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Das Deutsche Theater ist als Staatstheater krisenfest. Aber wie geht es den kleinen freien Bühnen in der Stadt in dieser weiteren Zwangspause?
So ausgestorben hat Jacopo Lanteri den Ort an dem er arbeitet noch nie erlebt. Die Tanzfabrik in den Uferstudios ist wie im Winterschlaf. Nur dank der Förderung vom Senat müssen sie nicht ganz schließen.
Jacopo Lanteri, Leitungsteam Tanzfabrik
"Das hier ist normalerweise das Foyer der großen Studios, wo die großen Veranstaltungen stattfinden. Normalerweise gibt es hier keine Markierungen. Hier ist normalerweise die Bar, hier findet das Ticketing statt. Normalerweise es ist sehr lebendig hier."
Im Studio nebenan entwickelt der Tänzer Sergiu Matis gerade ein neues Stück. Davon lebt er eigentlich. Als Choreograf ohne festes Haus ist er immer nur für ein Projekt engagiert.
Sergiu Matis, Tänzer
"Wie es weitergeht ist für mich eine Frage voller Unsicherheit und Ängste. Finanzielle Ängste waren schon vor der Pandemie da, aber jetzt ist es noch mehr."
Neben der Arbeit mit Profis ist für die Tanzfabrik der Unterricht eine wichtige Einnahmequelle. Hier kann jeder tanzen lernen. Zur Zeit läuft alles online. Die Kurse kommen gut an, aber um die Kosten zu decken reicht es nicht aus.
Jacopo Lanteri, Leitungsteam Tanzfabrik
"Wenn diese Art von Lockdown bis zum März oder April weitergehen sollte, dann ist das wirklich eine Schwierigkeit. Für die Schulabteilung wäre es dann vielleicht wirklich das Aus, würde ich sagen."
Dabei ist die Tanzfabrik eine Institution in Berlin.
Auch hier, vor dem Theater o.N. würden jetzt in der Vorweihnachtszeit eigentlich Kinder Schlange stehen. Es war einst die erste freie Bühne der DDR.
Dagmar Domrös, Leitungsteam Theater o.N.
"Das ist das Bühnenbild von einer neuen Inszenierung: 'Die Schneekönigin'. Das Stück sollte eigentlich im Dezember Premiere haben. Aber jetzt kann nur geprobt werden. Das dürfen wir noch. Unser kleiner Zuschauerraum kann normalerweise in dieser Jahreszeit fünfundvierzig bis fünfzig Menschen fassen, wenn man sich eng zusammen drängt."
Viel ist hier in diesem Jahr online passiert. Es gab sogar das digitale Festival "Fratz". Aber jetzt wird ganz analog der Adventskalender fürs Schaufenster gebastelt. Das Theater ist im Moment durch die staatliche Förderung abgesichert. Trotzdem ist die Angst groß, während der langen Schließung in Vergessenheit zu geraten.
Dagmar Domrös, Leitungsteam Theater o.N.
"Dafür machen wir das ja, damit die Kitagruppen und die Familien hierher kommen und wir für sie spielen können. Von diesem Kontakt leben wir im Grunde nicht nur finanziell, sondern auch emotional."
Für alle aus der freien Szene geht es jetzt gerade darum trotz Lockdown irgendwie sichtbar zu bleiben und zu zeigen, dass sie da sind.
Autorin: Bettina Lehnert