
Berlin-Charlottenburg -
Die abwechslungsreiche Straße ist etwa zwei Kilometer lang und typisch Kreuzberg. Alte Gründerzeithäuser, Kopfsteinpflaster, Bäume und eine Mischung aus kleinen Geschäften, Handwerksbetrieben, Café und innovativen Ideen. Wohn- und Arbeitswelten liegen dicht beieinander.
Der Charakter der Straße ist sehr verschieden: Rund um das Kottbusser Tor tobt das Leben, aber am anderen Ende wird es direkt am Landwehrkanal ganz ruhig.
Studie über Gegend am Kottbusser Tor
Den "Kotti" lieben die einen, andere schimpfen über ihn. Die Soziologin und Stadtforscherin Prof. Dr. Talja Blokland hat eine Studie an der Humboldtuniversität geleitet, die danach gefragt hat, wie sicher sich die Anwohner fühlen. Überraschendes ist dabei herausgekommen: Obwohl die Gegend als sozialer Brennpunkt gilt, leben die meisten gerne dort. Der Kotti und seine Umgebung sind vielen ein vertrauter Ort. Die Studie zeigt, wie wichtig eine gewachsene Infrastruktur ist. Läden, in denen man erkannt wird zum Beispiel. Ein Umfeld, in dem die Menschen das Gefühl bekommen, dass aufeinander geachtet wird.
Die Metallbauer im dritten Hinterhof
Die Holz- und Metallbauer Simon Ertl und Markus Zull haben schon für das „Haus der Kulturen der Welt“ und das „Humboldt-Forum“ ihre Kreativität unter Beweis gestellt. Sie arbeiten viel für Architekten und Museen. Zwölf Leute haben sie angestellt. In dem gesamten Gebäudekomplex arbeiten weitere Handwerker, Künstler und Bürogemeinschaften.

Die Apotheke mit Historie
Sie gibt es schon seit 1888 an dieser Stelle! Das Inventar atmet Zeitgeschichte. In der Reichenberger Apotheke duzt man sich. Viele sind Stammkunden, aber vor allem bekommen Kunden eine gute Beratung von Apothekerin Ilona Durigo. Sie stellt auch selbst noch Traditionelles her, wie Hustentee beispielsweise. Im Schaufenster hat sie die Geschichte der Straße mit Fotos und Ansichtskarten erlebbar gemacht. Im Keller gibt es sogar ein kleines Apothekenmuseum. Sie selbst ist inzwischen bereits 70 Jahre alt, möchte aber weiter für ihre Kunden da sein.
Mosaike auf den Bürgersteigen
Die Straße bietet spannende Geschichte. Insgesamt 15 Mosaike erzählen beispielsweise von der "Großen Berliner Pferdebahn", die bis 1896 dort lang kutschierte, bis sie von der elektrischen Bahn abgelöst wurde. Auch an die große Klavierfabrik von Carl Bechstein wird erinnert.
Rund um kunstvolles Papier
Das Team von "I like Paper" entwickelt mit Künstlern ständig neue Designs und druckt sie selbst im Laden aus auf Papier, das aus recyceltem Plastik hergestellt wurde. Dann kann es für alles Mögliche verwendet werden, da es reißfest ist. Beispielsweise für Uhrenarmbänder oder Festivalbändchen.
Fashion von Damur
Der Taiwanese Damur Huang ist Mode-Designer und entwirft die Mode, die in der Reichenberger Straße genäht wird. Er fühlt sich von der Straße und Berlin inspiriert und arbeitet mit Upcycling-Stoffen. Seine Mode wird weltweit auf Laufstegen vorgestellt. Im Laden arbeiten Modedesign-Studenten, die aus verschiedenen Ländern Europas kommen.
Espresso und Schuhe putzen
Schauspieler Hagen Geburzi betreibt das kleine Steh-Café "coffee 'n' shoeshine". Der Espresso kostet wie in Italien nur 90 Cent, und für 10 Pfennige – selbst aus der DDR - kann man sich dort auch die Schuhe putzen lassen. Dafür gibt es eine uralte, aber zuverlässige Schuhputz-Maschine.