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Es gibt wohl wenige Orte, in denen Natur und Architektur eine solche Symbiose eingehen wie hier. Ein Sommerhaus inmitten von Wiesen, Bäumen, mit Blick auf den See. Zermützel. Eine Stunde von Berlin entfernt, 70 Minuten vom Alltag.
Vor zwanzig Jahren stand der Kunsthändler Wolfgang Wittrock das erste Mal auf dieser Terrasse. Das Haus stand da leer, heruntergekommen, der Garten verwildert. Wittrock aber spürte die Kraft dieses Ortes. Und verliebte sich sofort.
In den Jahren 1937/38 baute der Architekt Hans Scharoun dieses Haus für den Berliner Kunsthändler Ferdinand Möller und seine Familie. Ein Gebäude frei von jeder Symmetrie, immer wieder überraschend. Und von überall hat man einen Blick in den Garten, das Gefühl in der Natur zu sein. Innen und außen verschmelzen miteinander, sind gleichwertig.
Jahre hat Wolfgang Wittrock darauf verwandt, Haus und auch den Garten in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuführen, anderen zugänglich zu machen.
Doch vier Hektar Garten, zum Teil bewaldet, müssen bewirtschaftet werden. Man muss wissen, wie, braucht Zeit. Wolfgang Wittrock, beruflich immer schon viel unterwegs, suchte Hilfe und fand sie: in Person von Marcel Kinder. Ohne ihn, sagt Wittrock, geht hier gar nichts.
4000 Quadratmeter Paradies mit Ziergarten, vielen Obstbäumen, einem Bauerngarten. Und vielen Herausforderungen. Überall probiert Marcel Kinder sich aus, hier setzte er Kräuter neben Stauden wie Grasnelken und Flockenblumen.
Jetzt ist es Zeit, den Salat auszusäen. Marcel Kinder kommt von hier und kennt sich aus mit den Bedingungen im Neuruppiner Land. Er ist niemand, der viel spricht, aber einer, der macht, und all seine Kraft in diesen Ort einbringt.
Ursprünglich wurde der Garten von dem Gartenarchitekten Hermann Mattern angelegt, umgesetzt aber wurden Matterns Entwürfe nie.
Gärtnerisch tasten Wolfgang Wittrock und Marcel Kinder sich noch immer vor, gucken gemeinsam, was hier im Sandboden von Zermützel möglich ist und was nicht. Die Allee der Obstbäume zum Beispiel – ein Traum, der leider nicht funktionierte.
Mit Humor, Idealismus und ungebrochener Leidenschaft haben sich Wolfgang Wittrock und sein Gärtner dem kostbaren Erbe von Haus Möller und seinem Garten verschrieben. Gemeinsam versuchen sie, den Geist dieses besonderen Ortes lebendig zu halten. Es ist ihnen geglückt.
Beitrag von Christine Deggau