
Berlin-Prenzlauer Berg -
Vor rund 100 Jahren wurde in der Königstadtbrauerei in Prenzlauer Berg das letzte Bier gebraut. Seitdem ist das riesige Gelände verschieden genutzt worden. Für große Kinoaufführungen, für die NS-Kriegsproduktion, als Luftschutzkeller, für den Fuhrpark des Berliner Magistrats oder für eine Champignonzucht. Der Name Königstadt bezieht sich auf das ehemalige Königstor, das ganz in der Nähe Teil der Stadtmauer war.
Nach der Wende haben sich Menschen mit der Idee für eine Genossenschaft auf dem alten Brauereigelände zusammengefunden. Das gemeinsame Eigentum ermöglicht das Miteinander von Handwerk, Dienstleistung, Kunst und Kultur mit günstigen Mieten mitten in der Stadt. Inzwischen gibt es dort etwa 50 Unternehmen.
Tischlerei Schwerdtner
Tischlermeister Henrik Schwerdtner ist aus Weißensee in die Königstadt gekommen, weil ihn das Neue gereizt hat. Ihm ist das Gemeinschaftseigentum wichtig, denn so können sie gemeinsam in der Königstadt ihren Ort mitgestalten. Außerdem ist er mitten in der Stadt und so hat er kurze Wege zu den Kunden.

Hausmeister Ede
Seit zehn Jahren ist Heiko Unke einer der wichtigsten Leute auf dem Gelände. Egal ob es ums Parken geht, um Heizung oder Strom. Er zeigt dem HEIMATJOURNAL den Keller, wo früher Bier gebraut und Eis gelagert wurde. Der liegt in etwa sechs bis sieben Metern Tiefe. Zu DDR-Zeiten war das Klima perfekt für die Champignonzucht. Jetzt hat der Hausmeister dort unten seine Werkstatt.
KulturKantine
Die Genossenschaft hat sich diesen Ort gebaut. Dort gibt es täglich frisches Essen und Kaffee zu akzeptablen Preisen.
Siebdruck bei Gunnar Klötzner
Er hatte sich schon vor der Gründung der Genossenschaft in die Königstadt eingemietet und hat so die Entwicklung von Anfang an mitgestaltet. Damals war das Gelände noch sehr herunter gekommen. In seiner Werkstatt werden Textilien bedruckt. Aufträge kommen auch von weit her. Gerade geht es um einen Druck für das Schauspielhaus Graz.
Archimedes
So heißt eine der spannendsten Firmen der Königstadt. Archimedes konzipiert und gestaltet Ausstellungen rund um die Wissenschaft. Und zwar von der Idee über die passende Schraube bis zum fertigen Exponat. Vom Gewerbehof im Prenzlauer Berg geht’s dann in die ganze Welt. Seit 25 Jahren bringen die Tüftler von Archimedes Wissenschaft zu den Menschen. Zwanzig Millionen Besucher auf sechs Kontinenten konnte Archimedes schon begeistern.
Werketage
Das ist ein Verein, der Kunst und Kultur unterstützt. Es gibt Ateliers und einen Gemeinschaftsraum, Ausstellungen und eine Lesebühne. Durch die günstigen Mieten haben die Mitglieder des Vereins keinen kommerziellen Druck. Und es gibt Firmen auf dem Gelände, mit denen sie zusammenarbeiten können.

Rockmusik im Jugendzentrum
Die riesigen Biertanks lagerten früher im Keller der Brauerei. Jetzt gibt es darin Probenräume für junge Musikerinnen und Musiker, wo sie niemanden stören. Die Probenräume sind Teil des Jugendhauses, das vor 25 Jahren dort vom Jugendamt etabliert wurde. Bis unters Dach gibt es verschiedene Angebote für junge Leute ab zwölf.
Automobil-Restaurator
Bei Sigmar Prätor bekommen alte Wagen wieder neuen Glanz - vom Motor bis zur Karosse. Mit seiner Oldtimer-Werkstatt ist er Teil der Genossenschaft. Die Solidarität untereinander schätzt er sehr.