(Quelle: rbb)

- Lausitzring - Mit neuen Subventionen in die Zukunft

Der Lausitzring ist ein in Beton gegossener Albtraum. Trotz unzähliger Fördermillionen taumelt der Koloss seit längerem dicht an der Zahlungsunfähigkeit. Die Formel 1 ist überall auf der Welt, nur nicht in der Lausitz, auch die Champcar hat sich schnell wieder aus dem Staub gemacht.
Und obwohl niemand weiß, wie die Rennstrecke jemals profitabel werden soll, buttert die Landesregierung weitere Steuermillionen in das Projekt. Die neue, alte Geschäftsführung freut sich.

Freitag morgen am Lausitzring, der Wind ist eisig, die Stimmung auch.

100 Gewerbetreibende aus der Region haben sich beim Wirtschaftsminister über das Management am Ring beschwert – an diesem Morgen soll Tacheles geredet werden.

Joachim Kniep, Bauunternehmer
„Ich denke mal, wenn die 5,8 Mio. zur Verfügung gestellt werden, dass wir ein bisschen davon abbekommen, dass unsere Schulden, die – beziehungsweise der Lausitzring, der uns nun doch einiges Geld schuldet, dass das vielleicht beglichen wird, zumindest ein Teil davon.“

Es geht ums Geld – Autohäuser, Hotels, Bauunternehmer klagen: der Lausitzring zahle nicht, wolle immer nur Geld von ihnen, der Ring habe eine lausige Geschäftsführung. Deshalb fordern sie: Lausitzring: ja, das Management nein.

Johannes Kniep, Bauunternehmer
„Wir als Unternehmen, wenn wir die Türen zumachen, dann ist natürlich auch die Geschäftsleitung weg. Und merkwürdig natürlich hier beim Lausitzring, dass sich da in der Frage nichts geändert hat.

"Herr Fischer ist immer noch Geschäftsführer."
"Richtig, ja.“


Die Region meckert: da eilt der Minister herbei. Er steht unter Druck. Denn eines ist klar: Geht Mister Eurospeedway Hans-Jörg Fischer von Bord, ist es mit der Rennstrecke aus und vorbei. Das ministerielle Lob für ihn lässt deshalb nicht lange auf sich warten : das vergangene Jahr sei viel besser gelaufen, als geplant.

Ulrich Junghanns, (CDU) Wirtschaftsminister
„In dieser Zeit ist man noch mit der Hälfte der kalkulierten Fehlgröße ausgekommen. Hat also unterm Strich – mal hart wirtschaftlich betrachtet – nicht schlecht gewirtschaftet, gut gewirtschaftet.“

Friss den Fischer oder stirb – so die Devise. Und dann der Coup. Das alte Management wird zum neuen Pächter erkoren – mit einem Pachtvertrag bis 2008.

Ulrich Junghanns, (CDU) Wirtschaftsminister
„Es geht um einen Pachtvertrag zwischen einer Gesellschaft, die von beiden Herren, die hier vorn sitzen, repräsentiert wird, und die bereit sind, ein wirtschaftliches Risiko, persönliches Risiko für den Betrieb dieser Anlage zu übernehmen.“

Allzu hoch ist das Risiko allerdings nicht. 5,8 Millionen Euro stellt das Ministerium bis 2008 zur Verfügung. Damit abgedeckt: jährliche Verluste bis zu einer halben Million Euro – zu Lasten des Steuerzahlers. Nur wenn der Verlust höher ausfällt, müssen die Pächter ran.

„Fühlen Sie sich eigentlich als Notnagel?“

Hans-Jörg Fischer, Geschäftsführer Eurospeedway
“Ich fühle mich überhaupt nicht als Notnagel, wir diskutieren ja über Monate mögliche Zukunftslösungen der Anlage.“

Fischer ist die letzte Rettung. Vor drei Jahren klang das hier noch ganz anders: die Eröffnung – ein rauschendes Fest. 1.500 Arbeitsplätze sollte der Eurospeedway bringen, eine glänzende Zukunft. Doch dann kamen die schlechten Nachrichten:

Brandenburg aktuell
„Die Gesellschafter des Lausitzrings haben sich noch immer nicht über die künftigen Strukturen geeinigt.“

Brandenburg aktuell
„Die Betreibergesellschaft IBG jedenfalls will den millionensubventionierten Eurospeedway abstoßen.“

Brandenburg aktuell
„Der Lausitzring ist pleite. Die Betreiber haben Insolvenz beantragt beim Amtsgericht Cottbus, nicht einmal zwei Jahre nach der Eröffnung der Rennstrecke.“


Wer ist schuld an der Pleite? Die Berliner Bank, die sich als Betreiber zurückzog, sagt das Wirtschaftsministerium. Das Land selbst, weil der Lausitzring schon immer ein Standortproblem hatte, sagen die Gegner. Einen Käufer für den Eurospeedway zu finden – das ist jedenfalls in diesem Jahr nach der Insolvenz nicht gelungen.

Ulrich Junghanns, (CDU) Wirtschaftsminister
“Die Risikodefinition für den ‚Betrieb dieser Anlage durch Fremde ist insbesondere dadurch gekennzeichnet, dass das Risiko sehr hoch betrieben wird.“

Will heißen: kein Käufer war bereit, das Risiko Lausitzring zu übernehmen. Warum aber investiert dann die Landesregierung weiter in den Ring? 123 Mio. Fördermittel gab es für den Bau. Bedingung: der Betrieb muss bis 2015 gehen. 2 Mio. Euro schoss man im letzten Jahr dazu, knapp 6 Millionen sind jetzt den Pächtern zugesagt: macht etwa 131 Millionen öffentliche Gelder - für ein Projekt, das eigentlich schon wirtschaftlich tot ist.

Das will die Landesregierung aber nicht eingestehen. Lässt sie am Ring die Lichter ausgehen, findet sich nie mehr ein Käufer. Dann sind die Fördermillionen endgültig weg. Deshalb muss der Betrieb weitergehen - und wenn sich kein Käufer findet, muss eben ein Pächter her. Deshalb müssen die Händler in der Lausitz weiter mit dem Management leben.

Morgen im Landtag wird der Minister seine Entscheidung vor dem Wirtschaftsausschuss begründen. Da wird sich wieder einmal zeigen: auch wenn der Lausitzring noch lebt - er ist kein Ruhmesblatt für die Wirtschaftpolitik des Landes.

Ralf Christoffers, (PDS) Landtagsabgeordneter
„Es steht vor den Konsequenzen einer falschen Investitionsentscheidung in der Region mit falschen Erwartungen, mit falschen Hoffnungen, die erweckt worden sind, und steht jetzt tatsächlich vor einem Scherbenhaufen eines Vorhabens, was es selbst mit ganz massiven Mitteln gefördert hat.“