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Es ist viel passiert am Wannsee. Ein Ort zwischen Idylle und Schrecken. Hier spürt man die Zerrissenheit, die Ängste, aber auch die Freuden des 20. Jahrhunderts. Auf der einen Seite das quirlige Strandbad, auf der anderen die Villen der gediegenen Berliner Gesellschaft. Eine idyllische Gegend - und eine Gegend mit viel Geschichte.
In den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts nisteten sich Nazis in zahlreiche Villen am Wannsee ein. Die Besitzer mussten fliehen, weil sie jüdischer Herkunft waren. Aus der einstigen "Colonie Alsen", dem Sommersitz reicher Großbürger, wurde ein bedeutender Standort des Sicherheitsdienstes der SS. Im herrschaftlichen Landhaus Oppenheim wurde ein geheimes Institut eingerichtet, um die Ausbeutung Osteuropas vorzubereiten. Im "Haus der Wannseekonferenz" koordinierten vor 80 Jahren, die Nationalsozialisten die Vernichtung der europäischen Juden.
Am 20. Januar 1942 lud der Chef des Reichssicherheitshauptamts Reinhard Heydrich Staatssekretäre verschiedener Ministerien sowie hohe Partei- und SS-Funktionäre zu einer "Besprechung mit anschließendem Frühstück" in die Villa "Am Großen Wannsee 56-58" ein. Das Protokoll der Besprechung führte Adolf Eichmann.
Nur ein paar hundert Meter weiter liegt ein Hochbunker, von dem aus im Zweiten Weltkrieg die Berliner Luftverteidigung koordiniert wurde. Nach dem Krieg wurde er als "Notfallkrankenhaus" umgebaut. Bis zu 600 Menschen sollten hier einen Atomangriff überleben können.
In den Nachkriegsjahren entdeckten amerikanische Soldaten die Vorzüge des Wannsees - und verliebten sich in deutsche Fräuleins. Ursula Buchwitz-Wiebach, die Enkelin des legendären Droschkenkutschers "Eiserner Gustav", erzählt von einer solchen "unmöglichen Liebesgeschichte". Peter Zander, der schöne Kindertage im exklusiven "Seglerhaus" erlebte, erinnert sich an die Ausgrenzung seiner Familie und den schweren Gang ins Exil. Und Peter Rieck berichtet, wie 1948 Luftbrücken-Flugzeuge hier "wasserten".
"Geheimnisvolle Orte - Am Wannsee" führt an Schauplätze, die kaum bekannt sind.
Film von Karin Reiss
Erstausstrahlung am 20.09.11/rbb