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Bei einem Besuch in der "George Villa" am Wannsee berichtet Buchautor Thomas Medicus von seiner Doppelbiographie über Vater Heinrich und Sohn Götz George - zwei prägende Schauspielkünstler des 20. Jahrhunderts.
Wannsee – beste Adresse.
Wir haben Glück. Thomas Medicus hat ein Buch über Heinrich und Götz George geschrieben. Und wir dürfen kurz einen Blick in die ehemalige George-Villa werfen.
Jens-Peter Ketels, Hauseigentümer
"So, Herr Medicus, kommense!"
Ein ehemaliger Rechtsanwalt lebt heute hier. Es ist gerade Baustelle.
Jens-Peter Ketels, Hauseigentümer
"Heinrich George hatte hier links eine eigene Bar."
Thomas Medicus, Buchautor
"Ach, da war die Bar."
Jens-Peter Ketels, Hauseigentümer
"Und in der Bar hat sehr viel an Aktivitäten stattgefunden. Hier gab’s ja große Einladungen."
Der Hausherr von früher hängt heute in Öl wieder über dem Kamin. Sie haben es lange schön gehabt am Wannsee, die Georges.
Ein Buch über Vater und Sohn, zwei Schauspielgrößen und ein deutsches Jahrhundert. Im Archiv der Akademie der Künste liegt das Heinrich-George-Archiv. Ein deutscher Schauspielstar, auf der Bühne, und anfangs noch im Stummfilm.
Thomas Medicus, Buchautor
"Er hat auch den Sprung in den Tonfilm geschafft, das ist nicht allen Schauspielern gelungen. Er hatte eine ganz besondere Stimme, die auch zu seinem mächtigen Körper passte."
Filmausschnitt - "Berlin-Alexanderplatz" (1931), Regie: Piel Jutzi
"Ick mach’s nich mitte Muskeln. Ick mach’s mitte Schnauze. Treten se nur näher, meine Herrschaften."
Auch der Sohn kommt früh aufs Titelblatt, mal ernster, mal mit Zahnpastalächeln – der spätere Film- und Fernsehstar Götz George hat auch mal am Theater angefangen. Lehrjahre in Göttingen.
"Ich sehe Spiegel."
Der Vater wird in Stettin geboren, als Georg Schulz, dann nennt er sich zunächst Heinz George. 1912 hat er sein allererstes Theaterengagement, In Kolberg, in Pommern.
Thomas Medicus, Buchautor
"Das Interessante ist ja, dass Heinrich George dann viel, viel später in dem Film "Kolberg" gespielt, also in dem nationalsozialistischen Durchhalteepos."
Das letzte filmische Aufgebot – von Joseph Goebbels persönlich in Auftrag gegeben. Heinrich George ist dabei.
Filmausschnitt - "Kolberg" (1945), Regie: Veit Harlan
"Kolberg darf nicht aufgegeben werden, Gneisenau."
"So wollt ich’s von Ihnen hören, Nettelbeck. Jetzt können wir zusammen sterben."
Thomas Medicus, Buchautor
"Er ist eigentlich deswegen so interessant, weil er als Nazi oder Nationalsozialist nicht dingfest zu machen ist. Sondern eigentlich diesen Typus des erfolgreichen Künstlers darstellt, der sehr, sehr verführbar ist. Und der, das meine ich zumindest, auch mit ner verhältnismäßig großen Skrupellosigkeit seine Karriere betrieben hat."
Eine Homestory von 1939, kleiner und großer Götz. Der Sohn, benannt nach der Paraderolle des Vaters – Götz von Berlichingen. Wie umgehen mit einem solchen Erbe? Götz Georges Bild vom Vater wird stark von der Mutter, Berta Drews, geprägt. Heinrich stirbt 1946 in einem sowjetischen Speziallager. Da ist Götz erst 8 Jahre alt.
Berta Drews, Schauspielerin (1977)
"Da er starb hat man ihm viel untergejubelt an Devotion und… Sagen wir, der berühmte Kniefall vor Hitler, der ist nie von George getan worden."
Götz George, Schauspieler (1985)
"Mein Vater war zutiefst unpolitisch. Das war ein sehr geradliniger Mensch, immer gewesen."
Tatort-Ausschnitt - "Duisburg-Ruhrort" (1981), Regie: Hajo Gies
Als Schimanski, als neuer Typ Mann und Kommissar, wird George junior zur Fernsehlegende. Und auch im Film feiert er noch internationale Erfolge.
Preisverleihung
Sogar Jack Nicholson lässt er in Venedig hinter sich.
Thomas Medicus, Buchautor
"Ich würde aus meiner Perspektive sagen, doch, Heinrich George, er hat schon die Funktion des Übervaters gehabt. Selbst, wenn man ihn vermeiden wollte. Wenn Götz George sagt, ´Naja, das werd ich nie schaffen – so gut zu sein, wie mein Vater auf der Bühne´, dann war er ja doch wieder präsent."
Thomas Medicus erzählt eine fesselnde Vater-Sohn-Geschichte – in vielem typisch deutsch. Und in vielerlei Hinsicht die Geschichte von großen Schatten.
Autor: Steffen Prell