Frauenquote
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- Frauen und Quote - Eine unendliche Geschichte

Die Einführung einer gesetzlichen Frauenquote ist zwar gescheitert, der Kampf um mehr Macht für Frauen ist damit wohl aber kaum zu Ende. Ohnehin ist eine Quote für die Besetzung von Aufsichtsräten wahrscheinlich so wirkungsvoll, wie ein einzelner Regentropfen für die Bewässerung der Sahara. Was aber hat die Debatte um den höheren Pumps-Faktor in den Chefetagen gebracht? KLARTEXT fragt nach – von Frau zu Frau.

Wenn Frauen in Führungspositionen wollen, ist das Können und das Wollen das eine, doch die Frage ist: Lässt man sie auch? Nur die wenigsten talentierten Frauen haben es bisher nach ganz oben geschafft. Das soll die Frauenquote ändern. Doch der Streit, der in den vergangenen Wochen landauf, landab um die Quote geführt wurde, der trug zum Teil bizarre Züge. Es wurde, wie meine Kollegin Iris Marx beobachtete, heftig gefaucht.

Caren Marks (SPD)
MdB
„Es wartet ein besonderer Platz in der Hölle auf Frauen, die es anderen nicht leicht machen. Keine schönen Aussichten, Frau Merkel, Frau Schröder und Frau von der Leyen."

Kristina Schröder (CDU)
Bundesfamilienministerin
„Sie glauben damit ein Wahlkampfthema gefunden zu haben, um die Koalition zu spalten und damit werden Sie auch heute scheitern!"

Eva Högl (SPD)
MdB
„Frau Schröder, das war unter Niveau."

Es soll mal einer sagen: Politik wäre langweilig! Nicht, wenn die Opposition gegen die Regierung für die Frauenquote kämpft. Es schien, als könnten sie Geschichte schreiben. Als hätten sie einen Meilenstein für die Gleichberechtigung gesetzt.
Und zwar damit:

Eva Högl (SPD)
MdB
„20 Prozent im Jahr 2018. das war ein unschlagbares Angebot. Und ich bin sehr enttäuscht, dass die Koalition das nicht angenommen hat."

Wir reden also von einer Quote von 20 Prozent. Nicht in allen Jobs, nein: nur in den Aufsichtsräten – also Jobs, die man quasi kurz vor der Rente bekommt. Das sind sage und schreibe 44 Stellen für Frauen deutschlandweit bei den großen DAX-30-Unternehmen.

Eine Revolution in der Frauenpolitik. Aber noch revolutionärer der Gegenvorschlag der Union:

Josef Göppel (CSU)
MdB
„Das, was die Union nun machen wird, ist für 2020 eine Quote von 30 Prozent.“

30 Prozent! Bis zum Jahr 2020! Das kommt fast einer Affekthandlung gleich.

Endlich! Das Ende der testosteron-gesteuerten Männerwirtschaft. Oder? Wir fragen die Quotenfrau der TAZ:

Ines Pohl
Chefredakteurin TAZ
„Die Diskussion, ich habe die auch verfolgt, das war zum Teil wirklich Realsatire! Wenn wir in andere Länder gucken, ist es da ja auch sehr, sehr anders. Deutschland ist da sehr weit hintendran."

Viele Länder in Europa haben bereits eine gesetzliche mehr oder weniger starke Quote für Frauen in Chefpositionen. Oft gilt das für Staatsunternehmen. Da, wo Politik ohnehin Einfluss nehmen kann. Den nutzen die Parteien hier aber nicht mal im eigenen Haus.

Eva Högl kämpft in der Berliner SPD schon lange für mehr Frauen an der Macht – oft erfolglos. Komisch, dass man da lauthals von anderen eine Quote fordert.

KLARTEXT
„Muss sich die SPD diesen Vorwurf gefallen lassen, dass sie da selber etwas verlangt, was sie selbst nicht einhält?"
Eva Högl (SPD)
MdB

„Wir haben Handlungsbedarf in allen Bereichen und da schließe ich die SPD überhaupt nicht aus. Es geht um die Gleichstellung der Frau in der Wirtschaft, in der Wissenschaft, in der Verwaltung, überall."

Gute Mine zum bösen Männer-Spiel – auch in der eigenen Partei!

Mehr Frauen in Führungspositionen zu bekommen, ist leichter gefordert als umgesetzt. In jungen Familien kümmern sich immer noch über 90 Prozent der Frauen ums Kind.

Daran ändert eine Quote für die Aufsichtsräte auch erstmal nichts. Und manche Frau will vielleicht gar nicht im Job brillieren.

Ines Pohl
Chefredakteurin TAZ
„Zu sagen, Frauen, ihr seid zu feige, Frauen ihr seid zu faul, euch auch wirklich in Führungsverantwortung zu begeben. Da ist sicher auch was dran. Deswegen ist es, finde ich, für eine kluge Frauenförderung immer wichtig, auch die zweite Frage zu stellen. Wenn man eine Frau fragt: ‚Möchtest Du eine Führungsaufgabe übernehmen?’ Und sie sagt erstmal: ‚Nein’; das nicht sofort zu akzeptieren, sondern zu sagen: ‚Hier, was kann ich tun, um dich darin zu unterstützen.’“

Daher Tschüß Barbie! Wir brauchen neue Vorbilder, die zeigen, dass frau Führungsmacht kann – auch vielleicht in Teilzeit.

Eva Högl (SPD)
MdB
„Mehr Frauen in Aufsichtsräte ist keine Luxusdiskussion. Natürlich geht es um nicht all zu viele Frauen. Aber es ändert sich etwas, es ändert sich das Betriebsklima, wenn mehr Frauen die Unternehmen leiten. Und es bewirkt auch etwas für die anderen Frauen in den Unternehmen. Die Frauen sind Vorbilder und die Frauen in den Unternehmen merken, dass man es schaffen kann."

Ines Pohl
Chefredakteurin TAZ
„Was ganz bestimmt richtig ist, es hätte eine große symbolische Bedeutung. Es ist auch gut, dass die Diskussion jetzt so öffentlich so heftig geführt wird. Wir sind da wirklich richtig rein in ein heiß umkämpftes Feld, deswegen war es richtig, diese Diskussion auch so groß zu führen.“

Also trotz des Blabla im Bundestag – oder wie Herr Gysi sagt:

Gregor Gysi (Die Linke)
MdB
„Darum machen Sie so ein Gesumse."

hat das Gesumse dafür gesorgt, dass die Parteien im Bundestag so darum gestritten haben. Dass nix dabei rumkam – na ja. Es muss ja alles Schritt für Schritt gehen. Man darf ja bloß nichts überstürzen…. 
 

Beitrag von Iris Marx