Alternative App - Berliner Grundschule testet Lern-Plattform für die Jüngsten

Sa 06.03.21 | 08:49 Uhr | Von Kirsten Buchmann
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Symbolbild: Homeschooling, Mädchen, 11 Jahre alt, lernt Zuhause (Quelle: dpa/Jochen Tack)
Audio: Inforadio | 06.03.2021 | Kirsten Buchmann | Bild: dpa/Jochen Tack

Lernraum Berlin, HPI-Schulcloud, Itslearning: Oberschülern sind solche Lernplattformen spätestens seit vergangenem Frühjahr vertraut. Eine Berliner Grundschule arbeitet inzwischen als Pilotschule mit einer einfacher zu bedienenden Lernplattform. Von Kirsten Buchmann

Ihre Fächer an diesem Tag finden Schüler ganz oben auf der Übersichtsseite ihrer App "Sharezone", zum Beispiel Mathe, Nawi, Deutsch und Englisch. Klein darunter stehen die entsprechenden Anfangszeiten der Stunden. Für die Kinder sei das leicht anzuwenden, meint der stellvertretende Leiter der Grundschule in der Köllnischen Heide in Berlin-Neukölln, Stefan van Elsäcker: "Das funktioniert sehr intuitiv. Wenn ich in eine Videokonferenz beitreten möchte, klicke ich auf den Button des jeweiligen Unterrichtsfachs, und bin in der Videokonferenz drin."

App informiert über dringende Hausaufgaben

Um daran teilzunehmen, bräuchten Schüler nicht einmal eine E-Mail-Adresse. "Ein großes Plus", findet Stefan van Elsäcker, "denn nicht jeder hat eine." Das weiß er aus der fünften Klasse, in der er Deutsch unterrichtet.

Van Elsäckers Schule testet als Pilotschule die Lern-App "Sharezone". Schon seit vergangenem Herbst, vor der Schulschließung im Dezember, hatte sie damit begonnen. Gegenüber anderen Lernplattformen sieht van Elsäcker ihre Vorteile: "Der Schüler kann, wenn er die App öffnet, die Unterrichtsfächer sehen, wann er welchen Unterricht hat, bei wem, in welchem Raum. Welche Hausaufgaben sind dafür noch dringend zu erledigen, zu welchem Zeitpunkt? Und welche Informationen hat mir der Lehrer dazu noch eingestellt? Also aus Schülersicht eine ganz, ganz tolle Sache."

Pilotschule muss erst mal nichts zahlen

Weil die Schüler momentan in A- und B-Gruppen eingeteilt sind, die nur im Wechsel Präsenzunterricht haben, zeigt die App ihnen sowie ihren Eltern auf einem Kalender an, wann sie wieder in der Klasse sein müssen. Informationsschreiben und Elternbriefe gehen ebenfalls über die App an die Familien raus. Kollegen können auf der App den Vertretungsplan abrufen. Sie wäre also auch etwas für andere Schulen, meint die Rektorin der Grundschule in der Köllnischen Heide, Astrid-Sabine Busse. Als Pilotschule müsse ihre Schule bisher noch nicht mal etwas für die App zahlen: "Ich glaube, es soll dann pro Schüler mal drei Euro im Jahr kosten."

Falls die Schule später für die App bezahlen muss, kann das für große Schulen wie die Grundschule in der Köllnischen Heide allerdings teuer werden. Bei 650 Schülern wären es wohl fast 2.000 Euro. Erst einmal finanzieren "Sharezone"-Geschäftsführer Nils Reichardt und seine Kollegen ihr Start-up-Unternehmen über Wettbewerbsgelder und ein Gründerstipendium. Mit Hilfe der Rückmeldungen aus der Praxis will Reichardt seine App weiterentwickeln: "Existierende Funktionen werden wir weiter ausbauen und vor allem einen Chat einbauen, sodass man individuelle Kommunikation ermöglicht."

Datenschutz ist Voraussetzung

Schulen dürfen mit dieser App arbeiten unter der Voraussetzung, dass der Datenschutz gewährleistet ist. "Sharezone" betont, dass mit Hilfe eines Datenschutzbeauftragten geklärt zu haben. Insgesamt entscheiden Schulen in eigener Verantwortung, welches Lernmanagementsystem sie einsetzen, so die Bildungsverwaltung.

Schulleiterin Astrid-Sabine Busse weist zugleich darauf hin, dass ihr digitales Lernen nicht über alles geht. Auch ihr Stellvertreter Stefan von Elsäcker sieht die App nur als einen von mehreren Kanälen, um während des Distanzunterrichts mit den Kindern in Kontakt zu bleiben: "Der echte Kontakt ist durch nichts zu ersetzen."

Momentan funktioniert dieser echte Kontakt zu Kindern, die wegen der Corona-Pandemie noch nicht wieder in die Schule dürfen, über Treffen mit ihrer Lehrerin oder ihrem Lehrer in der Eingangshalle. Dort erhalten sie nicht nur Umschläge mit Aufgaben, sondern auch immer mal wieder eine Kleinigkeit wie eine Blume, eine Süßigkeit oder etwas zum Basteln.

Sendung: Inforadio, 06.03.2021, xx:xx Uhr

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Beitrag von Kirsten Buchmann

1 Kommentar

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  1. 1.

    Schön dass die Digitalisierung auch in Neukölln angekommen ist. Aber die gleichen Funktionen bietet die staatliche Lernplattform auch, oder auch z.B die Learning View App, die unsere Grundschule benutzt. Soweit ich weiß zahlen die Schulen dafür nichts. Aber wer das Pferd neu erfinden will muss es sich halt leisten können.

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