Blick auf Schloss Plaue an der Havel vom Wasser - Kulturland Brandenburg
Brandenburgische Gesellschaft für Kultur und Geschichte gemeinnützige GmbH Kulturland Brandenburg
Blick auf Schloss Plaue an der Havel vom Wasser | Bild: Kulturland Brandenburg

- Schloss Plaue an der Havel

„Nur Plaue war wohl wirklich ein Schloss", schreibt Fontane im Vorwort von "Fünf Schlösser". Ein Lob, auf das die Plauer heute noch stolz sind. 

Überallhin drang der Ruf der Plauer Manufaktur

Theodor Fontane

Theodor Fontane "Fünf Schlösser":

Friedrich von Görne baute dem Verkehr die Brücke, sich selbst ein Schloß, nebenher aber lief, wie schon in kurzem hervorgehoben, das eifrige Bestreben, der seit dem Dreißigjährigen Kriege verarmten Bevölkerung von Plaue wieder aufzuhelfen. Er begann mit einer Wollenmanufaktur, und als diese nicht ausreichend prosperierte, ließ er ihr eine Porzellanmanufaktur folgen. Es verlohnt sich, bei der Geschichte derselben, der ersten in Preußen, einen Augenblick zu verweilen.

Es war in Halle, zu nicht näher zu bestimmender Zeit daß Friedrich von Görne die Bekanntschaft eines gewissen Kempe machte, von dem es hieß, daß er in der Böttcherschen Porzellanmanufaktur zu Meißen gearbeitet und die Geheimnisse derselben kennengelernt habe. Mit diesem Kempe setzte sich von Görne nun in Verbindung und bestimmte denselben, an einem in der Nähe sich vorfindenden rötlichen, feuerfesten Ton seine Kunst zu versuchen. Kempe ging auf den Antrag ein, und nachdem 1713 der Kunstmaler David Bennewitz (ein anschlägiger Kopf, später Direktor der Fabrik) und im Jahre 1715 ein auf diesem Gebiet ausgezeichneter Techniker Johann Mehlhorn hinzugetreten waren, gelang es, ein weißes Porzellan herzustellen – anfangs hatte man sich mit einem rotbraunen begnügen müssen–, das durch seine Trefflichkeit die gehegten Erwartungen noch übertraf. Man fabrizierte Tafelaufsätze, Krüge, Tee- und Schokoladenservices, Butterbüchsen, Konfekt- und Kochgeschirre, kurzum alles, was man gewohnt war, aus Ostindien oder Holland zu beziehen. Jeder Arbeiter wurde durch Eid verpflichtet, »von dem, was er in der Manufaktur gesehen oder erlernt habe, niemandem, es sei, wer es wolle, das geringste sagen oder weisen oder seine Kunst auswärts üben und brauchen zu wollen«. Alle Zimmer des Planer Schlosses waren alsbald mit allerlei kostbarem Gerät ausgestattet und namentlich Vorhof und Garten mit mächtigen Vasen und Blumentöpfen geziert. Auch der Absatz unterlag keinen Schwierigkeiten. Schon in der Nachbarschaft fanden sich Käufer die Menge, denn Reiche und Vornehme suchten dem Herrn von Görne, der zu den tonangebenden Männern zählte, in der Ausstattung ihrer Häuser nachzuahmen. Aber auch das Ausland kaufte sehr beträchtlich, und außer einer zu Berlin befindlichen Hauptniederlage wurden Niederlagen in Breslau, Magdeburg, Braunschweig, Hamburg, Kassel, Danzig und Königsberg errichtet. Für Holland und England bestimmte Ware wurde bis Hamburg frachtfrei geliefert. Auf Einkäufe von 100 Taler gab es, was ganz modern klingt, bei Barzahlungen 10 Taler, auf 1000 Taler jährliche Abnahme aber, außer 10 Prozent, noch 50 Taler Prämie in den Kauf. Überallhin drang der Ruf der Plauer Manufaktur, und als Peter der Große seine zweite Reise durch Europa machte, kam er in Begleitung Friedrich Wilhelms I., der ihm in Brandenburg seine »große Garde« gezeigt hatte, nach Plaue, blieb daselbst auf dem Schloß über Nacht und bestellte, nach Besichtigung der Fabrik, ein vollständiges Tafelservice, das auch sehr schön ausfiel und auf braunem Grunde das stark vergoldete Wappen des Zaren zeigte. Diese Fortschritte, diesseitig freudig begrüßt, waren selbstverständlich ein Schrecken in Sachsen, wo man die Fortführung und jedenfalls die Rentabilität der Meißner Manufaktur ernstlich in Frage gestellt sah, so sehr, daß Unterhandlungen (die sich übrigens bald wieder zerschlugen) begannen, um die Fabrik in Plaue zum Rücktritt zu veranlassen. Die Hilfe für Sachsen kam schließlich von anderer Seite her: Friedrich von Görne, durch Friedrich Wilhelm I. zum Geheimen Etatsrat ernannt, sah sich bald nach seiner Ernennung in eine hohe Verwaltungsstelle nach Ostpreußen berufen und von dieser entfernten Provinz aus selbstverständlich außerstande, den Vorgängen in Plaue, wie das durchaus nötig war, kontrollierend zu folgen. So rissen denn Unordnungen ein, die rasch wuchsen und bei Rückkehr von Görnes das Aufgeben des ganzen Betriebes zur Folge hatten.

Das war 1730. Aber bis zu seinem Lebensausgange blieb von Görnes Gesamttätigkeit ein Segen für Stadt und Land.

Mehr in Plaue an der Havel entdecken

Audio: Ausschnitt aus „Unterwegs auf dem Fontane-Radweg" gesendet in der Reihe "Brandenburger Begegnungen" auf Antenne Brandenburg am 21.08.2019. Autorin: Astrid Flügge