Drehbuchautorin Anette Schönberger; Bild: Radio Bremen / Anette Schönberger
Drehbuchautorin Anette Schönberger | Bild: Radio Bremen / Anette Schönberger

5 Fragen an... - Drehbuchautorin: Anette Schönberger

Ich finde, man kann ein Märchen kaum aktueller erzählen. Es geht um die Monate, die in der Käseglocke, ein geheimer Ort, zusammen wohnen, aufeinander angewiesen sind und nur als Ganzes funktionieren ...  

„Das Märchen von den 12 Monaten“ ist ein Märchen nach Motiven von Josef Wenzig. Was war für Sie die größte Herausforderung bei der Adaption der Vorlage?

Uns haben in Josef Wenzigs Märchen auf Anhieb besonders die zwölf Monate gefallen, weil sie als reale Figuren existieren. Mit ihnen als Zentrum wollten wir auch die Geschichte erzählen. Anstatt der ursprünglichen böse Stiefmutter-arme Stieftochter-Geschichte entwickelten wir also einen Plot um die zwölf Monate und fügten Charaktere, wie die Königin, den Frostigen Fürsten, das Hühnermädchen Luise und den Koch Valentin hinzu. Gleichzeitig wollten wir natürlich Elemente aus dem Original beibehalten. So müssen, wie auch in Wenzigs Märchen, unsere Protagonisten im Winter Veilchen, Erdbeeren und Äpfel sammeln. Ursprüngliches und Neues zu verbinden und daraus eine spannende Geschichte entstehen zu lassen, war sicherlich die größte Herausforderung.

Wie würden Sie Ihr Märchen interpretieren? Was ist daran noch wichtig für die heutige Zeit?

Ich finde, man kann ein Märchen kaum aktueller erzählen. Es geht um die Monate, die in der Käseglocke, ein geheimer Ort, zusammen wohnen, aufeinander angewiesen sind und nur als Ganzes funktionieren und den Februar, der sich ungeliebt und vernachlässigt fühlt und sich dazu hinreißen lässt, einen Pakt mit dem Frostigen Fürsten einzugehen. Wodurch das ganze Jahr aus dem Gleichgewicht zu geraten droht. Zum Glück kann der Februar sich schließlich überzeugen lassen, dass er genauso wichtig und liebenswert ist wie alle anderen Monate auch und dass das Jahr jeden einzelnen Monat braucht. Und das ist im „echten“ Leben ja nicht anders.

Bei welcher Figur des Märchens konnten Sie Ihrer Kreativität am meisten Freiraum geben?

Da wir die Geschichte neu erdacht haben und die zwölf Monate „zum Leben erweckt“ haben, konnte ich mich bei eigentlich bei jeder Figur austoben und hatte sie beim Schreiben alle gleich lieb. Ganz gleich, ob die selbstbewusste Luise, der bedachte Valentin, der böse Frostige Fürst oder die Monate mit ihren Eigenheiten... Hierzu habe ich mir übrigens erst mal eine Liste mit allen Monaten und ihren Eigenschaften gemacht und lange überlegt, wie ich welchen Monat erzählen will. So entstanden die agile, tatkräftige Märzfrau, der selbstverliebte, schöne Juli und die wilde Septemberfrau... und natürlich der immer etwas beleidigte Februar, der ständig verschnupft ist.

Haben Sie die Verfilmung gesehen? Hatten Sie sich Ihr Drehbuch so vorgestellt?

Ich durfte schon während der Dreharbeiten täglich die abgedrehten Szenen sehen und saß immer selig wie ein kleines Kind vor meinem Bildschirm. Denn allein die „rohen“ Bilder übertrafen bei weitem das, was ich mir beim Schreiben vorgestellt habe. Alle Gewerke, Schauspieler/innen und natürlich unsere Regisseurin Frauke Thielecke haben mit so viel Liebe und Hingabe gearbeitet, dass ich immer wieder sehr gerührt war. Als der Film dann fertig geschnitten, bearbeitet und vertont war und ich mir das Resultat gleich viermal hintereinander angesehen hatte, musste ich wieder einmal feststellen: Ein Märchen zu machen, ist einfach etwas sehr Besonderes und Schönes. Und so ging es, glaube ich, jedem im Team.

Bei welcher Märchenfigur, an welchem märchenhaften Ort würden Sie gerne an die Tür klopfen?

Definitiv bei allen. Bei den zwölf Monaten in der Käseglocke würde ich gern einen Tag verbringen, aber nur, wenn der April mir keine Spinne auf den Kopf setzt. Mit Hund Antonio würde ich gern in den endlosen Schlossgängen Bällchen werfen und mich dabei mit der Königin unterhalten, und auf alle Fälle würde ich danach bei Valentin und Luise in der Küche auf ein Mandeltörtchen vorbeischauen. Und selbst mit dem Frostigen Fürsten könnte ich mir einen Plausch in der Bibliothek vorstellen. Solange er mich nicht verhext ...