
5 Fragen an... - Redaktion: Brigitta Mühlenbeck
Redakteurin Brigitta Mühlenbeck war schon immer eine emsige Märchenleserin.
1. Hatten Sie als Kind ein Lieblingsmärchen? Und warum?
In der Tat war ich eine emsige Märchenleserin – Grimm, Andersen, Bechstein, Hauff und natürlich 1001 Nacht. „Die sieben Raben“ faszinierten mich als Kind ungemein: schwarze düstere Vögel und durch einen bösen Fluch verzauberte Jungen, die auf Erlösung warten sind eine unschlagbare Kombination.
2. Warum haben Sie sich für die Verfilmung von „Die Salzprinzessin “ entschieden?
Unsere Reihe „Sechs auf einen Streich“ enthält Märchen in allen Facetten. Unsere Prinzessin Amélie ist ein junges Mädchen, das eine Haltung hat und zu ihr steht – auch wenn es für sie im wahrsten Sinne des Wortes sehr unbequem wird. Die lear’sche Frage des Vaters zwingt sie dazu, sich aus dem sorglosen Dasein einer Prinzessin zu lösen und konsequent ihren eigenen Weg zu gehen.
3. Wie würden Sie Ihr Märchen interpretieren? Was ist daran noch wichtig für die heutige Zeit?
König Christof und Prinzessin Amélie sind beide starke Charaktere, denen es schwerfällt, im Konfliktfall aufeinander zuzugehen. Solch ein Vater-Tochter – Konflikt ist sehr heutig und wir haben uns entschieden, ihn auch heutig zu erzählen. Dass unser Prinz ein Prinz aus dem Morgenland ist und so eine in einem deutschen Märchen eher ungewöhnliche Figur ist, unterstreicht unsere Absicht, die Verschränkung von Gestern und Heute zu erzählen.
4. Die Begegnung zwischen Prinzessin Amelie und der Waldfrau ist eine sehr rührende, fast magische Szene im Film. Hatten Sie sich die Szene genauso vorgestellt, als Sie das Drehbuch zum ersten Mal gelesen haben?
Sophie von Kessel und Leonie Brill spielen so innig und intensiv, dass uns eine Mutter-Tochter-Szene gelungen ist, wie sie in Familienfilmen sehr selten zu finden ist. Da Prinzessin Amélie nicht weiß, dass diese verständnisvolle fremde Frau ihre Mutter ist, verstärkt sich das Gefühl magischer Verbundenheit sogar noch. Die Szene übertrifft meine Erwartungen um Vieles – ich war gerührt, welche Kraft die zarte und stille „Waldfrau“ Sophie von Kessel entfaltet.
5. Bei welcher Märchenfigur, an welchem märchenhaften Ort würden Sie gerne an die Tür klopfen?
Für die Zuschauer von Das Erste gehören unsere Märchen zu Weihnachten, wie der Tannenbaum zu Heiligabend. Mich faszinieren Märchen, die wie unsere „Salzprinzessin“ einen Wandel erzählen und den inneren Weg, den die Protagonisten zurücklegen müssen an äußeren Orten fest machen: Schloss und Einöde, Heimat und Verlassenheit. Wir suchen Märchen, die aus diesem Gegensatz heraus deutlich machen, worum es am Ende immer geht: um Freundschaft, Vertrauen und Liebe.