Zum Tod von Fritz Wepper -
Ein verarmter Baron adoptiert einen Millionär - und damit prallen zwei Welten aufeinander.
Das rbb Fernsehen ändert das Programm und sendet zu Ehren von Fritz Wepper den Film „Gräfliches Roulette“. Der Schauspieler starb am 25. März 2024 im Alter von 82 Jahren in München.
Adel verpflichtet. So lautet eine alte Maxime und genau nach eben dieser lebt auch der vornehme Emanuel, Graf Bernau von Roth zu Trips. Zwar ist er komplett pleite, aber auf sein ehrwürdiges Schloss, seinen Rolls-Royce und seinen Butler will er definitiv nicht verzichten. Bleibt die Frage, wie er diesen Lebensstil künftig zu finanzieren gedenkt.
Seine gute Freundin Gräfin Beatrice von Arnau hat eine rettende, wenngleich auch etwas ungewöhnliche Idee: Emanuel soll den Unternehmer Otto Meier samt Ehefrau Edith und Tochter Viktoria adoptieren. Die Meiers sind dank eines florierenden Reinigungsunternehmens zwar zu jeder Menge Geld gekommen, doch blieb den neureichen Millionären die gesellschaftliche Anerkennung der örtlichen High Society bisher verwehrt. Von einer Adoption, so Beatrice' Gedanke, würden alle profitieren: Die Meiers erhalten einen Titel und würden vielleicht doch noch in den exklusiven Golfclub des arroganten Raphael Neureuter aufgenommen.
Der Graf wiederum könnte von den entsprechenden Tantiemen glänzend leben. Allerdings besteht Emanuel darauf, dass die Meiers einen Benimmkurs bei seinem Butler Simon absolvieren. Auch um seine künftigen Familienmitglieder besser kennenzulernen, sollen Otto, Edith und Viktoria samt ihrer vorlauten Köchin Anna zu ihm aufs gräfliche Schloss ziehen. Schon prallen mit dem distinguierten, menschenscheuen Emanuel und dem schräg-schrillen Meier-Clan Welten aufeinander.
Nach anfänglichen Turbulenzen entwickelt Emanuel tatsächlich so etwas wie familiäre Gefühle für den leicht linkischen Otto und seine Mädels. Bald aber droht der Idylle ein jähes Ende: Otto verliert bei einem „todsicheren“ Auslandsinvestment sein gesamtes Vermögen und der Graf fürchtet, sein Anwesen nun doch verkaufen zu müssen. Dann aber finden die beiden heraus, dass Ottos Firmenpleite und die finanzielle Misere des Grafen kein reiner Zufall sind.
Der intrigante Neureuter, der schon lange davon träumt, das prestigeträchtige Schloss in ein Luxusgolfhotel zu verwandeln, konnte mit Hilfe des Bankdirektors Peters erst Emanuel und nun Otto in den Ruin treiben. Die Zweckallianz scheint gescheitert, doch so leicht gibt das ungleiche Duo sich nicht geschlagen. Mit Kampfgeist und Chuzpe hecken Otto und der Graf einen Plan aus. Ziel ist, das Schloss zu retten und Neureuter und Peters eine kostspielige Lektion zu erteilen. Im Rahmen einer mondänen Gala-Veranstaltung laden Emanuel und Otto zum „gräflichen Roulette“, einem Spiel, an das sich die blasierte Golfclub-Schickeria noch lange erinnern wird. So lautet doch eine alte Roulette-Regel: Das Haus gewinnt immer!
Der gebürtige Münchner Fritz Wepper zeigte bereits als 17-jähriger sein herausragendes schauspielerisches Talent. In Bernhard Wickis Kriegsfilm „Die Brücke“ übernahm Fritz Wepper die Rolle des 16-jährigen Wehrmachtssoldaten Albert Mutz, der im April 1945 zusammen mit sechs gleichaltrigen eine Brücke vor den herannahenden Alliierten verteidigen soll. Dieser Spielfilm von 1959 machte ihn auf einen Schlag berühmt und ließ für Wepper eine gut sechzigjährige Karriere folgen, in der er zunächst im Kino und später vor allem im Fernsehen die Zuschauer begeisterte. Unter anderem spielte er 1972 neben Liza Minnelli und Michael York in der oscarprämierten Hollywoodproduktion „Cabaret“. Bereits Ende der 1960er Jahre übernahm er als Kriminalhauptmeisters Harry Klein eine Rolle, die ihn in den folgenden Jahrzehnten Teil der deutschen Fernsehgeschichte werden ließ. Wepper gab den Polizisten zunächst in der Serie „Der Kommissar“ an der Seite von Erik Ode und ab 1974 in derselben Rolle in 281 Folgen der ZDF-Serie „Derrick“ neben Horst Tappert. Auch nach dem Ende von „Derrick“ blieb er dem Krimigenre treu, zum einen zusammen mit seiner Tochter Sophie in der Reihe „Mord in bester Gesellschaft“ und zum anderen mit seinem Bruder Elmar in der Serie „Zwei Brüder“.
2002 gelang dem damals 61-jährigen das Kunststück als gewiefter Bürgermeister und Nonnenschreck Wolfgang Wöller in der Serie „Um Himmels Willen“ als Publikumsliebling den großen Erfolg von „Derrick“ zu wiederholen und dies in 260 Folgen und vier Fernsehfilmen. Für diese Rolle erhielt er 2003 den Deutschen Fernsehpreis und 2006 den Bayerischen Fernsehpreis. Fritz Wepper spielte in über 50 Filmen und weit mehr als 500 Serienfolgen. Für seine Leistungen wurde er sechs Mal mit dem Bambi geehrt, erhielt die Goldene Kamera, die österreichische Romy und das Filmband in Gold.
Der große Schauspieler Fritz Wepper verstarb im Alter von 82 Jahren am 25. März 2024 in München, nur fünf Monate nach seinem Bruder Elmar.
Der ursprünglich für diese Zeit eingeplante Film "Liebe im Haltverbot" entfällt.
Gräfliches Roulette
Fernsehfilm Deutschland 2010
Graf Emanuel (Fritz Wepper)
Otto Meier (Leonard Lansink)
Edith Meier (Karin Thaler)
Butler Simon (Michael Vogtmann)
Viktoria Meier (Daniela D. König)
Adrian Neureuter (Markus Brandl)
Bankdirektor (Wolfgang Hepp) u. a.
Musik: Andreas Weidinger
Kamera: Ludwig Franz
Buch und Regie: Ulrich König