
Landkreis Ostprignitz-Ruppin -
Rosenwinkel ist der kleinste Ortsteil von Heiligengrabe und liegt fernab von großen Straßen. Etwa 100 Einwohner leben dort. Ob Vertrauenskasse für Wachtel– und Hühnereier, der gemeinsame Mittwochabend im Dorf oder Inspiration durch Zugezogene - die Nachbarschaft im Ort ist lebendig.
Wer am zwei Kilometer entfernten Bahnhof einsteigen möchte muss winken, damit der Zug auf der Fahrt zwischen Pritzwalk und Neustadt (Dosse) hält. Rosenwinkel hat einen sanierten Bahnsteig für den sogenannten Bedarfshalt.

Leben im Dorf und Treff am Mittwoch
An der Dorfstraße erkennt man, dass hier einst ein großes Gut das Bild des Ortes bestimmt hat. Kleine Gesindehäuser säumen die Straße. In der Dorfmitte liegt ein schöner Platz mit der fast fertig sanierten Kirche aus dem 17. Jahrhundert.
Die Arbeiten des Holzkünstlers Andreas Dorfstecher sind im Dorf zu sehen. Er fertigt sogenannte Landschaftsmöbel, ungewöhnliche Sitzmöbel und große Tische. Er liebt die Weite der Prignitz, vor allem dort bei Rosenwinkel. Die Rosenwinklerin Marina Stallknecht wiederum schätzt die Offenheit der Menschen im Ort, die gut miteinander auskommen.
Schon immer sind die Probleme des Ortes am Stammtisch geklärt worden. Nachdem die Gaststätte in Rosenwinkel geschlossen wurde, entstand eine neue Idee für den Stammtisch. Die Leute können sich jeden Mittwoch abends um 19.00 Uhr treffen. Im Winter in einem leerstehenden Haus, im Sommer auf einer überdachten Picknick-Insel, die sie selbst in dem alten Gutshof-Buchen-Park angelegt haben.
Ortsvorsteher und Künstler
Wenn Äste von der denkmalgeschützten Eibe fallen, drechselt Ortsvorsteher Olaf Stallknecht daraus Skulpturen. Auch aus anderem heimischem Holz fertigt er filigrane Figuren oder Schalen. Seit einiger Zeit gießt er seine Formen dann auch in Metall.
Ruhe finden in Rosenwinkel
Das kleine Dorf war schon zu DDR-Zeiten ein beliebter Ort, um der Großstadt zu entkommen. Vor allem Berliner haben sich alte Häuser liebevoll ausgebaut. Oft wurden es auch Orte für Kunst, Kultur oder Party. Vor 17 Jahren kamen Frank Böttcher und seine Frau ins Dorf. Der Verleger und die Psychoanalytikerin haben dort auch Zeit, Ruhe und Inspiration gefunden und sind zudem Wochenend-Landwirte zur Selbstversorgung geworden. Momentan wohnt eine geflüchtete ukrainische Familie bei ihnen. Für ihren Aufenthalt haben die Rosenwinkler gespendet.
Kasse des Vertrauens
Andy Singer und Susann Victoria sind mit ihren beiden Kindern nach Rosenwinkel gezogen und bereichern das Dorf mit Hühnern, Wachteln und einer Kasse des Vertrauens. Dort bekommt man täglich frische, bunte Eier von ihren Hühnern oder Wachteln.
Metall und seltene Schafe
Metallbauer Christian Kronmarck hat schon viele Gebäude in Berlin mit seinen Arbeiten verschönert. In seiner Freizeit züchtet er Skudden. Das sind kleine Schafe, die vom Aussterben bedroht sind und früher als "Arme-Leute-Schafe" galten. Auch er kam schon in den 1980er Jahren nach Rosenwinkel. Als selbsternannter "Edel-Punk" bewunderte er damals die Aussteiger, die sich im Dorf niedergelassen hatten.