Regisseurin Frauke Thielecke; Bild: Radio Bremen
Regisseurin Frauke Thielecke | Bild: Radio Bremen

5 Fragen an... - Regisseurin: Frauke Thielecke

Ich habe zum Schluss nicht mehr die Menschen gesehen, sondern wirklich die einzelnen Monate mit ihren sehr definierten Eigenschaften.

Wie würden Sie dieses Märchen interpretieren? Welche Botschaft macht den Stoff besonders aktuell?

Ich habe das Drehbuch zu "Das Märchen von den 12 Monaten" gelesen und war sofort mitgerissen. Das ganz Besondere an diesem Buch von Anette Schönberger ist, dass der Stoff märchenhaft daher kommt, aber ganz subtil Botschaften vermittelt, die sowohl für Kinder als auch für Erwachsene von großem Wert sind. Das Böse will die Macht ergreifen, und ihm kann man nur entgegentreten, wenn man sich entscheidet, zusammenzuhalten und ganz unterschiedliche Charaktere zu tolerieren. Man muss miteinander auskommen, wenn man etwas erreichen will, denn jede und jeder ist liebenswert, manchmal muss man nur etwas tiefer in die Person hineinschauen. Und wenn jemand sich verrannt hat, sollte man auch in der Lage sein, Vergebung zu zeigen.

Was hat Ihnen beim Dreh besonders Spaß gemacht?

Ich war sehr frei in der Inszenierung, da es ein fantastischer Stoff ist. Wir konnten Räume erschaffen und einen künstlichen Schneesturm erzeugen - wo geht das sonst? Ich hatte auch viel Spaß mit den Schauspielern, gemeinsam ihre Rollen zu erschaffen und ihre Kostüme zu entwickeln. Und dann durften wir mit einem großartigen Team noch an solchen besonderen Drehorten wie Schloss Marienburg und der Käseglocke in Worpswede drehen! Insgesamt war es eine unglaublich schöne Erfahrung.

Welche der Figuren bei „Das Märchen von den 12 Monaten“ finden Sie besonders spannend?

Für mich war spannend zu sehen, wie die Schauspieler zu Monaten werden und das auch glaubhaft vermitteln können. Ich habe zum Schluss nicht mehr die Menschen gesehen, sondern wirklich die einzelnen Monate mit ihren sehr definierten Eigenschaften. Der Februar hatte es am schwersten, denn man muss ihn mögen, obwohl er auf Abwege gerät. Er ist wohl die vielschichtigste, spannendste Figur.

Was war für Sie die größte Herausforderung bei den Dreharbeiten?

Die größte Herausforderung war sicherlich, den Frostigen Fürsten als unheimlichen Bösewicht, aber dennoch kindgerecht zu erzählen und keine schlaflosen Nächte zu verursachen. Seine blauen Augen sind ja schon gruselig! Außerdem hatten wir uns zum Ziel gesetzt, so viele magische Momente wie möglich aus der Realität herauszuholen. Somit war der finale Kampf von Gut und Böse kraftraubend: Wir haben ihn über zwei komplette Nächte im kalten Schloss gedreht. Zum Glück haben mein fantastisches Team und die großartigen Schauspieler es geschafft, die Energie oben zu halten.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten: Welches Märchen würden Sie gerne verfilmen?

Mein Lieblingsmärchen als Kind war "Tischlein deck dich", das hat mein Vater mir immer erzählt. Und "Die zertanzten Schuhe" liebe ich auch sehr. Aber am meisten würde mich interessieren, Märchen in heutiger Zeit zu erzählen, also eine fantastische Geschichte in die Gegenwart zu legen. Wie würde z.B. "Schneewittchen" heutzutage aussehen? Oder "Rapunzel"? Mit diesen Ideen spiele ich gerne herum.