Drehbuchautor Su Turhan, Foto: Regina Recht
Bild: Regina Recht

5 Fragen an... - Drehbuchautor: Su Turhan

Für mich steht »Der starke Hans« für ein Märchen um die Sinnsuche im Leben, der Bedeutung von Familie und der eigenen Herkunft.

„Der starke Hans“ ist ein Märchen nach Motiven der Brüder Grimm. Was war für Sie die größte Herausforderung bei der Adaption der Vorlage?

Insgesamt war es keine leichte Aufgabe, die Grimm’sche Vorlage in eine familiengerechte Geschichte zu transformieren. Das Märchen strotzt vor Brutalität und Gewalt. Das habe ich entschärft, was nicht leicht fiel, da Hans mit seiner abnormen Stärke für die Lösung seiner Aufgabe sorgt. Stattdessen habe ich andere Konflikte generiert. Problematisch war das Fehlen einer Frauenfigur, mit der sich der Zuschauer - wie mit Hans - identifizieren kann. Ich habe die Prinzessin, die als Randfigur am Ende der Vorlage auftaucht, von Anfang an in das Abenteuer geholt. Keine typische Adlige allerdings. Sara ist eine junge, freche, kluge Frau, die Hans in nichts nachsteht.

Wie würden Sie Ihr Märchen interpretieren? Was ist daran noch wichtig für die heutige Zeit?

Oh, das ist kaum zu beantworten. Ich bin fest überzeugt, dass das Interpretieren das Vorrecht des Zuschauers ist. Was ich dazu sagen kann: die Adaption ist selbstverständlich auch eine Interpretation der Ausgangsgeschichte. Ich habe Themen, die uns heutzutage bewegen, eingeflechtet, um unsere Zeit, das Hier und Jetzt, mit in die Geschichte zu holen. Märchen sind lehrreich und unterhaltsam gleichsam. Dem Grundprinzip bin ich treu geblieben. Der Zuschauer wird das unschwer erkennen. Für mich steht »Der starke Hans« ein Märchen um die Sinnsuche im Leben, der Bedeutung von Familie und der eigenen Herkunft. Diese Fragen sind zeitlos.

Bei welcher Figur des Märchens konnten Sie Ihrer Kreativität am meisten Freiraum geben?

Um die Grimm’sche Vorlage filmtauglich zu machen, habe ich Figuren entwickelt, die im Märchen nicht existieren. Besonders Freude hatte ich beim osmanischen Barbier, dem Schreiber der Prinzessin und den komischen Halunken Klipperer und Dreher, die mit Sprachwitz und Klamauk für Unterhaltung sorgen. Auch die Hüterin der Luftgeister, die als Hexe nicht nur eine böse, sondern eine tragische Figur geworden ist, hat mich gereizt. Sie ist neben Prinzessin Sara und dem starken Hans eine tragende Säule des Märchens geworden.

Was ist die Moral von der Geschicht'?

Stark sein ist nicht alles!

Bei welcher Märchenfigur, an welchem märchenhaften Ort würden Sie gerne an die Tür klopfen?

Da hätte ich ganz viele Orte und ganz viele Märchenfiguren! Ganz besonders gerne wäre ich als Kumpel von Ali Baba unterwegs. Mit ihm die vierzig Räuber bezwingen und mit »Sesam, öffne dich« das Felsenstor der Schatzkammer öffnen. Das wär’s.