Lunapharm
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- Kommentar zur aktuellen Meldung: Lunapharm Geschäftsführerin engagiert PR-Berater Prof. Klaus Kocks

Der neue PR-Berater von Lunapharm äußert sich folgendermaßen:

„Ich persönlich muss die gegen das Unternehmen erhobenen Vorwürfe nach meiner bisherigen Kenntnis für spekulativ halten und habe bis dato keinen schlüssigen Beweis für die Berechtigung irgendeines Kriminalitätsvorwurfes gesehen. Ich kenne auch niemanden, der glaubhaft behauptet, über ein solches Urteil zu verfügen."

KONTRASTE-Autorin Caroline Walter erläutert die Fakten:

  • Die fraglichen Medikamente wurden aus griechischen Kliniken gestohlen und von Herrn Mohamed Deyab Hussein über dessen Apotheke in Athen an Lunapharm verkauft. Herrn Deyab Hussein und die Geschäftsführerin von Lunapharm, Frau Susanne Krautz-Zeitel, verbindet eine lange Geschäftsbeziehung. Herr Deyab Hussein wurde bereits früher auffällig wegen schwerer Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz. Seiner Firma Rheingold wurde damals die Handelserlaubnis entzogen. Die Geschäftsführerin von Lunapharm wusste demnach offenbar, mit wem sie Geschäfte macht.

  • Seit 2013 weiß die Geschäftsführerin von Lunapharm darüber hinaus, dass griechische Apotheken generell nicht als Großhändler agieren und damit auch nicht exportieren dürfen. Dies belegt eine Email, die die Brandenburger Arzneiaufsicht an die Geschäftsführerin von Lunapharm am 21.Juni 2013 geschrieben hat und die KONTRASTE vorliegt. In der E-Mail wird Frau Krautz-Zeitel klar mitgeteilt, dass der Handel mit griechischen Apotheken demnach illegal ist. Wörtlich heißt es darin von der griechischen Arzneimittelbehörde EOF:

    Wir haben das Phänomen von Lieferungen griechischer Apotheken nach Deutschland identifiziert, aber dieser Handel ist nicht legal.“

    Trotzdem hat Lunapharm von dieser Apotheke noch jahrelang nachweislich griechische Medikamente importiert und in Deutschland vertrieben. Dies belegen zahllose Rechnungen und Lieferscheine, die KONTRASTE ebenfalls vorliegen.

  • Obwohl es eine Verbotsverfügung im Jahre 2017 für Lunapharm gab, keine Medikamente mehr von der Apotheke aus Athen zu beziehen, ging das Geschäft weiter. Lunapharm kaufte auch noch 2018 Medikamente bei der griechischen Apotheke ein – wohlwissend, dass diese keine Großhandelserlaubnis besitzt und die Herkunft der Medikamente damit fraglich ist. Diesen Handel belegen Telefonabhörprotokolle aus Griechenland, die KONTRASTE ausgewertet hat.

  • Der Geschäftspartner von Lunapharm, Herr Deyab Hussein, sitzt derzeit noch in Griechenland in Haft sowie auch weitere Beschuldigte des mutmaßlich kriminellen Netzwerkes.

  • Die griechische Polizei hat im Mai 2018 öffentlich mitgeteilt, dass 21 Beschuldigte der mutmaßlich kriminellen Bande verhaftet wurden und dass diese „mit großer Verachtung für die Gesellschaft“ agiert hätten. Hierüber hatte auch die BBC berichtet.  https://www.bbc.com/news/world-europe-44017657

  • Hier die Aussage aus einer Pressekonferenz der griechischen Polizei über die Orte, an denen bei Razzien noch Reste der geschmuggelten Medikamente gefunden wurden:
    "Die Räumlichkeiten, in denen wir die Medikamente beschlagnahmt haben, hatten nicht die erforderliche Genehmigung für die Lagerung und den Transport. Sie wurden als ungeeignet beurteilt, so dass diese Medikamente gefährlich für die öffentliche Gesundheit sind."
Krebsmedikamente

Es gibt Hunderte von Seiten an Ermittlungsakten, darunter Telefonabhörprotokolle, die wir von KONTRASTE ausgewertet und mit Experten besprochen haben. Über die zentralen Erkenntnisse aus diesen Akten hat KONTRASTE bereits mehrfach berichtet. Zudem hat die Staatsanwaltschaft Potsdam sich klar zu den Ermittlungen, die sie gegen die Geschäftsführerin von Lunapharm führt, erklärt.

Herr Kocks spricht in diesem Zusammenhang selbst von „Behördenversagen“: Wie Behörden versagen können, wenn es doch angeblich „keinen schlüssigen Beweis für die Berechtigung irgendeines Kriminalitätsvorwurfes“ gibt, erklärt Herr Kocks jedoch nicht. Was er anscheinend vergisst: Es geht um Krebspatienten, die einem Risiko durch illegale sensible Krebsarzneien ausgesetzt wurden. Die Patienten haben eine lückenlose Aufklärung verdient und nicht eine PR-Kampagne.

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