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Die Germanen-Ausstellung im Neuen Museum zeigt, wie der Germanen-Mythos von den Nazis instrumentalisiert wurde. Marion Bertram, Kuratorin des Museums für Vor- und Frühgeschichte erklärt, dass es die Germanen - als homogenes Volk - gar nicht gegeben hat.
Die Germanen - so wie sie gern gesehen werden von alten und neuen Rechtspopulisten: tapfere Kämpfer, ein Volk, eine Nation. Diese Ausstellung räumt mit solchen Klischees auf.
Marion Bertram, Kuratorin Museum für Vor.- und Frühgeschichte
"Man hatte ja das Bedürfnis aus den archäologischen Befunden auch Lebenswelten der Germanen , zu rekonstruieren und wir sehen hier ein Paar ein sogenanntes germanisches Paar, der frühen Bronzezeit. Und wir würden heute für die Bronzezeit nicht von Germanen sprechen. ..."
Im vaterländischen Saal des neuen Museums wird noch aufgebaut.
Marion Bertram war bei den Vorbeiterungen dann doch überrascht, wie lange die Germanen ein Tabuthema in der Forschung waren:
Marion Bertram, Kuratorin Museum für Vor.- und Frühgeschichte
"Der Begriff Germanen war so belastet durch die Nazizeit und man hat ihn erstmal vermieden und hat ihn erst in den 60iger Jahren in die Lexika wieder aufgenommen."
Filmausschnitt: "Deutsche Vergangenheit wird lebendig", 1936.
Fundstücke aus dieser Grabung in Brandenburg – Wilhelm Unverzagt, 1935 Leiter des historischen Museums, bekommt für seine Forschung reichlich Geld von den Nationalsozialisten:
Marion Bertram, Kuratorin Museum für Vor.- und Frühgeschichte
"Das war ja das typische an Unverzagts Rolle, er hat praktisch einen Spagat geübt zwischen seinem wissenschaftlichen Engagement und politischem Taktieren, um seine wissenschaftlichen Ziele zu erreichen seine Ausgrabungen fortsetzen zu können. Und diese Ausgrabung auf dem Bärhörst bei Nauen ist zwar propagandistisch in übelster Manier ausgenutzt worden, aber es ist tatsächlich auch die erste Flächengrabung einer großen germanischen Siedlung."
Filmausschnitt: "Deutsche Vergangenheit wird lebendig", 1936.
Im Archiv des archäologischen Zentrums lagern die Akten zu den Germanen -Grabungen von Wilhelm Unverzagt in den dreißiger Jahren. Die Nationalsozialisten interpretieren jegliche Funde als Zeichen der Überlegenheit der germanischen Kultur. Die Glasnegative der Ausgrabungen zeigen allerdings, so war es nicht:
Marion Bertram, Kuratorin Museum für Vor.- und Frühgeschichte
"Das sind eben dörfliche Ansiedlungen, aber man würde jetzt nicht eine besonders bedeutende altgermanische Hochkultur daraus rekonstruieren."
Auch die Übermenschenideologie der Nazis stützt sich auf das falsche Bild vom angeblich rassenreinen Germanen. Dabei hatte schon der Arzt Rudolf Virchow 1874 herausgefunden: das stimmt so nicht. verschieden.
"Man hat damals angenommen, dass Germanen schmalköpfig sind und Slawen breitköpfig, Virchow hat in diesem Fall ein germanisches Gräberfeld untersucht - Individuen, die in diesem Gräberfeld gefunden wurden und hat in dieser Schädelserie sowohl breit-köpfige als auch schmalköpfige Schädel gefunden und kam zu dem Schluss, dass also die Vermessung dieser Schädel keine Aussage über die ethnische Herkunft der Individuen bringen kann."
Zu viel Ideologie, zu wenig Wissenschaft, an den tendenziösen und falschen Erkenntnissen aus der Nazizeit arbeitet sich die Germanen Forschung heute ab.
Autorin: Bettina Lehnert