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Rita und Georg sind schon lange geschieden - eigentlich. Aber jedes Jahr an Weihnachten werden sie noch mal ein Paar, um Georgs Eltern die glücklichen Eheleute vorzuspielen.
"Aber dieses Mal sagst Du es ihnen!" - Diese strenge Ermahnung bekommt Georg alle Jahre wieder zu hören, wenn er mit seiner Exfrau Rita zum obligatorischen Weihnachtsbesuch bei seinen Eltern aufbricht. Denn Rita und Georg sind zwar seit Jahren getrennt, aber seinen Eltern Clara und Paul spielen sie zu Heiligabend noch immer das glückliche Paar vor.
Auch sonst hat der herzensgute Georg seine Probleme mit der Ehrlichkeit: So ist er in Wahrheit gar kein Oberarzt im Krankenhaus, sondern hat lediglich einen Job als Krankenpfleger. Und eine neue Beziehung hat er auch nicht - denn insgeheim hängt er noch immer an Rita. Die wiederum erzählt zwar stets vom großen Erfolg ihres Friseurgeschäft, muss tatsächlich aber froh sein, wenn sie finanziell über die Runden kommt. So wird der Weihnachtbesuch stets zu einem Fest der fröhlichen Flunkereien. Und während Clara und Paul sich nachts liebevoll aneinander kuscheln, schlafen Rita und Georg im Ehebett Rücken an Rücken. Im Jahr darauf geht das Spiel dann von vorne los.
Die beiden können ja nicht ahnen, dass die lebensklugen Senioren die Maskerade längst durchschaut haben. Doch der besonnene Paul und die temperamentvolle Clara nehmen das jährliche "Weihnachtsmärchen" der jungen Leute mit Gelassenheit und trockenem Humor. Sie denken gar nicht daran, den Mummenschanz auffliegen zu lassen - das Familientreffen zu Heiligabend ist schließlich eine schöne Tradition, und wer weiß: Vielleicht kommen die beiden eines Tages ja wieder zusammen. Tatsächlich haben Clara und Paul ihre eigenen Geheimnisse, von denen sie Georg nichts erzählen. So wenig er seine Eltern enttäuschen will, so wenig wollen sie ihm durch ihre Probleme zur Last fallen. Auf unerwartete und bittersüße Weise können sie ihrem Sohn jedoch zeigen, dass zu einem erfüllten Leben vor allem auch der Mut zu klaren Entscheidungen gehört.
Sogar hinter komplizierten Lügengebilden können sich tiefere Wahrheiten verbergen - das zeigt Regisseur und Autor Horst Sczerba in seinem Film "Stille Nächte" auf kluge, heiter-besinnliche Weise. Im Mittelpunkt stehen Menschen, die ihrer Umwelt aus unterschiedlichen Gründen etwas vorgaukeln, dabei aber indirekt ihre wahren Empfindungen und Nöte umso deutlicher sichtbar machen: Eine Liebe, die nie verloschen ist; die Angst, als Versager dazustehen; die Sorge, ein Leben in Leid zu führen.
Stille Nächte
Fernsehfilm Deutschland 2014
Clara (Katharina Thalbach)
Paul (Hanns Zischler)
Rita (Katharina Schüttler)
Georg (Matthias Koeberlin)
Herr Sommer (Klaus Dittmann)
Dr. Hans Marek (Kai Ivo Baulitz) u.a.
Musik: Oliver Heuss
Kamera: Hagen Bogdanski
Buch und Regie: Horst Sczerba