Lehrkraft positiv getestet - Berliner Gymnasium bleibt wegen Corona-Fall geschlossen

Do 13.08.20 | 20:23 Uhr
Das Gerhart Hauptmann Gymnasium in Berlin in Treptow-Köpenick. (Quelle: rbb)
Audio: Inforadio | 13.08.2020 | Ute Schuhmacher | Bild: rbb

Im Berliner Gerhart-Hauptmann-Gymnasium in Treptow-Köpenick werden wegen eines Corona-Falls Lehrpersonal und Schüler getestet - und die Schule bleibt vorerst geschlossen. Unterdessen wehrt sich die Schulsenatorin gegen den Vorwurf der Konzeptlosigkeit.

Wegen eines Corona-Falls bleibt das Gerhart-Hauptmann-Gymnasium im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick vorerst geschlossen. Wie Bezirksstadtrat Bernd Geschanowski dem rbb am Donnerstag sagte, sollen alle Lehrkräfte und eine Klasse auf das Coronavirus getestet werden. Deshalb könne man noch nicht einschätzen, wann das Gymnasium im Ortsteil Friedrichshagen wieder öffnen könne.

Im Laufe des Tages würden 22 Schüler und 76 Lehrer getestet. Im Idealfall lägen die Laborproben am Freitag vor. Dann werde über das weitere Vorgehen entschieden. Es sei nicht vorgesehen, dass der Schulbetrieb komplett lahmgelegt werde, so Geschanowski weiter.

Schulleiter bedauert Schließung kurz nach den Sommerferien

Schulleiter Thomas Hänert erklärte am Donnerstag im Interview mit dem rbb, er sei von der betreffenden Lehrkraft am Mittwoch zwischen 17 und 18 Uhr über das positive Testergebnis informiert worden. Das Gesundheitsamt sei aber telefonisch nicht erreichbar gewesen, so Hänert. Da er keine fachliche Rückmeldung mehr habe bekommen können, habe er per Mail das Kollegium und die Elternvertreter über seine Entscheidung zur Schließung des Schule informiert. Diese Maßnahme habe er vorab mit der Schulaufsicht besprochen.

Bezirksstadtrat Bernd Geschanowski sagte, man werde jetzt prüfen, wann und wo der Anruf der Schulleitung im Gesundheitsamt am Mittwoch eingegangen war. Die Rufbereitschaft des Amtes sei besetzt gewesen.

Schulleiter Hänert: "Gesundheitsschutz aller Beteiligten geht vor"

Die Schulleitung begründete ihre Maßnahme am Mittwoch in einer Mitteilung an die Lehrer, Schüler und Eltern. "Obwohl die betreffende Lehrkraft nur mit wenigen Schüler*innen und Lehrkräften Kontakt hatte und sich an die geltenden Hygienevorschriften gehalten hat, also eine Übertragung relativ unwahrscheinlich ist, hat für uns der Gesundheitsschutz aller Personen im Haus höchste Priorität", heißt es in dem Schreiben, das dem rbb vorliegt. Seit Donnerstagmorgen steht die Schulleitung nun in Kontakt mit dem Gesundheitsamt.

"Mir ist schon klar, das ist eine rigorise Maßnahme, gerade nach den Zeiten der Schulschließung im Frühjahr. Aber für mich ging an dieser Stelle die Prävention und der Gesundheitsschutz aller Beteiligten vor", so Hänert im rbb. Gleichwohl sei die Schließung bedauerlich, gerade weil Schüler und Lehrer nach langer Zeit wieder zu einem regelmäßigen Unterrichtsbetrieb zurückkehren wollten.

Zurück zum Home-Schooling

Das Gymnasium hat 800 Schülerinnen und Schüler und ist die erste Schule in Berlin, die wegen eines Corona-Falls geschlossen hat. Die Fachlehrer seien gebeten, den Schülern Aufgaben zukommen zu lassen.

Sieben weitere Schulen melden Fälle

Kurz nach Beginn des neuen Schuljahres in Berlin wurden neben dem Gerhart-Hauptmann-Gymnasium an sieben weiteren Schulen Corona-Infektionen festgestellt, wie die Senatsbildungsverwaltung dem rbb weiter mitteilte. Laut "Tagesspiegel" vom Mittwoch handelt es sich dabei um folgende Schulen:

  • Heinz-Berggruen-Gymnasium in Westend
  • Anna-Essinger-Geminschaftsschule in Lichterfelde
  • Karl-Weise-Schule in Neukölln
  • Evangelisches Gymnasium zum Grauen Kloster in Schmargendorf
  • Gustav-Freytag-Oberschule in Reinickendorf
  • Max-Beckmann-Oberschule in Reinickendorf

Laut Gesundheitsverwaltung gebe es eine weitere, nicht benannte, betroffene Schule in Reinickendorf, heißt es. Die Betroffenen und ihre Kontaktpersonen seien unter Quarantäne gestellt worden.

Der Amtsarzt des Bezirks Reinickendorf, Patrick Larscheid, hat sich dagegen ausgesprochen, Schulen wegen einzelner Corona-Fälle komplett zu schließen. Er sagte, viel normaler und unaufgeregter sei es, einzelne Klassenverbände für einige Tage in Quarantäne zu schicken.

Gewerkschaft kritisiert Konzeptlosigkeit

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Berlin geht indes davon aus, dass weitere Schulen wegen Corona-Fällen vorübergehend geschlossen werden müssen. Die GEW-Landesvorsitzende Doreen Siebernik warf am Donnerstag im rbb-Inforadio Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) vor, kein Konzept dafür zu haben. Nur die Schule zu schließen, reiche nicht. Man brauche einen Plan B, so Siebernik.

Außerdem kritisierte die GEW, die Schulen seien auf mögliche Infektionen nicht gut genug vorbereitet worden. Die Sommerpause sei "verschlafen" worden durch die zuständige Verwaltung und Senatorin Scheeres, hatte Siebernik am Dienstag gesagt.

Scheeres wehrt sich gegen Vorwurf

Scheeres wehrte sich am Donnerstag gegen den Vorwurf von Schulleitern und GEW, die Schulen seien mit Hygieneplänen zum Schuljahresbeginn allein gelassen worden. Es gebe einen Musterhygieneplan, den die Schulen auf die jeweilige räumliche Situation anpassen sollen, sagte die SPD-Politikerin am Donnerstag in der rbb-Abendschau. Gemeinsam mit der Gesundheitsverwaltung und den Gesundheitsämtern sei eine Handreichung erarbeitet worden.

Dass am Donnerstag in Berlin eine Schule geschlossen wurde, hätte sie sehr besorgt, weil die Lehrkräfte sich dort nicht an den Hygieneplan gehalten hätten, so Scheeres. Es sei wichtig, dass in den Schulen die Regeln auch eingehalten würden, damit der Gesundheitsschutz gewährleistet werde und die Schülerinnen und Schüler beschult werden könnten.

Senatorin kündigt Gespräche mit Lehrern und Eltern an

Das neue Schuljahr in Berlin hatte am Montag begonnen. Die Schülerinnen und Schüler haben wieder Unterricht im Regelbetrieb, also ohne Abstandsregeln und in gewohnter Klassenstärke, müssen aber außerhalb des Unterrichts eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Daran hat es in den vergangenen Wochen viel Kritik gegeben, nicht zuletzt von der GEW und dem Landeselternausschuss.

Für kommenden Montag kündigte Bildungssenatorin Scheeres die erste Sitzung des neuen Hygienebeirats an. Die Senatorin reagierte damit auf eine Einladung durch die beiden Organisationen zu einem Treffen für einen "Corona-Bildungspakt" am Donnerstag.

GEW und Elternvertreter hatten argumentiert, es müsse dringend darüber gesprochen werden, wie gute Bildung und Gesundheitsschutz in den Schulen miteinander vereinbart werden könnten. Dem entgegnete Scheeres in einem Brief: "Würden wir jetzt erst über einen 'Corona-Bildungspakt' nachdenken, wären wir reichlich spät dran."

Sendung: Abendschau, 12.08.2020, 19.30 Uhr

Hinweis der Redaktion: rbb|24 berichtet nicht über jeden Corona-Fall in Berliner oder Brandenburger Schulen und auch nicht über jede Schul- oder Klassenstufenschließung beziehungsweise alle Quarantäne-Maßnahmen. Die Fälle, über die wir berichten, haben wir redaktionell ausgewählt, weil es hier besonders berichtenswerte Auswirkungen gibt oder sie exemplarisch für die Situation stehen.

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