Marianne Sägebrecht spielt Frau Holle | Bild: rbb/Sando Domonkos
Märchenfilm Deutschland 2008 - Frau Holle
Heute eines der bekanntesten Märchen der Weltliteratur. 2006 wurde dieses Märchen als "Deutschlands schönstes Märchen" ausgezeichnet.
Marianne Sägebrecht übernahm die Titelrolle im Märchenfilm "Frau Holle". Im Auftrag der ARD setzt der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) das bekannte Märchen der Brüder Grimm neu in Szene.
Weitere Rollen spielen Johanna Gastdorf (Witwe Weber), Peter Prager (Johann Müller), Franziska Troegner (Hermine Krüger) sowie die Mädchen Lea Eisleb (Marie) und Camille Dombrowsky (Louise). Als Geschichtenerzähler und Scherenschleifer Timor führt Herbert Feuerstein die Zuschauer durch den Film. Erstausstrahlung am 25.12.2008 um 16.05 Uhr.
Bild: rbb/Sandor Domonkos
Es war einmal ...
... eine Witwe, die hatte zwei Töchter. Davon war die eine schön und fleißig, die andere hässlich und faul. Sie hatte aber die hässliche und faule, weil sie ihre rechte Tochter war, viel lieber, und die andere musste alle Arbeit tun und das Aschenputtel im Hause sein.
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Die Goldmarie am Brunnen
Das arme Mädchen musste sich täglich auf die große Straße bei einem Brunnen setzen und musste so viel spinnen, dass ihm das Blut aus den Fingern sprang.
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Die Spule fällt in den Brunnen
Nun trug es sich zu, dass die Spule einmal ganz blutig war, da bückte es sich damit in den Brunnen und wollte sie abwaschen; sie sprang ihm aber aus der Hand und fiel hinab. Das Mädchen wusste nicht, was es anfangen sollte; und in seiner Herzensangst sprang es in den Brunnen hinein, um die Spule zu holen.
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Goldmarie holt die Brote aus dem Ofen
Es verlor die Besinnung, und als es erwachte und wieder zu sich selber kam, war es auf einer schönen Wiese. Auf dieser Wiese ging es fort und kam zu einem Backofen, der war voller Brot; das Brot aber rief: "Ach, zieh mich raus, zieh mich raus, sonst verbrenn ich: ich bin schon längst aus gebacken." Da trat es herzu und holte mit dem Brotschieber alles nacheinander heraus.
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Goldmarie schüttelt den Apfelbaum
Danach ging es weiter und kam zu einem Baum, der hing voll Äpfel, und rief ihm zu: "Ach, schüttel mich, schüttel mich, wir Äpfel sind alle miteinander reif." Da schüttelte es den Baum, dass die Äpfel fielen, als regneten sie, und schüttelte, bis keiner mehr oben war; und als es alle in einen Haufen zusammengelegt hatte, ging es wieder weiter.
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Frau Holle begrüßt die Goldmarie
Endlich kam es zu einem kleinen Haus, daraus guckte eine alte Frau. Dem Mädchen hatte Angst und es wollte fortlaufen. Die alte Frau aber rief ihm nach: "Was fürchtest du dich, liebes Kind? Bleib bei mir, wenn du alle Arbeit im Hause ordentlich tun willst, so soll dir's gut gehn. Du musst nur Acht geben, dass du mein Bett gut machst und es fleißig aufschüttelst, dass die Federn fliegen, dann schneit es in der Welt; ich bin die Frau Holle."
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Goldmarie schüttelt die Betten auf
Weil die Alte ihm so gut zusprach, so fasste sich das Mädchen ein Herz, willigte ein und begab sich in ihren Dienst. Es besorgte auch alles nach ihrer Zufriedenheit und schüttelte ihr das Bett immer gewaltig, auf dass die Federn wie Schneeflocken umherflogen; dafür hatte es auch ein gut Leben bei ihr, kein böses Wort und alle Tage Gesottenes und Gebratenes.
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Die Goldmarie wird belohnt
Nun war es eine Zeitlang bei der Frau Holle, da ward es traurig und wusste anfangs selbst nicht, was ihm fehlte, endlich merkte es, dass es Heimweh war und Frau Holle nahm es bei der Hand und führte es vor ein großes Tor. Das Tor ward aufgetan, und wie das Mädchen gerade darunterstand, fiel ein gewaltiger Goldregen. "Das sollst du haben, weil du so fleißig gewesen bist", sprach die Frau Holle.
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Die Goldmarie kehrt nach Hause zurück
Darauf ward das Tor verschlossen, und das Mädchen befand sich oben auf der Welt, nicht weit von seiner Mutter Haus; und als es in den Hof kam, saß der Hahn auf dem Brunnen und rief: "Kikeriki, unsere goldene Jungfrau ist wieder hie." Da ging es hinein zu seiner Mutter, und weil es so mit Gold bedeckt ankam, ward es von ihr und der Schwester gut aufgenommen.
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Die Pechmarie ist neidisch
Das Mädchen erzählte alles, was ihm begegnet war, und als die Mutter hörte, wie es zu dem großen Reichtum gekommen war, wollte sie der andern, hässlichen und faulen Tochter gerne dasselbe Glück verschaffen. Sie musste sich an den Brunnen setzen und spinnen; und damit ihre Spule blutig ward, stach sie sich in die Finger und stieß sich die Hand in die Dornhecke. Dann warf sie die Spule in den Brunnen und sprang selber hinein.
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Die Pechmarie ist faul
Sie kam, wie die andere, ins Land der Frau Holle. Am ersten Tag tat sie sich Gewalt an, war fleißig und folgte der Frau Holle, wenn sie ihr etwas sagte, denn sie dachte an das viele Gold, das sie ihr schenken würde; am zweiten Tag aber fing sie schon an zu faulenzen, am dritten noch mehr, da wollte sie morgens gar nicht aufstehen.
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Die Pechmarie macht ihre Arbeit nicht
Sie machte auch der Frau Holle das Bett nicht, wie sich's gebührte, und schüttelte es nicht, dass die Federn aufflogen. Das ward die Frau Holle bald müde und sagte ihr den Dienst auf. Die Faule war das wohl zufrieden und meinte, nun würde der Goldregen kommen.
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Die Pechmarie kehrt ins Dorf zurück
Die Frau Holle führte sie auch zu dem Tor, als sie aber darunterstand, ward statt des Goldes ein großer Kessel voll Pech ausgeschüttet. "Das ist zur Belohnung deiner Dienste", sagte die Frau Holle und schloss das Tor zu. Da kam die Faule heim, aber sie war ganz mit Pech bedeckt, und der Hahn auf dem Brunnen, als er sie sah, rief: "Kikeriki, unsere schmutzige Jungfrau ist wieder hie." Das Pech aber blieb fest an ihr hängen und wollte, solange sie lebte, nicht abgehen.
Eine Witwe hatte zwei Töchter, davon war die eine schön und fleißig, die andere hässlich und faul. Doch die Mutter hatte die Hässliche lieber, weil sie ihre rechte Tochter war. Die andere musste alle Arbeit tun.
Eines Tages fiel der Fleißigen beim Spinnen die Spule in den Brunnen und aus Angst vor der Mutter sprang sie hinterher. Als sie wieder zu sich kam, befand sie sich im Land von Frau Holle und begab sich auf die Suche nach der Spindel. Dabei kam sie an einem Ofen vorbei, wo das Brot flehte: "Zieh uns raus, zieh uns raus, sonst verbrennen wir!".
Fleißig wie sie war, zog sie die Brote heraus und genau so kam sie dem Wunsch des Apfelbaumes nach: "Schüttle mich, schüttle mich, meine Äpfel sind so schwer!". Am Ende ihres Weges traf sie auf Frau Holle und trat in ihre Dienste. Fortan schüttelte sie die Betten, dass es auf der Erde ordentlich schneite.
Doch nach einiger Zeit bekam sie Heimweh und Frau Holle ließ sie gehen - doch nicht ohne ihren verdienten Lohn. Für ihren Fleiß wurde sie mit einer Dusche aus purem Gold belohnt. Als sie im Heimatdorf ankam, krähte der Hahn: "Kikeriki, Kikeriki - unsere Goldmarie ist wieder hie!".
Ihre Schwester wurde neidisch und stürzte sich in den Brunnen, um dasselbe Glück zu erfahren. Aber schon kurz nach ihrer Ankunft kam die Faulheit zum Vorschein, sie ließ das Brot verbrennen und die Äpfel hängen. Auch bei Frau Holle hatte sie wenig Lust zu arbeiten und wurde bald wieder nach Hause geschickt. Natürlich nicht ohne 'Belohnung' - für ihre Faulheit bekam sie allerdings eine Dusche aus Pech.
Der Hahn begrüßte sie mit den Worten: "Kikeriki, Kikeriki - unsere Pechmarie ist wieder hie!". Das Pech konnte sie nicht mehr abwaschen und alle im Dorf machten sich lustig über sie.
Der Märchenfilm wurde im historischen Spreewalddorf Lehde in Brandenburg und in den Havelstudios Berlin produziert.
Herkunft
Wie viele Märchen hat auch Frau Holle seinen Ursprung in uralten Sagen. Die genaue wissenschaftliche Einordnung ist jedoch schwierig, da zu viele verschiedene Geschichten mit ihr in Verbindung gebracht werden und ihre Erscheinungsformen ebenso vielfältig sind. So verweist Frau Holle unter anderem auf die germanische Göttin Holla, ist Naturgeist, Quellgöttin, dämonische Verführerin und Gespenst im Wütenden Heer. Auch die Namen Holda, Hulda, Perchta, Freya, Frigga werden ihr allesamt zugeordnet.
Der älteste schriftliche Beleg stammt vom Erzbischof Burchard (auch Burkhard) von Worms. In seinen zwischen 1008 und 1012 niedergeschriebenen Dekreten erwähnt er die Vorstellung von "luftfahrenden" Frauen und nennt als deren Anführerin Frau Holda.
Die geographischen Wurzeln des Märchens liegen in Mitteldeutschland. Auch heute noch behaupten diverse Regionen, dass Frau Holle in ihren Bergen oder Seen haust. So soll am Grunde des Holleteichs am hohen Meißner in Hessen der Eingang zu Ihrem unterirdischen Reich liegen. Unweit davon ragen als weiteres Heiligtum der Frau Holle die Hollsteine aus dem Boden. Ebenso soll sie in den Thüringer Hörselbergen beheimatet sein und von dort die fleißigen Mägde belohnen, wenn sie am Tag der heiligen drei Könige, am 06. Januar, den Flachs von den Spindeln gesponnen haben.
Im Pflanzenreich erinnert der Holunder, auch Holler genannt, heute noch an Frau Holle. Der Name leitet sich ab von "holun-tar": Tar bedeutet Strauch oder Baum und holun heißt hohl oder heilig, kann aber auch mit der germanischen Göttin Holla in Verbindung gebracht werden. Hierdurch ergibt sich wiederum die Verbindung zu Frau Holle. Dem Holunderstrauch wurden Opfergaben dargebracht, um Krankheiten fernzuhalten.
Inspiriert durch die weißen Blüten des Strauchs, wurde auch erzählt, dass sich die Holunderblüten über Nacht in Tausende von zarten Federn verwandeln, die als Schnee zur Erde fallen. Hier ist die Analogie zum Frau Holle Märchen zu erkennen. Schon seit der Antike wird der Holunder als Heilpflanze geschätzt.
"Frau Holle" als Hörbücher, in Film und Fernsehen
Für Kinder gibt es die verschiedensten Kinder- und Hörbücher zum Märchen. Zahlreich verfilmt wurde "Frau Holle" ebenso: Der erste schwarz-weiß-Film stammt von 1906.
Puppentrickfilme entstanden 1953 in der DDR von Johannes Hempel und 1959 in Westdeutschland von der Augsburger Puppenkiste. Unter der Regie von Gottfried Kolditz produzierte die DEFA 1963 einen Spielfilm. Der Schweizer Regisseur Rudolf Jugert verfilmte Frau Holle 1971 ebenfalls. Eine tschechische Produktion von Juraj Jakubisko hatte 1985 Premiere. Unter dem Label "Die Märchenstunde" zeigte Prosieben 2006 Frau Holle als 45-minütigen Film.
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