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5 Fragen an... - Redakteurin: Birgitta Kaßeckert

Diversität und Kompromiss sind wichtig und die Unterscheidung zwischen Gut und Böse nicht immer ganz einfach.

Warum haben Sie sich für die Verfilmung von „Der starke Hans“ entschieden?

Die Urgeschichte der Gebrüder Grimm vom „Starken Hans“, der Titel ist ja sehr bekannt, bietet zunächst wirklich wenig für ein Märchen, das in die heutige Zeit passt. Es ist verkürzt die Geschichte eines jungen unglaublich starken Mannes. Hans wird durch schiere Gewalt mächtig und heiratet am Ende eine schwache, hilflose Frau.
Aber gerade darin haben wir das Potential gesehen: Eine alte Geschichte neu erzählen, Klischees aufbrechen, neue Figuren einführen und zeitgemäß interpretieren – ohne dabei den Charme eines Märchens zu verlieren.

Wie würden Sie Ihr Märchen interpretieren? Was ist daran noch wichtig für die heutige Zeit?

In unserer Adaption arbeiten wir gegen althergebrachte Klischees: Hans ist nicht nur stark, sondern hat auch Herz und Verstand. Ihm zur Seite stellen wir eine mutige und unerschrockene Prinzessin: Sarah. Die Geschlechtergleichheit wird damit hergestellt. Prinzessin Sarah ist eine moderne Frauenfigur, die nicht daran denkt, einen Antagonisten – Friedhelm – zu heiraten, nur weil es die Etikette so will. Für Hans und Sarah ist der Standesunterschied nicht wichtig. Gemeinsam überwinden sie die dunklen Mächte der Hüterin und am Ende reicht Sarah der „bösen“ Hüterin die Hand. Denn auch die hat ein nachvollziehbares Interesse, in ihrer jahrhundertealten Heimat, dem Zauberwald, zu überleben.
Die Botschaft: Diversität und Kompromiss sind wichtig und die Unterscheidung zwischen Gut und Böse nicht immer ganz einfach. Dazu tragen auch die wilden Waldwesen Klipperer und Dreher bei, die in unserer Adaption keine brachialen Hau-drauf-Gestalten sind, sondern einfach „anders“ und lustig-naiv für märchenhafte Verwirrung sorgen.
Natürlich darf und soll ein Märchen in erster Linie unterhalten und in eine märchenhafte Welt entführen, aber die Botschaften müssen gerade im Kinderprogramm immer spürbar sein.

Was war Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung bei der Adaption der Vorlage?

…einen sehr alten Märchenstoff identitätsstiftend und mit viel Spaß in die heutige Zeit zu transportieren und ohne erhobenen Zeigefinger dafür zu sorgen, dass unsere kleinen und großen Zuschauer*innen den im Film versteckten Botschaften offen gegenüberstehen und sich dabei gut unterhalten.

Welche Figur fanden Sie bei Ihrer Verfilmung besonders spannend?

Da will ich mich nicht festlegen, weil alle Figuren einen ganz eigenen Charakter haben.
Aber die Hüterin der Luftgeister ist für mich eine wirklich berührende Figur, weil bei ihr der anfänglich sehr bedrohliche Charakter in den Verletzen und Beschützenswerten kippt.

Was hat Ihnen bei den Dreharbeiten besondere Freude bereitet?

Es ist einfach ein schöner Prozess, wenn das eigene Kopfkino plötzlich Wirklichkeit wird! Die liebevolle Ausstattung und die tollen Kostüme haben meine Vorstellungen übertroffen und es war eine große Freude zu sehen, wie die Schauspieler ihre Rollen interpretieren und mit wieviel Herzblut und Spaß das gesamte Ensemble dabei war. Die Regieeinfälle von Matthias Steuerer sind hinreißend. Ich musste schon beim Schauen der Muster so laut lachen, dass es der ganze Flur mitbekommen hat …