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Die genaue Beobachtung natürlicher Prozesse an einheimischen Pflanzen ist die Grundlage für den phänologischen Kalender. Seinen Jedes Jahr notiert Frank Selbitz deren Blühbeginn, Blattaustrieb oder Fruchtreife. Er ist einer von über 1100 Beobachtern, die deutschlandweit die Entwicklungsstadien festgelegter Zeigerpflanzen erfassen. So kann er das regionale Klima genauer einschätzen. Phänologie nennt sich das.
Die erste Zeigerpflanze - das Schneeglöckchen! Man sucht sich eine Zeigerpflanze aus, die man dann stets und ständig wieder beobachtet.
An genau derselben Stelle - seit 30 Jahren. So lange arbeitet der ehemalige Lehrer für den Deutschen Wetterdienst. Er meldet Temperaturen, Niederschlagsmengen UND die Entwicklungsstadien der Zeigerpflanzen. Denn kalendarischer Frühlingsanfang heißt noch lange nicht, dass überall auch wirklich Frühling ist.
Während in Bayern Schnee auf die Beete fällt, ist in Niedersachsen schon längst die Haselblüte durch. Die Beobachtungen von Frank Selbitz fließen in den Phänologischen Kalender ein. Wie eine Torte teilt dieser das Jahr in Stücke, die nochmals unterteilt werden. Insgesamt gibt es in diesem Kalender nicht nur 4, sondern 10 Jahreszeiten. Damit ist er viel genauer.
Das Schneeglöckchen zeigt die erste Jahreszeit an: den Vorfrühling. Genauso wie die Blüte der Schwarzerle.
Auch im Garten richten sich viele nach dem Phänologischen Kalender: Der Vorfrühling ist nämlich der richtige Zeitpunkt, um Obst- und Beerengehölze zurückzuschneiden! Auf den Vor- folgt der Erstfrühling. Seinen Beginn zeigt die Stachelbeere an. Auch sie steht in ganz Deutschland unter phänologischer Beobachtung.
Viel deutlicher jedoch läutet die Forsythie den Erstfrühling ein. Wenn sie blüht, ist im Garten der perfekte Zeitpunkt die Rosen zurückzuschneiden Auch Gräser können dann heruntergeschnitten und geteilt werden. Mit der ersten Apfelblüte beginnt im Phänologischen Kalender der Vollfrühling.
Fängt der Holunder an zu blühen, ist Frühsommer. Das ist im Garten die beste Jahreszeit, um Wasserschosser von Obstbäumen zu entfernen und Kräuter wie Salbei und Minze zu ernten. Lindenblüten und reife Johannisbeeren stehen im Phänologischen Kalender für den Hochsommer.
Die ersten Klaräpfel sind ein Indiz für den Spätsommer und reife Holunderbeeren vermelden: Es ist Frühherbst. Auch im Garten ist das ein Signal: Im Gemüsebeet kann man Zuckerhutsalat und Grünkohl pflanzen. Und den Rasen macht man mit einer Herbstdüngung fit für den Winter.
Sind die Kastanien reif, ist Vollherbst. Und bunte Eichen bedeuten: Spätherbst! Fällt das Eichenlaub, beginnt der Winter! Je nach Region mit 14 Tagen Unterschied!
Im Garten ist es an der Zeit Teiche und Tümpel gründlich von Algen und Laub zu befreien - damit nichts fault. Solange es frostfrei ist, können auch noch wurzelnackte Rosen gepflanzt werden. Ansonsten dürfen Gärtner*innen jetzt die Beine hochlegen. Denn im Winter passiert nichts. Er wird im Phänologischen Kalender nicht unterteilt - ist somit das dickste Tortenstück.
Weiter geht es erst wieder im Vorfrühling - und wann der beginnt - das wissen die Schneeglöckchen.