
- Fünf Fragen an Jan Kruse
Er ist Produzent der Saxonia Media und auch für ihn haben Märchen eine ganz besondere Faszination.
1. Welche ist Ihre Lieblingsmärchenhauptfigur? Gibt es auch einen Lieblingsbösewicht?
Eine klare Präferenz für einen Märchencharakter habe ich nie gehabt. Viel mehr aber war ich von den grausamen und spannenden Märchen wie "Der kleine Däumling" oder dem "Märchen von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen" fasziniert, sowie von den phantasievollen Erzählungen der "Geschichte vom kleinen Muck", "Die kleine Seejungfrau" oder auch dem Kunstmärchen "Alice im Wunderland".
2. Wie würden Sie persönlich Ihr Märchen interpretieren? Was ist daran noch wichtig für die heutige Zeit?
Märchen sind zeitlos und somit auch noch genauso wichtig in der heutigen Zeit, denn sie beschäftigen sich mit den immer wiederkehrenden existentiellen Fragen der Menschheit. Insbesondere natürlich mit den Fragen von Kindern, die in eine unbekannte Welt hineinwachsen und durch Märchen bereits mit noch kommenden oder aktuellen Problemen konfrontiert werden. Das Märchen bietet dem Leser mit dem Erleben und Durchleiden dieser Konflikte Lösungsansätze für das eigene Leben. "Schneeweißchen und Rosenrot" handelt vom Erwachsen werden, von dem sich Lösen von den Eltern und von den Gefahren, die durch den Versuch seinen eigenen unbehüteten Weg gehen zu wollen, entstehen. Die Sehnsucht nach Freiheit reibt sich hierbei an der Angst vor dem Neuen und Unbekannten. Diese beiden Gefühle kämpfen - personalisiert durch Schneeweißchen und Rosenrot - gegeneinander an. Kinder, die unser Märchen emotional mit Schneeweißchen und Rosenrot durchleben, können so an deren Reifeprozess Teil haben, können an der Geschichte selbst reifen. Wir als Erwachsene und Eltern müssen, wie in diesem Märchen, ebenfalls einen schmerzhaften Loslösungsprozess durchlaufen. Ratschläge und Warnungen können nicht verhindern, dass die Kinder ihren eigenen Weg gehen, ihre eigenen Erfahrungen machen wollen. Da können wir noch so viele Verbote aussprechen und Firewalls, die moderne Art verzauberter Rosenbüsche, installieren, die nur das Gute durchlassen sollen: Wir können sie nicht daran hindern ihren eigenen Weg zu gehen.
3. Und die Moral von der Geschicht?
Das Märchen "Schneeweißchen und Rosenrot" hilft uns bei diesem Trennungsprozess insofern, als dass Fürsorge und Erziehung zu reinem Herzen die Kinder befähigt, Gut von Böse zu unterscheiden und mutig den eigenen Weg zu gehen. Selbstbewusstsein ist auch in der heutigen Zeit der beste Schutz für Kinder. Und obwohl die Mädchen, wie auch die Mutter, am Ende bereit sind loszulassen, spürt man intensiv, dass zwischen ihnen ein starkes emotionales Band bestehen bleibt, das sie auf ewig zusammenhalten wird. Das macht Mut und gibt Kraft.
4. Was hat Sie beim Drehen zum Lachen gebracht?
Großen Spaß hatte ich immer wieder an der Spielfreude aller Schauspieler in ihren tollen Kostümen, die an den ausgefallen Motiven eine ganz eigene kreative Dynamik entwickelt haben. So wurden Pausen mit den tollsten Improvisations-Szenen gefüllt, die leider auf keinem "Making-Of"-Band zu sehen sind.
5. Was hat Sie beim Drehen genervt oder verwundert?
Nach einer ersten Drehwoche voll herrlichstem Sonnenschein schienen wir in unserem Märchenwald in der Sächsischen Schweiz wie verzaubert zu sein. Plötzlich jedoch wurde der Wald mit einem bösen Fluch belegt und es regnete ohne Unterlass. Hatten wir am Anfang etwa zu viel märchenhaftes Glück gehabt, für das uns die Zwerge des Waldes bestrafen wollten? Die Natur ist eins der größten Schätze der Märchenverfilmung, ein zusätzlicher Hauptdarsteller - bei dieser Verfilmung allerdings der komplizierteste.