Michaela Herold, Redaktion, Bild: Radio Bremen
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5 Fragen an... - Redakteurin: Michaela Herold

Vielfalt als Chance erkennen und für die eigenen Träume kämpfen! Wenn das keine Lektion fürs Heute ist …

Warum haben Sie sich für die Verfilmung von „Der Geist im Glas“ entschieden?

Die ARD hat ja mittlerweile über 50 Märchen neu verfilmt. Da ist es wirklich nicht leicht, Märchenstoffe auszugraben, in denen es noch ein neues Motiv, eine neue Dimension des Storytellings gibt. Und so war ich gleich begeistert, als Produzentin Katharina Wagner mit dem „Geist im Glas“ um die Ecke kam. Denn hier bot sich die Möglichkeit, in der Märchenwelt der Grimms das Motiv eines Flaschengeistes zu erzählen, wie wir ihn aus Tausendundeiner Nacht kennen. Das hat mich himmelentzückt, um mal mit Mercurius zu sprechen.

Wie würden Sie Ihr Märchen interpretieren? Was ist daran noch wichtig für die heutige Zeit?

Vielfalt als Chance erkennen und für die eigenen Träume kämpfen! Wenn das keine Lektion fürs Heute ist …

Was war Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung bei der Adaption der Vorlage?

Im Originalmärchen von 1819 gab es einfach keine interessante Frauenfigur. Es gab ÜBERHAUPT KEINE Frau in dem Märchen. Das wollten wir so nicht lassen, das geht 2021 allerspätestens nicht mehr. Was auch nicht geht und eigentlich noch nie ging: dass das einzige Ziel für weibliche Charaktere ist, sich zu verlieben, am besten noch in den Prinzen. Das war uns zu wenig- so kam es zur angehenden Ärztin Sophia. Und so kam es, dass am Ende Sophia und Eda und Ella, drei tolle Menschen, das Märchen aufs Schönste mittragen.

Welche Figur fanden Sie bei Ihrer Verfilmung besonders spannend?

Toll mitzuerleben fand ich, wie es Ercan Durmaz gelungen ist, den steifen, introvertierten, in seinen starren wissenschaftlichen Grenzen denkenden Doktor Malick Roth trotzdem nach und nach in einen sympathischen Charakter zu verwandeln. Und das mit den kleinsten Gesten und Mimik. Das ist wirklich erstklassiges Schauspielhandwerk und ich habe mich jeden Abend auf die Muster aus der Arztpraxis gefreut. Ich mochte auch die Dynamik zwischen dem Doktor und seiner Schwester, der Kräuterfrau Eda, die nach jahrelangem Zwist wieder zusammenfinden. Versöhnung und Toleranz – ich liebe, wie diese beiden wichtigen Themen immer mitschwingen in der Geschichte.

Was hat Ihnen bei den Dreharbeiten besondere Freude bereitet?

Die gute Stimmung am Set. Markus Dietrich ist ein Regisseur, der hohe Anforderungen stellt und trotzdem immer den richtigen Ton trifft, immer eine Prise Humor mitgibt, so dass alle maximal motiviert UND gut gelaunt sind. Das ist bei einem straffen Drehplan und ambitionierter Umsetzung alles andere als selbstverständlich.