
Berlin Mitte und Kreuzberg/ Friedrichshain -
Sie zeigt sich mit ganz verschiedenen Gesichtern. Das reicht vom Gartenzwerg im Plattenbau-Vorgarten bis zum quirligen Leben mit Cafés, Läden und Galerien. Die Straße verläuft durch die Bezirke Mitte und Friedrichshain/Kreuzberg.
Die Straße war zu Mauerzeiten geteilt, auf beiden Seiten mit Neubauten versehen worden und hat auf dem ehemaligen Mauerstreifen nun wieder Stadtleben hinzugewonnen. Sie kreuzt die viel befahrene Heinrich-Heine-Straße, den Oranienplatz und endet in einer Sackgasse vor dem Kottbusser Tor.
Friktionsspindelpresse – historischer Zeuge der alten Dresdener
Östlich der einstigen Mauer gibt es viele gepflegte Vorgärten und viel Grün, einen Garagenkomplex, Kitas und einen neuen Park. Die Straße gibt es schon seit 250 Jahren und bei der jüngsten Bebauung wurde eine verrostete Friktionsspindelpresse ausgegraben. Sie stammt offenbar aus einer Fabrik, die wie fast alle Gebäude in der Gegend kurz vor dem Kriegsende zerbombt wurde. Die Gegend gehörte einst zur Luisenstadt. Ein Bürgerverein hat eine Informationstafel aufgestellt und macht regelmäßig Führungen durch die ehemalige Luisenstadt.
Der erfolgreiche Rohkost-Koch
Aus der Dresdener startet der Gourmet-Koch zu Veranstaltungen, Seminaren und zur eigenen Inspiration in die Welt. Auch zuhause bewirtet Boris Lauser Gäste mit Rohkost-Menüs. Eigentlich ist er Wirtschaftsingenieur und hat in Rom für die UNO gearbeitet. Dann kam er aber auf den Geschmack für Ungekochtes, ging in die Lehre für rohe Zubereitungen und gehört heute zu den gefragtesten veganen Food-Spezialisten. Er fühlt sich in der Gegend besonders wegen ihres multikulturellen und internationalen Charakters wohl.
Leben am Alfred-Döblin-Platz
Er gehört zur Kreuzberger Seite, ist aber trotzdem ein eher ruhiger Ort. Auch dort gibt es Spuren des Krieges und der geteilten Stadt. Das ehemalige Tor der zerstörten Markthalle VII ist heute der Eingang zu einem Wohnhaus. Es gibt eine kleine katholische Kirche, die neu gebaut wurde, da die Gemeinde nach dem Mauerbau keinen Zugang mehr hatte zu ihrer Kirche, die im Osten stand. Sie dient heute als Jugendkirche. Das kleine Café „Kombrink“ bietet Hausmannskost an. Alles wird selbstgemacht, es gibt keinerlei Fertigprodukte. Gelernt hat die Betreiberin das Kochen bei ihrer Großmutter, deren Geburtsname Kombrink war.
Die alteingesessenen Institutionen
Der Oranienplatz soll als Teil der Oranienstraße bald Fußgängerzone werden. Noch tobt der Verkehr. Cafés und Restaurants gehören schon immer zum typischen Flair der Dresdener. Die Bar "Würgeengel" und das Kino "Babylon Kreuzberg" sind Institutionen in der Straße aus der legendären Zeit des unangepassten und wilden S0 36-Feelings. Seit den 50ern gibt es das Kino, damals noch Zonenkino genannt, weil viele Ostberliner zu vergünstigten Preisen in die Vorstellungen kamen. Heute hat das Haus ein sehr vielfältiges Programm. Viele Touristen bevölkern diesen Teil Dresdener Straße.
Türkisches Leben in der Straße
Viele türkische Familien zogen in die Dresdener Straße, als sie in den 1970er Jahren als Gastarbeiter nach Berlin kamen und dort ihre neue Heimat fanden. "Klein Istanbul" wurde die Gegend auch genannt. Die Künstlerin Ute Langkafel hat mit großformatigen Fotos an den Häusern die Open Air-Ausstellung "Tranzit-Istanbul" gestaltet. Tayfun Aslan hat türkische Wurzeln und betreibt einen Herrenfriseur. Er schätzt die Nachbarschaft, die sich gegenseitig unterstützt. In einem Haus, das mit Fischen verziert ist, sitzt die Kreisgeschäftsstelle von Bündnis90/Die Grünen. Canan Bayram ist dort Ansprechpartnerin für Bürgerbelange. Sie erinnert sich noch an das türkische Leben, als Frauen vor den Türen saßen und Kinder draußen spielten. Der Künstler Jochen Liedtke beklagt die Gentrifizierung und die zunehmend hohen Mieten.