Reuters Zentrum (Quelle: rbb)

- Medien und die Taliban - Die schleichende Verharmlosung von Terroristen

Sie führen eine Propagandaschlacht. Die Terrorgruppen Taliban und Al Qaida versuchen, die deutsche Politik zu beeinflussen. Sie wollen den Abzug der deutschen Truppen aus Afghanistan mit Propaganda-Meldungen und Terroranschlägen erzwingen. Doch wie gehen die deutschen Medien mit den Verlautbarungen von Taliban und Al Qaida um? So manche Agentur macht sich mit Meldungen zum unfreiwilligen Helfer der Terroristen.

Afghanistan hat seinen festen Platz in den Nachrichten. Damit beschäftigen sich die Reporter, die selbst in dem Land sind, aber auch ganz normale Nachrichten-Redakteure, die hier in Deutschland am Computer im Büro sitzen. Ein schwieriges Feld. Denn die Medien spielen eine große Rolle im Afghanistan-Krieg. Journalisten treffen die Auswahl, was und wie darüber berichtet wird. Nicht allen ist bewusst, dass die Gefahr instrumentalisiert zu werden, groß ist. Alexander Kobylinski und Caroline Walter berichten.

Ein feiger Anschlag in Afghanistan vor einigen Wochen: Dieses Mädchen wurde zusammen mit anderen auf dem Weg zur Schule mit Säure übergossen. Von Taliban. Drei Schülerinnen wurden schwer verletzt. Die Taliban bekämpfen jeden Fortschritt im Land, auch, dass Mädchen zur Schule gehen. Es sind Terroristen und Mörder, die vor nichts zurückschrecken.

Doch das hindert einige deutsche Medien nicht daran, immer wieder Taliban-Propaganda unreflektiert zu verbreiten. Manche deutsche Nachrichtenagentur bringt Meldungen, über die man sich nur wundern kann.

So bekommt Taliban-Anführer Mullah Omar in dieser Meldung ein willkommenes Forum, seine Drohung einer – „Explosion der Gewalt“ – in diesem Jahr per Nachrichtenticker in die ganze Welt zu schicken. Und seine verlogene Propaganda wird sogar wörtlich zitiert, Zitat:
„Der Schutz menschlichen Lebens sei ein wichtiges Ziel des Dschihads, des Heiligen Krieges.“

Und in dieser Agenturnachricht dürfen die Taliban fordern: Mobilfunkbetreiber sollen ihre Netze in Afghanistan abschalten, Zitat:
„Wir wollen, dass die Firmen ihr Signal…abschalten, weil es das Leben unserer Kämpfer gefährdet, sagte ein Taliban-Sprecher…der Nachrichtenagentur…“

Statements direkt aus dem Taliban-Hauptquartier – mittlerweile gang und gäbe. Ohne zu hinterfragen werden sie veröffentlicht.

Winfried Nachtwei verfolgt die Entwicklung in Afghanistan seit vielen Jahren. Er sitzt im Verteidigungsausschuss des Bundestages. Nachtwei ist beunruhigt über die Berichterstattung mancher Medien.

Winfried Nachtwei (Bündnis 90/Die Grünen), Mitglied Verteidigungsausschuss Bundestag
„Eine eins zu eins Weitergabe von Taliban-Erklärungen ist nicht nur naiv, sondern verantwortungslos. Damit machen sich solche Presseleute unfreiwillig grob fahrlässig aber zu Helfershelfern eines Propaganda-Krieges. Denn in Afghanistan wird mit dem Terrorkrieg vor allem ein Propaganda-Krieg geführt.“

Die Berichterstattung über die Taliban nimmt mittlerweile absurde Züge an. Eine Meldung dieser Tage von Reuters, einer der größten Nachrichtenagenturen, Zitat:
„Die Taliban haben… die angekündigte Schließung des amerikanischen Gefangenenlagers Guantanamo begrüßt.“

Im selben Atemzug fordern sie natürlich den Abzug der Truppen aus Afghanistan, dann gäbe es Frieden. Reine Propaganda. Doch die Nachricht wurde von vielen Medien einfach so übernommen als wäre es die Erklärung einer Menschenrechtsorganisation. Eine schleichende Verharmlosung von Terroristen.
In dieser Reuters-Meldung über Kämpfe in Afghanistan klingt es fast staatsmännisch, Zitat:
„Die Taliban waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.“

Für Terrorismus-Experte Rolf Tophoven spielen Medien damit den Islamisten bedenkenlos in die Hände.

Rolf Tophoven, Terrorismusexperte
„Aussagen wie ‚Die Taliban waren für eine Stellungnahme nicht erreichbar’ werten ja die Talibanbewegung oder das Terrorkommando geradezu in absurder Weise auf. Das Ziel der Propagandakampagnen der Taliban geht ja in die Richtung, auf Augenhöhe der westlichen Gesprächspartner zu kommen. Sie wollen salonfähig werden.“

Obwohl es feige Mörder sind.

Wir haben die Nachrichten-Agentur Reuters mit dem Vorwurf, sich zum Sprachrohr der Taliban zu machen, konfrontiert. Auf unsere Fragen bekommen wir keine konkrete Antwort. Schriftlich teilt man uns allgemein mit: Reuters berichte frei von Vorurteilen, objektiv und unparteiisch. Keine Einsicht.

Dabei hat es die Taliban- und Al Qaida-Propaganda gerade in diesem Jahr gezielt auf Deutschland abgesehen. In diesem Wahljahr wollen sie massiv Angst verbreiten, um politische Entscheidungen zu beeinflussen und den Abzug der Bundeswehr zu erzwingen.

Die jüngste Terrordrohung aus Afghanistan per Video hat eine ideale Plattform gefunden: You Tube. Dort ist das Drohvideo in voller Länge zu sehen. Über 30 Minuten darf der Vermummte Selbstmordattentate ankündigen und Drohungen aussprechen.

Wir konfrontieren die YouTube –Betreiber damit, Islamisten ein Forum zu geben. Die Leitung von You Tube will sich zu diesem Video uns gegenüber nicht äußern. Man werde prüfen, ob das Propaganda-Video entfernt wird. Genau das hätte aber längst passieren müssen.