Redakteurinnen "Die drei Königskinder": Lene Neckel und Stefanie von Ehrenstein
Lene Neckel, Stefanie von Ehrenstein | Bild: SWR

5 Fragen an... - Redakteurinnen: Lene Neckel und Stefanie von Ehrenstein

Die Rolle der Familie, die Frage nach der Herkunft, nach dem Familiengefühl – das ist sicher das, was den alten Stoff bis heute zeitlos aktuell hält.

Warum haben Sie sich für die Verfilmung von "Die drei Königskinder" entschieden?

Dieses Märchen ist ein echter „Familienstoff“. Woher komme ich, was bedeutet mir Familie, was macht familiäre Bindung aus – das sind die zentralen Punkte und es sind existentielle Fragen. Daher sind wir sicher, dass jeder einen Zugang zu diesem Stoff finden kann. Für uns ein zentraler Aspekt.

Das Besondere in Bezug auf den Originalstoff ist, dass die „modernen“ Familienstrukturen bereits im Urmärchen angelegt sind. Denn die Königskinder wachsen bei Pflegeeltern auf. Wer prägt meinen Lebensweg – welche Bindung sind mir wichtig? Ein tolles Thema für Weihnachten…

Außerdem bietet „Die drei Königskinder“ alles, was man von einem Märchen erwartet: echte Heldenfiguren, ein Hauch Magie, spannende Abenteuer, starke Charaktere, viel Liebe und ein poetisches Happs End! Einfach ein idealer Märchenstoff.

Wie würden Sie Ihr Märchen interpretieren? Was ist daran noch wichtig für die heutige Zeit?

Die Rolle der Familie, die Frage nach der Herkunft, nach dem Familiengefühl – das ist sicher das, was den alten Stoff bis heute zeitlos aktuell hält.

Das Besondere an Märchen ist, dass die Geschichten in ihren Grundstrukturen Raum lassen, für eigene Interpretationen. Uns hat von Beginn an fasziniert, dass hier Königskinder frei von Standesdünkel in sehr bodenständigen, einfachen Lebensverhältnissen aufwachsen. Die Pflegeeltern, Emmi und Hans, leben ein einfaches, ländliches und naturverbundenes Leben. Die Kindern übernehmen dies: sie sind eins mit der Welt um sie herum – achten die Natur, bewegen sich in ihr sicher. Lotte hat ein besonders Gespür für Tiere, Fritz eine spannende Unerschrockenheit und Theo bereits großes Verantwortungsgefühl.

Lene Neckel: „Die Liebe zur Natur, die Schönheit des Einfachen, die Verbundenheit der Charaktere untereinander aber auch mit der Umwelt – das berührt mich besonders!“

Was war Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung bei der Adaption der Vorlage?

Die komplexe Vorgeschichte innerhalb des Märchens und die damit verbundene zeitliche Dimension von fast 20 Jahren war eine spannende Herausforderung. Es hat große Freude gemacht, da im Team an der idealen Erzählstruktur zu knobeln. Außerdem war es spannend, die Regeln für unsere Märchenwelt zu durchdenken – was erlaubt uns das Märchen, welche Logik muss eingehalten werden und welche Struktur ergibt sich daraus. Im weiteren Verlauf der Drehbucharbeit war es dann hier vor allem: das Loslassen! Die Autorinnen haben eine derart überzeugende Art zu schreiben - da trennt man sich ungerne, weil die Rädchen bereits ineinandergreifen!  Trotzdem mussten wir vereinfachen. Toll, wenn die Autorinnen so gut sind, dass man die Version danach genau so liebt, obwohl man das fast nicht für möglich gehalten hätte!

Welche Figur fanden Sie bei Ihrer Verfilmung besonders spannend?

In Bezug auf „Die drei Königskinder“ eine schwere Frage, denn die Liebe zu den Figuren entsteht aus dem Zusammenspiel aller! Die Bindungen der Figuren untereinander sorgen für Spannung. Ihre unterschiedlichen gesellschaftlichen Stellungen und Hintergrundgeschichten sind dabei ein wichtiger Aspekt. Jede Figur hat ihre Momente – jedem fühlt man sich an bestimmten Punkten unglaublich nahe, fühlt ganz unmittelbar, was sie beschäftigt.

Was hat Ihnen bei den Dreharbeiten besondere Freude bereitet?

Lene Neckel: „Für mich – als Redakteurin – ist immer wieder das Sichten der Muster ein besonderer Moment. Wenn die Geschichte lebendig wird. Hier war es eine Freude, weil das Kribbeln im Bauch auch beim Schauen nicht nachgelassen hat! Wenn man dann hängen bleibt: Weil jeder einzelne Schauspieler so gut ist, dass man keine einzige Sekunde verpassen mag und es unmöglich scheint, sich zu lösen.

Beim Dreh ist es toll, das Team zu erleben. Dieses gut funktionierende Uhrwerk, bei dem all diese besonderen, feinen Rädchen ineinandergreifen. Die ganz großen genauso wie die ganz kleinen! Dieses geballte Können, dieses Engagement und die Hingabe, mit der an der Umsetzung gearbeitet wird. Eine unglaubliche Energie!

Den Regisseur zu erleben, der all diese Rädchen schmiert! In unserem Fall mit einer ordentlichen Portion Mut, mit unglaublicher Liebe zum Detail, einem feinen Gespür für die richtige Inszenierung und einem kleinen Maß an Verrücktheit – denn finden Sie mal einen Regisseur, der bereit ist mit über 20 Tieren am Set zu arbeiten!“