, seinen Platz ein.
In seiner kurzen „Amtszeit“ gewinnt er nicht nur die Dorfbewohner für sich, sondern macht auch persönlich eine Wandlung durch. Er setzt es sich zum Ziel, die Dorfbewohner, die nach einem schrecklichen Verkehrsunfall traumatisiert und entzweit sind, wieder miteinander zu versöhnen. Dies wird zusätzlich erschwert, als versteckte Informationen ans Licht kommen ...
Bartosz Bielenia überzeugt mit seiner bewegenden Darstellung eines jungen Mannes, der der eigenen Ziellosigkeit zu entfliehen versucht. Ein Outlaw als Laienpriester, der mit seinen ergreifenden Reden den Zuhörern nicht nur aus tiefster Seele spricht, sondern auch den Mut zeigt, gesellschaftliche Tabus zu brechen. Schon Jan Komasas Debüt „Suicide Room“ (2011) lief im Panorama der Berlinale. Der zweite Film „Warschau 44“ (2014) ist eine Rekonstruktion des Warschauer Aufstands von 1944. Mit seinem dritten Spielfilm „Corpus Christi“, wieder basierend auf wahren Begebenheiten, „gelingt ihm ein differenziertes Zeitbild, das moralisch-ethische Probleme der Gegenwart zur Diskussion stellt“, urteilte der Filmdienst. Die Kritik feierte den Film, der in Venedig uraufgeführt und 2020 für den Auslands-Oscar und ein Jahr später auch für den César nominiert wurde. Bei den polnischen Filmpreisen wurde er mit dem Publikumspreis ausgezeichnet – ein Indiz, dass er einen Nerv getroffen hat.
Das rbb Fernsehen sendet „Corpus Christi“ anlässlich des internationalen Festivals des osteuropäischen Films, dem FilmFestival Cottbus (FFC). Es findet vom 8. bis 13. November 2022 statt.
Corpus Christi
(BOŻE CIAŁO)
Spielfilm Polen 2019
Daniel / Pfarrer Tomasz (Bartosz Bielenia)
Marta (Eliza Rycembel)
Daniels Mithäftling (Tomasz Ziętek)
Martas Freundin (Anna Biernacik)
Pater Tomasz (Łukasz Simlat) u. a.
Musik: Evgueni Galperine und Sasha Galperine
Kamera: Piotr Sobocinski Jr.
Buch: Mateusz Pacewicz
Regie: Jan Komasa