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Die hundertjährige Marthe Cohn ist klein, frech und war Spionin im zweiten Weltkrieg - sie rettete damit vielen Soldaten der Alliierten das Leben. Der Dokumentarfilm "Chichinette" von Nicola Hens zeigt die Geschichte und das Engagement der couragierten Freiheitskämpferin.
Marthe Cohn ist heute 100 Jahre alt. Und immer noch frech wie eh und je.
Sie war eine echte Spionin im 2. Weltkrieg, jetzt hat sie wieder eine Mission: Ihre Geschichte erzählen. Dafür hält sie pausenlos Vorträge auf der ganzen Welt. Immer mit dabei: Ehemann Major.
Nicola Hens hat über Marthes Leben einen Dokumentarfilm gedreht. Es ist ihr wichtig, die Erinnerungen an den Holocaust zu bewahren. Marthe traf sie zufällig in deren Wahlheimat Los Angeles bei einer Filmvorführung.
Nicola Hens, Regisseurin
"Sie ist ja sehr klein und sehr auffällig als Person, bewegte sich so ganz langsam durch den Raum, kam auf mich zu. Und guckte mich dann mit diesen wahnsinnig neugierigen Augen an. Und so hat das alles angefangen."
Der Film zeigt Marthes Geschichte von klein auf. Sie wird in einer jüdisch-orthodoxen Familie in Elsass-Lothringen geboren, da beide Eltern deutsch sprechen, wächst sie zweisprachig auf. Als der Krieg ausbricht, die Nazis immer weiter Frankreich besetzen, flieht die Familie.
Marthe wird Krankenschwester. Als ihr Verlobter von den Nazis erschossen und ihre Schwester deportiert wird, möchte sie nur noch eines: Kämpfen für den Frieden. Von der Resistance abgelehnt, meldet sie sich bei der französischen Armee.
Nicola Hens, Regisseurin
"Sie war halt die kleine – nicht vom Alter sondern von der Größe her – die kleine Blonde, der man irgendwie nicht so richtig was zugetraut hat. Und ich glaube, dass eben nach der Befreiung von Paris, da waren ja immer noch Elsass und Lothringen waren ja immer noch besetzt. Und der Krieg war ja auch noch nicht zu Ende. Und dass sie da gedacht hat: ok jetzt, jetzt ist das meine Chance. Ich bin Krankenschwester. Ich kann hier meinen Beitrag leisten.
Weil sie deutsch spricht, schickt sie die Armee über die Grenze, sie soll den Rückzug der Wehrmacht ausspionieren.
Nicola Hens, Regisseurin
"Und es gibt eine total schöne Geschichte, sie hat so eine Bauernfamilie an der Schweizer Grenze, die ihr geholfen haben, die auch eingeweiht waren. Und die Tochter hat dann sofort gesagt: Ey mit diesen schicken französischen Klamotten fällst du sofort auf. Das kannst du nicht anziehen. Und hat ihr so nen Filzrock gegeben so einen grünen. Und sie beschreibt das so schön. Sie sagt: `Dieser Rock der war grässlich. Der hat gekratzt der sah total unförmig aus.´"
Marthe warnt ihren Colonel vor einem Hinterhalt der Wehrmacht im Schwarzwald. Die französische Armee kann der Schlacht ausweichen. Ihre Spionage bewahrt viele Soldaten vor dem Tod.
Heute hofft sie ein Vorbild sein zu können. Vor allem für die jüngere Generation. Ihre Botschaft: Engagiert euch und habt Mut zum Widerstand.
Autorin: Lilli Klinger