Wasserlandplatz für Flugzeuge auf dem Schwielowsee (Quelle: rbb)
(Quelle: rbb)

- Bruchlandung: Protest gegen Wasserlandeplatz auf dem Schwielowsee

Mitten im Landschaftsschutzgebiet will der umtriebige Unternehmer Axel Hilpert einen Landeplatz für Wasserflugzeuge errichten. Wohlwollend von der Luftfahrtbehörde unterstützt. Auf eine Umweltverträglichkeitsprüfung wurde verzichtet. Anwohner und Hoteliers gehen auf die Barrikaden: Sie fürchten um die Zukunft eines naturnahen Tourismus.

Wasserflugzeuge sind eine feine Sache. In den einsamen Wäldern kanadischer Weiten oder als flotter Island-Hopper in der Karibik erfüllen sie voll und ganz ihren Zweck. Aber brauchen wir, bitte schön, ein Wasserflugzeug für die dicht besiedelte Region Berlin/Brandenburg? Tourismus-Mogul Axel Hilpert meint: Unbedingt! Er will am beschaulichen Schwielowsee einen Landeplatz für Wasserflugzeuge errichten, – mitten im Landschaftsschutzgebiet! Katrin Aue.

Dieser See gehört der Allgemeinheit. Den Wassersportlern, den Tieren, den Anwohnern. Hierher, an den Schwielowsee, kommen die, die „sanften Tourismus“ wollen. Hier wohnen die, die es ruhig mögen. Noch.

Doch demnächst wird wohl Schluss sein mit dem Frieden. Der Grund: dieses Wasserflugzeug, das mitten im Landschaftsschutzgebiet starten und landen könnte – wie hier in Treptow. Bis zu 5 mal am Tag, bis zu 700 mal in der Saison.

Schon in den vergangenen Jahren kam der Flieger probeweise an den Schwielowsee. Zum Ärger vieler Anwohner:

Dieter Schulz, Anwohner
„Ja, ja, ick sach: So sind Ž45 die Bomber nach Berlin angeflogen, der gleiche singende Ton. Also, wenn Sie den hören, dann denken Sie nicht, dass das ein Flugzeug ist, wenn der hier hochgeht, ja?“

Er will das Flugzeug hier starten lassen: Axel Hilpert, Betreiber des Resort Schwielowsee, einer luxuriösen Hotelanlage am Westufer des Sees. Als ehemaliger Stasi-IM wird er gefürchtet, als Großinvestor ist er umstritten. Vor allem, weil er schon damals beim Bau des Resorts Vorschriften eigenwillig auslegte: blaue Dachziegel statt der genehmigten roten, Pfahlbauten mitten im geschützten Schilfgürtel. Die hat er dann ans Ufer verlegt - und erhielt schließlich doch den Segen der Behörden.

Und nun das Wasserflugzeug. Ein neues Kapitel in der Geschichte der Hilpertschen Investition. Seine Gäste will er einfliegen lassen, ganz exklusiv – ob die Anwohner es wollen oder nicht.

Eine fast 1.500 Meter lange Startbahn soll der Flieger nutzen dürfen – mitten auf dem See. Ohne Absperrung. Ganz egal, was auf dem Wasser gerade los ist.

Eine Zumutung, findet Thomas Freundner von der Bürgerinitiative „Unser Schwielowsee“. Seine Überzeugung: Der See muss weiterhin für alle da sein.

Thomas Freundner, Bürgerinitiative „Unser Schwielowsee“
„Es gibt eben für dieses Projekt keinerlei öffentliches Interesse. Das ist das Privatinteresse vom Resort Schwielowsee, hier irgendwelche Eventfliegereien zu machen mit vier Passagieren, die sie dann zum Champagnerschlürfen hier in ihr Resort holen. Die Region, der Ort Caputh, niemand hat irgend etwas davon, außer dem Krach.“

„Keine Starts und Landungen im Landschaftsschutzgebiet“, das ist keine Einzelmeinung. Viele Anwohner äußern öffentlich Protest.

Axel Hilmers, Anwohner
„Es ist in erster Linie die Sicherheit, es ist in zweiter Linie der Lärm und es ist in dritter Linie, ich sag’s mal ganz offen, mein Demokratieverständnis. Ich sehe nicht ein, dass mir hier einer meinen See streitig machen kann. Ich sehe das nicht ein.“

Das Resort Schwielowsee gegen den Rest der Welt. Hat man den Eindruck. Denn kaum jemand spricht sich für den Flieger aus.

Außer: Axel Hilpert. Er verfolgt ein „höheres“ Ziel. Mit dem Flugzeug soll der moderne Tourismus kommen, der für die Besserverdienenden. Zitat:
„Wir müssen uns wachküssen. Die Welt funktioniert anders als zwischen Caputh und Geltow.“

So Hilpert in einer Zeitung. Uns gab er leider kein Interview.

Doch die Schwielowseer wollen sich von Investor Hilpert nicht wachküssen lassen. Die Bürgermeisterin und der Gemeinderat haben fast einstimmig gegen die Genehmigung der Landebahn gestimmt.

Kerstin Hoppe, Bürgermeisterin Schwielowsee
„Wenn wir von einem sanften Tourismus sprechen, wenn wir von einer Entwicklung sprechen, worüber wir eigentlich stolz sind, dann stellt man sich die Frage: Was bringt ein Wasserflugzeug für die Tourismusentwicklung. Bringt es uns vorwärts, bringt es uns weiter? Oder ist es nicht eher so, dass es vielleicht auch ein wenig - entschuldigen Sie den Ausdruck - aber auch ein wenig einseitig ist.“

Doch was hier fliegen darf, und was nicht, entscheidet nicht die Lokalpolitik, sondern die Obere Luftfahrtbehörde. Und zwar in naher Zukunft. Hier gingen über tausend so genannte Einwendungen ein, also Einsprüche, von Anwohnern, aus der Politik und von Verbänden.

Was viele Kritiker besonders stört: Die Behörde verlangt vom Betreiber keine so genannte „Umweltverträglichkeitsprüfung“ – also ein Gutachten, wie sehr die Fliegerei die Umwelt schädigt. Verwunderlich. Denn so ein Gutachten zu fordern, ist durchaus üblich. Auch wenn es bei der Größe des Vorhabens nicht gesetzlich vorgeschrieben ist.

Wie laut es wirklich wird, und wie geschützte Vogelarten auf den Fluglärm wahrscheinlich reagieren, das hätte eine Umweltverträglichkeitsprüfung klären können. Auch das Landesumweltamt hatte zunächst zu einer Prüfung geraten. Doch die Luftfahrtbehörde entschied wohlwollend für den Investor. Sie schrieb uns:
Zitat:
„Nach Auswertung aller Stellungnahmen und unter Berücksichtigung der mit der Genehmigungserteilung möglichen Restriktionen kam die Luftfahrtbehörde zu dem Ergebnis, dass eine Umweltverträglichkeitsprüfung nicht erforderlich sei.“

Wie praktisch für den Investor. Denn die Behörde hätte ihn ohne weiteres zu einer Umweltverträglichkeitsprüfung verpflichten können. Hat sie aber nicht. Axel Hilpert wird es leicht gemacht – wieder mal.

Das Wasserflugzeug bedeutet: unklare Auswirkungen auf die Umwelt, Lärm für Anwohner und Besucher. Und dann noch das Sicherheitsrisiko. Denn das Flugzeug fährt auf dem Wasser um die 100 km/h. Mehr als doppelt so schnell, als ein Motorboot hier fahren darf.

Und ob der Pilot alle Schwimmer oder kleine Boote sehen kann, daran zweifeln die Kritiker. Und das alles für ein Projekt, von dem wohl nur einer profitiert: das Resort Schwielowsee. Dabei haben mehr als tausend Menschen in der Region gegen das Vorhaben unterschrieben. Was bleibt, ist das Gefühl von Ohnmacht.

Dieter Schulz, Anwohner
„Es wird zwar nicht viel bringen, nehm ich an. Wenn wir auch dagegen sind. Der Herr Hilpert wird seinen Willen durchsetzen. Er hat ja alles durchgesetzt, was er bisher wollte.“

Wenn die Genehmigung kommt, will die Bürgerinitiative klagen. Eine teure Angelegenheit. Das Geld dafür hat sie noch längst nicht zusammen.