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Katzen gibt es hier. Eichhörnchen. Und Bolle. Dackel Bolle ist vier Monate alt und ist das ganze Glück von Sängerin und Schauspielerin Sharon Brauner. Neben ihrem Garten versteht sich. Den – samt Wohnhaus – hat Sharon Brauner vor 15 Jahren übers Internet gefunden; da sah es allerdings noch anders aus.
Das war Boden mit ein paar Grashalmen und Sträuchern. Dass es so schön werden würde, damit hatte sie nicht gerechnet. Sie hat einfach Stück für Stück angefangen und viel ausprobiert, von dem auch einiges schief gegangen ist. Den Kirschbaum hat sie eingepflanzt, weil sie dachte, er wäre eine kleine Säule und würde dem anderen Baum nie in die Quere kommen. 15 Jahre später, schwupps, sind sie ineinander gewachsen - und der Kirschbaum ist mittlerweile höher als das Haus.
Gucken, was geht und was nicht. Als Künstlerin ist die Mutter eines kleinen Sohnes viel unterwegs, hat sie aber Zeit und ist zuhause, probiert sie sich im Garten immer wieder neu aus. In diesem Frühjahr beschloss sie, mal in Richtung Selbstversorgung zu denken, und kaufte tütchenweise Samen im Baumarkt: alles bunt durcheinander - direkt in die Erde.
„Ich habe mich dem total hingegeben“, sagt sie. Jeden Morgen schaute sie in ihre kleinen Minigewächshäuser, um zu sehen, was da gewachsen ist - weil sie vergessen hatte, was sie wo eingepflanzt hatte – „wie so ein Eichhörnchen, ein vergessliches“, fügt sie hinzu. Und ja, das schoss raus wie verrückt an allen Ecken: Möhrchen, Gurken, Tomaten.
Hauptsache, es wächst, große Erwartungen hat Sharon keine, sie freut sich an allem.
Vom grünen Daumen mag sie nicht reden. Kartoffeln hat sie und - „der Hammer“: Walderdbeeren. Die gab es, als sie Kind war, noch zu kaufen, erzählt sie. Jetzt bekommt man sie in Töpfen zum selbst anpflanzen. Und - „das ist der Kracher“: Sie kommen immer wieder.
Kämpfen muss sie mit Insekten und Nacktschnecken. Und findet es „ein bisschen erbärmlich“, wenn man mit Insekten ums Futter kämpft. Das macht für sie keinen Sinn. Deshalb lässt sie den Insekten einen Teil - „Ich schmeiße ihnen viel hin – hier ist ein Nacktschneckenparadies!“
Gleichberechtigung wird in diesem Garten großgeschrieben, schneller, größer, stärker gibt es nicht – stattdessen überraschende Vereinigungen: So hat diese eine Gurke Besitz von einem Gartenstuhl genommen. Eine „unfassbare“ Kletterhilfe, findet sie. Eigentlich wollte sie das wegräumen, aber dann hat sie gemerkt, dass Stuhl und Gurke eine Symbiose eingegangen sind. „Die haben sich ineinander verknallt, kann man sagen“, lacht sie.
Jede Pflanze, jedes Tier ist es Sharon Brauner wert, über sie nachzudenken. Um sie auch wissenschaftlich zu verstehen, beschloss sie im hohen Alter von 30 Jahren noch mal Biologie zu studieren. Begriff schon nach wenigen Wochen, dass still sitzen auf harten Holzstühlen nichts ist – ging zurück in ihren Garten, studierte ihre Pflanzen da. Und widmete sich wieder und ganz und gar ihrer Musik.
Sie braucht ihren unruhigen Garten, um zur Ruhe zu kommen. Das hat für sie etwas Kreatives, aus dem sie Kreativität schöpfen kann. Bei einem Garten, der von einem Gärtner durchgestylt ist, könnte sie das nicht. Ihr geht es ums Abtauchen, sich völlig zu verlieren, „komplett in sich drin zu sein“, kein Außen mehr wahrzunehmen. „Da ist die Hütte das Beste, was ihr passieren konnte“, sagt sie.
Hier hat sie totale Ruhe - und wenn sie hochsieht, schaut sie in den Garten, der ihr ganz viel Liebe und Kraft gibt.
Eine große Gelassenheit und viel Humor zeichnen diesen Garten im Grunewald aus. Wie auch seine Besitzerin – die die seltene Gabe hat, jeden Moment zu genießen.
Beitrag von Christine Deggau